Hercules Handbuch Das Fahrrad 1922

Vorschau (1,19 MiB)

DAS FAHRRAD « ENTWICKLUNG DES FAHRRADES, DAS FAHRRAD DES BURGERS, ARBETTERS UND LANDMANNES =DAS FAHRRAD IM VERKEHR= DIE WAHL DES GEEIGNETEN FAHRRADES MIT FEDERZEICHNUNGEN V: A-OSTERMANN ZU BEZIEHEN VON DEN NÜRNBERGER HERCULES-WERKEN AG NURNBERG e 4 I d KARL FR- FREIH-DRAIS V: SAUERBRONN „PROFESSOR DER MECHANIK- Die Entwicklung des Fahrrades. Eine vielverbreitete Annahme bezeichnet es zwar als grundfalschh den Freiherrn von Drais, dessen Bildnis wir am Kopfe dieser Schrift bringen, als den Erfinder des Zwei- radeshinzustellen, weil das Germanische Museum in Nürnberg Modelle enthalte, die aus der ersten 3 Hälfte des 18: Jahrhunderts, also ein Säculum vor Drais’ Auftreten, stammen. Es ist aber in keiner Weise bewiesen, daß Drais diese längst verschollenen Vorgänger gekannt hat; * es ist sehr wohl zu glauben, daß er zu seiner Nacherfindung völlig selbständig gelangt ist. Es genügt, daß an Drais’ Namen die Fort- bildung und Umgestaltung des Zweirades tat- sächlich anknüpft. Der Erfinderruhm gebührt unter allen Umständen, auch wenn man vor Drais zurückgeht, den Deutschen. Die geistreichen Franzosen haben der schwerfälligen deutschen Laufmaschine durch Einführung der Pedale ein weiteres ent- scheidendes Entwicklungsmoment gegeben, und die praktischen Engländer interessierten sich bald für die merkantile Seite der Sache und gelangten so zu wichtigen Einzelerfindungen und vorzüglich zu Materialverbesserungen. So- mit haben sich die drei größten Kulturvölker der Welt nach Maßgabe ihrer nationalen Fähigkeiten und Neigungen brüderlich in das Verdienst geteilt. Die Konstruktion der Draisine war, wie die Abbildung S. 6 zeigt, verblüffend einfach. Zwei Räder — gewöhnliche Wagenräder von der Höhe des heutigen Zweirades — waren durch ein Gestell verbunden, dem zuerst sogar der Sattel fehlte. Ueber dieses Gestell trat der Fahrer oder richtiger Läufer mit gespreizten Beinen, ergriff die Lenkstange, einen schräg nach hinten zulaufenden Stab, ohne Querstange im Sinne der jetzigen Lenkstange, und fing an zu gehen oder zu laufen. Der ganze Vor- teil des Instruments war also der, daß der Läufer zeitweilig durch Aufsitzen des Ober- ° körpers auf das Gestell die Beine entlasten konnte, besonders, wenn es bergab ging. Aus dem letzteren Grunde wurde bald der Sattel eingeführt und man mag damals die Bemerkung von der mühelosen Balance auf rollendem Rade zuerst gemacht haben, eine Bemerkung, die für die unbeholfene Erfindung eine ent-. scheidende Wichtigkeit gewinnen sollte. Drais starb, ohne die verdiente Beachtung gefunden zu haben; aber sein Werk sollte nicht umsonst sein. Im Jahre 1862 führte der Franzose Michaux, indem er von der richtigen Idee ausging, es müßte gelingen, die Füße nicht nur beim Bergabfahren, sondern dauernd vom Erdboden zu emanzipieren, die Pedale ein, und das neue Fahrzeug erregte 1867 auf der Pariser Weltausstellung großes Interesse, . welches namentlich die geriebenen Albion Söhne be- wog, sich näher damit zu befassen. Die ganze Bauart und das plumpe Material waren zwar noch himmelweit vom bescheidensten Komfort entfernt und die Engländer nannten mit treffendem Lakonismus das Zweirad den „Knochenschüttler“, aber schon die nächste Zeit sollte einen gewaltigen Umschwung bringen. Die Jahre 1867 bis 1871 sind für die Material- frage entscheidend geworden. Deutschland ® & E ee o E & K o° a o De =, o 6 o ü 5 TE und Frankreich hatte um diese Zeit anderes zu tun, und so fiel die Aufgabe der Vervoll- kommnung von Michaux’ Modell an die Engländer, die dem großen Duell 1870/71 fern standen. Aus Schnelligkeitsrücksichten. wurde der Durchmesser des Michaux’schen Vorderrades, das den Pedalantrieb besaß, er- heblich vergrößert, womit zugleich die Ver- kleinerung des Hinterrades zusammenhing; es entstand der Typus des hohen Bicycle, des regulären Zweirades. In der alten Materialherstellung war das- selbe als, Sportmaschine kaum zu brauchen. Das kolossale Eigengewicht des Vehikels, die empfindlichen, durch keinerlei Federung auf- gefangenen Stöße, sobald der Boden nicht spiegelglatt war, ferner die Achsenreibung der konischen Lager, in der ein großer Teil der treibenden menschlichen Kraft nutzlos verloren ging all das waren Uebelstände, die eine weitgehende Verwendung und Verbreitung verhinderten. In den oben genannten 4 Jahren wurden zuerst die dicken Holzradien durch Drahtspeichen ersetzt, der eisenbeschlagene Holzkranz wurde durch halbkreisförmige Stahl- felgen mit eingebetteten Gummireifen ver- drängt, die Flächenreibung: der konischen Lager NEE a =, ee > zunächst am Vorderrade, später an allen rei- benden Teilen wurde ersetzt durch die lineare Reibung, wie sie sich aus den Wesen der Kugellager ergab. Das reguläre — oder direkt, ohne Ein- schaltung mechanischer Glieder zwischen Pedal und Tretrad, getriebene — Bicycle hat zunächst, im.einzelnen fortschreitend verbessert, ein volles Jahrzehnt lang unbestritten geherrscht. Zu Beginn der 80er Jahre erst erwachsen dem Hochrad zweiräderige Nebenbuhler von irregu- lären Systemen, über die es je nach der Mangel- haftigkeit triumphierte oder sie neben sich dulden mußte; zu Beginn der 90er Jahre endlich wuchs ihm der letzte Konkurrent, das Zweirad über den Kopf; das Hochrad ging mehr und mehr zurück, geriet bald auf den Aussterbe-Etat und wird heute wohl nur noch in den Museen als kulturhistorisches Monstrum gezeigt. Dieser Kampf um die Gestaltung des Zweirades wird uns ausschließlich interessieren, denn das Einrad (Monocycle) und das ein- oder mehrsitzige Dreirad (Tricycle) haben, ersteres nur als Kunstfahrmaschine, letzteres nur als Transportvehikel, eine beschränkte Bedeutung. Es würde hier zu weit führen und der Raum verbietet es uns, die ganze chrono- ® IR dry Oo 9 9, RR LEO ya logische Entwicklung des Zweirades wieder- vr zugeben. Ende der 70er Jahre wurden in Frankfurt am Main von Kleyer und später in Nürnberg und München die ersten Fahrräder fabrikmäßig hergestellt. In Nürnberg war die erste der- artige Fabrik die Firma Carl Marschütz &Co., deren Begründer zuvor durch Ankauf eines englischen Hochrades die Anregung zur Auf- nahme der Fahrradfabrikation in Bayern ge- geben hat. Aus dieser Firma gingen die heutigen Nürnberger Hercules-Werke Akt.-Ges. Nürnberg hervor. WE IR ® ® Die starke Verbreitung des Fahrrades begann in den 90er Jahren und erreichte ihren Höhepunkt etwa vor dem Weltkrieg 1914. Das Fahrrad wurde zu den verschiedensten Zwecken verwendet, und zwar als leichtes und bequemes Fortbewegungsmittel zu Touren aller Art, als Nutz-Rad zum beschleunigten Ver- kehr in den Städten und auf dem Land und als Instrument zu olympischen Sportspielen; seiner FEinfügung in den Straßenverkehr der Städte wurden anfänglich allerlei Schwierig- keiten bereitet; man erinnert sich noch heute lächelnd des Nummernzwanges, der vorherigen Probefahrten und der überängstlichen Ueber- wachung des Fahrrad-Verkehrs. Diese Maßnahmen haben die starke Ver- breitung des Fahrrades nicht verhindern können o und dies ist nach jeder Richtung erklärlich. Das Fahrrad des Bürgers und Arbeiters. ° Schon vor dem Weltkrieg war das Siedlungsproblem in den Städten eine viel ° erörterte Frage; es drängte in den Städten © dahin, das Wohnungswesen aus dem Zentrum ° & herauszunehmen und nach den Peripherie- S aber nur geschehen, wenn über die Burgfrieden oder den Vororten hinauszulegen; dies kann o© der Städte hinaus Straßenbahn-Verbindungen o © Groß- und Mittelstädte stemmen sich gegen A ° eine, den Verkehrsbedürfnissen rasch folgende Verkehrserweiterung ihrer Straßenbahn-Netze und so blieben oft viele schöne Gebiete un- erschlossen, würde das Fahrrad nicht zum Y Helfer werden. Für den geübten Radfahrer bilden Zeit, N Raum und Wetter kein Hindernis; im mäßigen o° MR eo o © & © Tritt meistert er seine 18 bis 20 km die Stunde; o DIR legt er sein Wohnhaus nur 10 km vom Stadt- Fe inneren weg, dann ist er schon allem Trubel und Lärm, aller Belästigung durch Rauch und 0 Ruß völlig enthoben. So war es vor dem Krieg 1914 bis 1918 und heute sprechen noch ganz andere o° o x» oder andere Fahrgelegenheiten bestehen; viele o a = wor Gründe mit, dem Fahrrad eine maß- gebliche Rolle in der Wohnungsfrage zuzuweisen. Die Fahrpreise auf den Straßen- und Eisenbahnen sind um das 7—10 fache gestiegen; Verbindungen, die vor dem Krieg bei täglich 4maliger Benützung mit 40 Pfg. bestritten werden konnten, kosten heute pro Tag Mk. 3.—, das sind über Mk. 900.— pro Jahr allein für Fahrkosten! Es ist klar, daß das Fahrrad wieder zum vielverbreitetsten Verkehrsmittel des Bürgers und Arbeiters geworden ist. Aber darüber hinaus auch das Mittel zur körperlichen und geistigen Er- tüchtigung. Der in heutiger, ruheloser Zeit überaus angestrengte menschliche Körper bedarf sorg- samer Pflege und Erholung; nur einer Ober- schicht der Bevölkerung der Städte ist es ge- geben, sich jährlich einmal oder öfters von den Arbeitspflichten ganz und zwar auf Wochen zurückzuziehen und im Grebirge oder an Seen Erholung zu suchen. Der angestrengte Geschäftsmann kann sich nur Ferien-Ersatz leisten, indem er sonn- täglich diesen etappenweise nimmt. o° De a © & A oO Da greift er oft schon Samstags nach- mittags zu seinem getreuen bewährten Fahr- rad, überprüft es noch in all seinen Teilen, reinigt und ölt es noch, wo nötig und schwingt sich darauf; sorgsam sind vorher die Mittel- bach’schen Tourenkarten studiert und Rast und Zielpunkte gesteckt worden. So findet der Samstag Abend z. B. den Münchner nach kurzer Fahrt an den bayerischen Seen, den Nürnberger in der Fränkischen Schweiz, den Frankfurter im Taunus oder der Bergstraße, den Dresdner in der Sächsischen Schweiz und den Berliner an den Havelseen. Es wird Rast gemacht, einige Stunden geschlafen und der Morgen findet den Stahlrad- Touristen wieder in freier Natur, die Frische des kühlen Morgens atmend, das wunderbare Erwachen der Natur genießend. Ist die Tour verständnisvoll zusammen- gestellt, so führt sie schon spät vormittags langsam zurück. Und das Ergebnis? Ein von (reschäften aller Art bis zur Erschöpfung erdrückter Mensch hat sich in raschem Entschluß losgemacht von seiner Um- gebung, hat Aerger und Verdruß zu Hause gelassen und sich ganz der Natur zugewendet. Kaum den Armen der Stadt entronnen, wird das ganze wüste Bild des hastigen Schaffens der Woche untertauchen, ihn ver- lassen und die Wunder der Natur in ihrer tausendfältigen Art sich ihm auftun; er wird zunächst vergessen und dann genießen. (renießen, das, was die Wwunderpracht eines Frühlings-, eines Sommer-, eines Herbst- und selbst eines rauhen Wintertages dem Menschen zu bieten vermag und das ist viel. Er wird seine Lungen weiten und neue Ströme frischer Luftwellen in sich aufnehmen, er wird sich stark und gekräftigt fühlen, er, der griesgrämig die Woche hindurch die Speisen anrührte, wird tapfer den dampfenden Schüsseln der „Wirtin zur blühenden Linde“ zugreifen und ihre Kochkunst loben. Er wird Land und Leute, Sitten und je (rebräuche kennen lernen, sein Gesichtskreis sich weiten und seine Erfahrungen vertiefen und, so er sich in lieber (Gesellschaft befindet, IR wird sich in Gottes freier Natur das Band um Beide nur noch fester schließen. Und der Abend des Sonntages wird ihn wieder gemächlich den heimischen Penaten zusteuern sehen, ihn, den innerlich und äußer- lich Erwachten und zu neuer Arbeit der Woche jr I Erstarkten. Ind wo blieben sie, die Erben des unglücklichen Krieges, die Arm- und Bein- Verstümmelten, hilflos an den Platz gefesselten, unsere Kriegsinvaliden ohne das Fahrrad ? Ihnen hat längst die Technik des Fahrrad- Konstrukteurs passende Hilfsmittel an der Maschine vorgesehen, die sie in die Lage ver- setzen, das Fahrrad zu gebrauchen und zu bedienen, wie ein nicht Verstümmelter; ihnen, die hilflos mit der Bein-Protese sich vorwärts bewegen, gestattet das Fahrrad die Bewältigung von 10—14 km die Stunde und so ist auch ihnen der Garten der Natur geöffnet. Das Fahrrad des Landmannes. Auf dem Lande hat sich das Fahrrad ganz ‚außerordentlich eingebürgert; das ist namentlich in Deutschland mit seinen wohl- gepflegten Straßen auch ganz natürlich; es bietet dem Bauern und seinen Hilfskräften, männlichen und weiblichen, das Mittel, von den entferntest gelegenen Gründen des Bauern- gutes schnell und zuverlässig zum Hof zurück- zukehren und umgekehrt; und es bietet nach des Abends Mühe und Arbeit Bauer und Knecht die Möglichkeit, die Nachbarorte leicht zu erreichen, „Botschaften“ oder auch anderes zu überbringen, was früher nur nach mühevoller stundenlanger Wanderung erreicht werden konnte. Das Fahrrad im Verkehr der Post und des Telegraphen und als Last-Fahrzeug. g I Keine Postanstalt der Welt kommt heute noch ohne das Fahrrad aus. Heute, wo Zeit (zeld ist, bedeutet Zeit gewinnen alles. ED Stadt und Landpost stellen durch flinke, auf Fahrrädern eilende Boten die Depeschen zu, der Landbriefträger geht nicht mehr müh- selig beladen schweren Schrittes seinen Gang, sondern er kommt in hurtiger Fahrt die Land- straße entlang und bewältigt seinen Dienst in der Hälfte der Zeit; wer in Berlin, München, Dresden und anderen Städten diese Radfahrer- o° Zustellung von ihrem Zentralstationspunkt aus hat beobachten können, mußte sich sagen, daß hier mit modernen Mitteln gearbeitet wird. & - He s IR ® Nicht weniger geeignet, aber auch weniger beliebt sind Fahrräder mit kastenartigem Auf- bau zur Beförderung geringerer (rewichts- mengen, z. B. Last-Räder für Buchhandlungen, Nahrungsmittelgeschäfte und andere. So ist die ungelenke Erfindung des badischen Forstmeisters von Drais zu einem Verkehrs-Instrument von einer so universellen Verbreitung geworden, daß man sich den Ver- kehr ohne das Fahrrad von heute schlechter- dings nicht mehr vorstellen kann. Im Gegenteil: Wenn die Zeichen der Zeit nicht trügen, wird das Fahrrad, in seiner Verbreitung durch den Weltkrieg gehemmt, neuerdings einen Siegeslauf unternehmen, der ihm vielleicht Gebiete erschließt, an die heute noch gar nicht gedacht worden ist. 2 Die Wahl des geeigneten Fahrrades. A Für die Wahl des geeigneten Fahrrades v „) sind besondere (Gesichtspunkte maßgebend 1,.° und zwar: % x o 1. Das Fahrrad soll stabil im Rahmen- E bau und doch gefällig im Aeußeren I sein . ° 2. Die Speichen gut eingesetzt, die Lager, Konusse und Kugeln von bester Qualität 3. Die Felgen und Pneumatik von der- selben 4. Der Gang ruhig und doch federnd 5. Das Fahren ein im Sattel. ruhiges, schwingendes, kein stoßendes. Es ist klar, daß diese zahlreichen FEr- fordernisse nur von einem Fabrikat erreicht werden, das aus den Erfahrungen jahr- U ° > zehntelanger Praxis geboren worden ist. u S o Das Hercules-Fahrrad ist das Pro- dukt dieser jahrzehntelangen Erfahrung; £ oO es wird in 10 Hlaupttypen herausgebracht, > über die im einzelnen das folgende zu sagen ist: EDDIE UES 1. Das NHW-Herrenrad ein Rad zum strapazieren und speziell für Hamsterer 2. Das NHW-Damenrad für gleiche Zwecke | o 3. Das Hercules-Prior-Tourenrad o ein besseres Rad für Touristen, & Jäger, Landleute u. s. w. 4. Das Hercules-Prior-Damenrad desg!. \ & d. Das Hercules-Prior-Halbrennrad halbschweres, flinkes Rad für junge Leute 6. Das Hercules 72 ein feines elegantes Herrenrad MR in besonders schöner Ausstattung, für Spazierfahrten und Geschäfts- zwecke (. Das Hercules 74 eleganter Halbrenner, .mit allen , Schikanen, leicht und schnell 8. Das Hercules 76 hochfeines Damenrad mit allen Neuheiten, in feinster Aufmachung 9. Das Hercules 78 ein extrastarkes Tourenrad, un- verwüstlich, mit doppelten Rohren, für Greschäftszwecke. Dr -] 1 ax Die Nürnberger Hercules- Werke A.-G. in Nürnberg. Die von Carl Marschütz 1886 als kleine Werkstatt gegründete Fabrik wurde in den Jahren 1888 erweitert und 1897 in eine Aktien- gesellschaft umgewandelt; die Arbeiterzahl war 1886 mit 10 auf 320 im Jahre 1903 und die Produktion im Jahre 1907 auf 15000 Fahrräder gestiegen. Die Tatsache zeigt sinnfällig die Entwicklung der Herculeswerke vom Jahre 1888 ab, wie sie organisch aus sich selbst heraus im Laufe von 30 Jahren von der Werk- stätte im Mietsbau 1908 ein großes 16000 []m umspannendes Werk geworden sind, das außer einer 180 pferdigen Dampfkraft ebenso elek- trische Kraft und insgesamt über 300 Werk- zeugmaschinen besitzt. Die Herculeswerke haben die Renn- reklame der früheren Jahre weder mitgemacht, noch gefördert, aber sie haben zu einer Zeit, da noch niemand den Wagemut zu solcher Unternehmung hatte, das Hercules-Velodrom, den größten Saalbau Nürnbergs, errichtet, der viele Jahre als Lehr- und Lernsaal für Rad- fahrende diente und bis heute der größte Fest- raum Nürnbergs geblieben ist, der, an einen DRDMEOTTE o Le] anderen Besitzer übergegangen, zu gesellschaft- lichen Zwecken aller Art vermietet wird. Die Nürnberger Hercules-Werke A.-G. erbauten 1894 auch das Modell zur Elberfeld- Barmer Schwebebahn; die bezüglichen Ver- suchsfahrten befriedigten s. Z. vollkommen; 1896—97 schufen sie ein Spezial-Gepäck-Drei- rad, 1898 in Nürnberg das erste elektrische Lastautomobil, 1899 ein Gepäck-Zweirad. Seit 15 Jahren haben die N. H. W. auch die Fabrikation von Benzin-Lastautos auf- genommen, auf welche Fabrikation in einer Sonderschrift einzugehen sein wird. Die Bewertung der Erzeugnisse der Nürnberger Hercules-Werke. Mannigfach sind die Auszeichnungen aller Art, welche N. H. W.-Erzeugnisse auf Ausstellungen sich errungen haben, so erhielten sie zuerkannt: 1886 Wiener Sport-Ausstellung die .große silberne Verdienst-Medaille 1897 Oldenburgische Fahrrad-Ausstellung die (Goldene Medaille 1899 Jubiläums- Ausstellung Dresden das Diplom zur Goldenen Medaille 1906 Bayerische Landes-(rewerbe-Ausstellung in Kollektiv-Gruppe die (roldene Preis- Medaille „für vorzügliche Leistung in der Fabrikation von Fahrrädern und in geschmackvoller Anordnung der Aus- stellungsgruppe“ ferner auf der gleichen Ausstellung 1906 die Silberne Medaille „für sehr gediegene technische Ausführung von Kranken- fahrzeugen mit sicherer einheitlicher Steuerung und (Grewährleistung ruhigen Transportes auch unter minder günstigen Wegeverhältnissen“. Gutachtliche Aeußerungen über Hercules- Fahrräder und sonstige Fahrzeuge: Wir stellen diesen gutachtlichen Äußerungen zunächst solche aus den 90er Jahren voraus zum Beweis dessen, welche Wertschätzung damals schon Hercules-Räder genossen haben: Ich gebrauche jetzt schon seit fünf Jahren ein Herculesrad in meiner Praxis und habe bis jetzt noch kein Rad gefahren, welches sich so be- währt hat wie das Ihrige. In der ganzen Saison habe ich noch keine einzige nennenswerte Repa- ratur gehabt, trotzdem ich das Rad bei den schlech- testen Wegen und bei dem ungünstigsten Wetter fortwährend benützte. Die Stabilität des leichten Rades ist tadellos und der Gang der Maschine der denkbar leichteste. Hochachtungsvoll Rödingen b. M.-Gladbach, 16. Jan. 1897 Dr. Meller, Arzt. Das bezogene Rad ist tadellos, und bin ich sehr zufrieden damit und werde Ihre Firma darum weiter empfehlen. Hochachtungsvoll Koppitz i. Schl., 25. März 1897 Professor Thill. Ich empfing heute die mir bemusterte Ma- schine' und kann Ihnen nur meine Zufriedenheit über deren sorgfältige und saubere Ausführung bekunden. Hochachtend Saarbrücken, 14. Febr. 1897 Otto Venn. Sodann bestätige ich noch den Empfang des mir für meinen Gebrauch gesandten Racers und muß ich Ihnen offen sagen, daß dieser eine Muster- maschine ersten Ranges ist und allgemeinen Bei- fall findet. Auch erwerben ihre Damenräder all- gemeinen Anklang und hoffe ich, hierin ein gutes Geschäft zu machen. Hochachtungsvoll Düsseldorf, 1. April 1897 Heinr. Thonemann. Mainz-Mombach, 16. März 1910. Ich bitte um Zusendung eines Feststellbandes für die Steuerung. Ich fahre einen Halbrenner Ihres Fabrikates 3 Jahre und bin sehr zufrieden damit. Diese Kleinigkeit ist das erste Stück, das ich gebrauche. Friedrich Bullacher. Hannover, 18. März 1910. Ich bitte um Kostenanschlag, wenn ich mein Rad vollständig neu emaillieren und vernickeln lasse. Dieses Rad, Modell 16, habe ich vor Jahren von meinem Onkel in Saarbrücken geschenkt er- halten und möchte seiner ausgezeichneten Halt- barkeit und Dauerhaftigkeit, vor allem aber des leichten Gewichtes und Laufes wegen es nicht gerne weg geben. Ich habe das Rad auf einer großen Anzahl Touren sehr stark beansprucht und kann es daher bestens empfehlen. v. Marees, Bergbaubeamter. Gr. Zünder b. Danzig, 22. März 1910. Seit 8 Jahren habe ich 2 Fahrräder Ihrer Marke in Gebrauch und haben sich dieselben so vorzüglich bewährt, daß ich noch ein solches an- schaffen möchte. Ich bitte daher um Ihren Katalog. W. Morgenroth, Klempnerei. 3 Mehlauken, 4. Februar 1911. Habe vor 7 Jahren ein Rad Ihres Fabrikates in Tilsit gekauft und bin sehr zufrieden damit. Das Rad hat die Nummer 56920; dasselbe hat noch nie eine Störung oder Bruch gezeigt. Es beweist dies dessen Güte. Auch die Konusse und alle sonstigen Bestandteile sind noch tadellos. Ich mache immer weite Touren mit schwer belastetem Rucksack, sogar meinen Lehrling habe ich schon “ öfters auf größeren Strecken mit nach Hause ge- fahren. Hermann Wittke, Malermeister. Wartenburg i. Ostpr., 24. März 1913. Ich bemerke, daß ich mit einem Rad Ihres Fabrikates vollständig zufrieden bin und kann ich Ihre Räder Jedermann bestens empfehlen. Joh. Lenhardt, Briefträger. Sachsenberg-Waldeck, 5. Febr. 1914. Im Mai 1903 kaufte ich ein Hercules-Rad. Ich habe diese Maschine den Sommer durch wohl täglich bei schlechtem Wetter und auch auf schlechtesten Straßen gefahren und trotzdem hat sich die Maschine nach zehnjähriger Benützung sehr gut gehalten, so daß ich bis heute noch keine Reparaturen daran hatte, was wohl eine Seltenheit ist. Infolge der langen Zeit ist die Emaillierung abgenützt. Ich frage daher an, ob Sie solche neu machen können. Karl Valentin. Blumenthal-Eifel, 11. Febr. 1920. Ich bezog aus Ihrer Fabrik ein Invaliden- Zweirad. Mit demselben bin ich sehr zufrieden und komme damit sehr gut zurecht. Kihnern Krs. Striegau, 19. Mai 1916. Ich fahre ein Hercules-Rad No. 30962 seit 1899 und bin "außerordentlich zufrieden damit. Nach 17jähriger Benützung möchte ich doch manches modernisieren lassen, weshalb ich um Ihren Katalog bitte. Robert Dreßler, Maurerpalier. Was besagen vorstehende gutachtliche Äußerungen ? 1. Hercules-Fahrräder werden von Kennern und Sachverständigen wegen ihrer eleganten, feinen Bauart gerühmt. m Hercules-Fahrräder werden von Kennern und Sachverständigen als vorzüglich gear- beitet, vornehm und geschmeidig in der Bauart attestiert. 3. Hercules-Fahrräder werden von Kennern und Sachverständigen 8, 11 ja 17 Jahre ge- fahren, damit als unverwüstlich gekenn- zeichnet. 4. Kenner und Sachverständige nennen Hercules-Fahrräder Maschinen ersten Ranges. {6} IKOMEE SCHEITERTE ÄRTET VTEREEEIEETT EEE & w- j 2 z “

Hercules Handbuch Das Fahrrad 1922


Von
1922
Seiten
32
Art
Anleitung
Land
Deutschland
Marke
Hercules
Quelle
Heinz Fingerhut
Hinzugefügt am
09.05.2019
Schlagworte
Als Gast hast Du Zugriff auf die Vorschau in reduzierter Qualität, als Vereinsmitglied des Historische Fahrräder e.V. kannst Du auf die höher aufgelöste Standard Qualität zugreifen.
Standard (2,94 MiB) Publikationsqualität anfordern wird später freigeschaltet

Änderungshistorie


  • 14.08.2022: "1922" statt "1920" (wg. "PREIS 150M.")

Ähnliche Dokumente

Hercules, Broschüre 100 Jahre Hercules 1986
1986, Werbematerial, 16 Seiten
Hercules Katalog 1982
1982, Katalog, 12 Seiten
Hercules Handbuch 1981
1981, Anleitung, 11 Seiten