Vorschau (1,15 MiB)
Maße: 295 x 210 mm
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Nummer 4
Alle Fahrer strafpunktfrei!
Lohmann-Motoren bei der Zuverlässigkeitsfahrt „Rund vm Braunschweig”
Zuverlässigkeitsfahrt „Rund um
die BMW-Klub (ADAC)
Mai ausgeschrieben hatte, stand
uns an dieser
von der
hörten,
Als wir
Braunschweig"
Braunschweig für den 1.
es für uns fest, daß wir
fungsfahrt beteiligen würden. Die Geländeorientierungs-
fahrt führte über 110 km durch Geländepartien,
hebliche Anforderungen an Fahrzeug und Mann stellten,
und war in ihrer Streckenfestlegung mehr als eine Quer-
feldeinfahrt zu
der
schwierigen Prü-
die er-
bezeichnen.
Wir wußten jedoch, daß wir uns auf unsere Lohmann-
Motoren konnten und meldeten trotz der
bekannten Schwierigkeiten und der Skepsis
vier Lohmann-Fahrer Teilnahme im
Sonderklasse an
verlassen
uns der
Rennleitung zur
Rahmen
Wie nicht
eine lebhafte
Teil die Ansicht vertrat, daß unsere Maschinen, wenn sie
die schwierige Strecke überhaupt bewältigen sollten, einen
Sack voll Strafpunkten bekommen würden.
einer
anders zu erwarten, löste unsere Anmeldung
Diskussion aus, wobei man zum größten
Mai hatte
ebenso
Das strahlend schöne Frühlingswetter des 1.
viele Zuschauer herbeigelockt, die
BMW-Maschinen
Fahrer
interessierte
gönnerhaftem
verfolgten. Wir
Fabrikate unter
Modellen 50
Fahrer der mit
Start
Zuverlässigkeit
Fahrer
wie die
Lächeln den
hatten, um
Beweis zu stellen,
und 51
unserer vier
unserer
mit
die
je zwei den
ausgerüstet.
die
Hin-
der
Fahrtverlauf gab den Erwartungen,
gestellt
Der
wir an
sicht
gesamte
Maschinen hatten, in jeder
auf
hätten
unsere
recht 3ereits dem ersten Fahrtabschnitt,
uber 46 km ging, unsere
Fahrer eine viel kiirzere Fahrzeit Ten
ein frühe- -
Zeitkontrol-
wäre So
erzielen können, wenn
res Eintreffen an den
len erlaubt gewesen
mußte sich unsere Mannschaft zu-
rückhalten ging
setzten Zeit geschlossen
Zeitkontrollen,
der
mitten im
zweiten
und zur festge-
durch die
wobei sie zum Er-
der schweren
Rudel lag.
Geländeab-
staunen Fahrer
Maschinen
Bei
schnitt waren
tung starke Steigungen
derprüfungen vorgesehen. So
einem Höhen-
einem und
dem
Rennlei-
Son-
war
von der
und
zB, An bewaldeten
zug auf sehr feuchten
Die vier LohmannsFahrer am Start. Von links
nach rechts: Hans Frank, Achim Grahle, Dieter
Feldman und Max Gumbert
"eten
« j 1
engen Waldweg eine tief ausgefahrene Furche zu nehmen.
Im Gegensatz zu den schweren Maschinen waren wir hier
und mit allen Fahrern fehlerfrei aus
im Vorteil gingen
der Prüfung hervor.
Schon hier zeigte es sich, daß der kleine Motor hervor-
Die Skepti-
ker waren jedoch noch nicht überzeugt und prophezeiten,
ragende Leistungen hervorzubringen vermag.
daß das unausbleibliche Fiasko unweigerlich bei den nach-
folgenden Prüfungen eintreten würde.
Die Sonderprüfung im Oeselberg war besonders schwie-
Steilabfahrt in einem ehemaligen
Steilauffahrt
nehmen war, die Sich dann in einer Serpentine längs des
einer Steilauffahrt
18-ccm-Maschin-
rig, da nach einer
Sandbruch anschlieBend eine am Hang zu
Hangs fortsetzte und wiederum in
endete. Obwohl diese Priifung fiir unser
chen fast unüberwindlich schien, kamen unsere Fahrer
hier ohne Strafpunkte durch. Innerhalb der gefor-
Zeit
samtdurchschnitt
Sie
auch
derten unsere vier einem Ge-
km/h
Zuverlassigkeitsfahrt
gingen Manner bei
von 30 geschlossen durchs Ziel.
hatten die
Strafpunkt
gesamte ohne jeden
überstanden.
Die
Teil
nau wie auf der vorjährigen
Motoren
3ewunderung. Es
Lohmann-Motor
Verblüffung des Publikums, das zu einem großen
'rgebnis erwartet hatte, war groß. Ge-
des ADAC
allgemeiner
ein anderes F
Deutschlandfabrt
waren unsere jetzt Gegenstand
war ein schöner Erfolg für unseren
re
OE
NG
con PAD
Bei
PERPIGNAN
Lohmann-Motoren knattern durch Frankreich
Herr Schelhane aus Paderborn gibt uns einen
Bericht über seine Fahrt von Paderborn nach Per-
pignan an der französisch-spanischen Grenze und
zurück, die er mit dem; Lohmann-Motor Nr. 1389
durchführte. Diesem Bericht entnehmen wir folgende
Einzelheiten:
Ende vorigen Jahres habe ich mit dem Lohmann-Motor
eine annähernd 5000 km lange Fahrt von Paderborn nach
Perpignan gemacht. Auf dieser Reise hat der Motor
Unglaubliches geleistet: mit über 30 kg Gepäck habe ich
ohne Schwierigkeiten Steigungen von 10 % auf langen
Strecken bewältigt. Allein in den französischen Alpen
wurden vier Pässe von über 2000 m Höhe (Col de la
Cayolle, Col de Vars, Col d’Izverd und Col de Lautaret)
überwunden. Außerdem habe ich meine Schwester, die
auf einem zweiten Fahrrad mit weniger Gepäck fuhr, auf
freien Strecken dauernd mitgezogen. Da wir uns leider
nicht jeder einen Lohmann-Motor hatten kaufen können,
mußten wir uns auf diese Weise mit einem Motor behelfen.
*
Nachdem uns St. Bürokratius endlich seinen Segen ge-
geben hat und die letzten Bescheinigungen eingetroffen
Sind, Starten wir an einem Nachmittag in Paderborn. Wir
haben die Absicht, nach Spanien zu fahren, müssen jedoch
unseren Reiseplan ändern, als wir durch Bekannte in
Frankfurt erfahren, daß es sich nicht empfehle, Spanien
mit dem Fahrrad zu bewandern.
So ändern wir unseren Reiseplan und beschließen, nur
bis an die spanische Grenze zu fahren. Ohne daß wir es
bedauern, hält uns ein Regen zwei Tage in Heidelberg
fest. Dann geht es bei herrlichem Wetter weiter und ganz
plötzlich stehen wir bei Kehl an einer sauberen Holz-
baracke: Wir sind an der Grenze.
Wir passieren die Grenze
Der deutsche Zollbeamte grüßt uns kühl und unpersön-
lich, stempelt die Pässe und übergibt uns den Franzosen.
Diese umschwärmen uns, fragen nach diesem und jenem,
jedoch nicht nach Dingen, die den Zoll angehen, Schließ-
lich werden unsere Pässe gestempelt und wir fahren
schon ab, da bemerkt ein Zollbeamter meinen Motor und
ich muß schließlich noch 3 Mark für einen Durchlaß-
schein bezahlen.
Bei unseren Bekannten in Straßburg werden wir
unübertrefflich nett aufgenommen. Eine Woche bleiben
wir bei ihnen, dann müssen wir weiter. Es geht quer
durch die Berge. Alte Burgen nisten überall und nette
Städtchen mit romanischen Kirchen liegen in den Tälern.
Dann fahren wir am Fuße der Vogesen entlang auf Kol-
mar zu.
Zwei Tage bleiben wir in Kolmar, dessen zahlreiche
Kunstschätze einen unauslöschlichen Eindruck bei uns
hinterlassen. Dann fahren wir weiter und lassen uns von
Burgruinen und alten Städtchen so weit von der Haupt-
straße fortlocken, daß wir erst spät in Belfort ankommen.
Hier fühlen wir uns ziemlich fremd, niemand spricht
mehr deutsch, und besonders die großen Festungsanlagen
auf den Bergen vor der Stadt machen einen düsteren,
bedrückenden Eindruck.
Ein Anglerparadies
Am nächsten Abend landen wir bei Becancon in einer
kleinen, aber sehr sauberen Jugendherberge und fahren
am folgenden Tage weiter in Richtung Lyon. Wir kommen
an vielen Seen vorbei: ein Paradies für Armeen schweig-
samer Angler und geduldiger Entenschützen. Aus einem
Meer farbiger Häuser und roter Schornsteine steigt dann
vor unseren Augen Lyon, in einer weiten grünen Ebene
liegend, vor uns auf. Hier und da sieht man ein Stück
kiesiges Flußbett der Rhone und der Saöne. Lyon hat
unter dem Krieg noch weniger gelitten als das auch nur
leicht beschädigte Straßburg. Es ist wohltuend für uns,
als alte Berliner wieder einmal in einer heilen Großstadt
zu sein. Wir wohnen in einem preiswerten Hotel und
genießen köstlich zubereitete Schnecken.
Die Pässe der französischen Hochalpen liegen in einer unheimlich toten
Landschaft. Unser Bild zeigt das Col de la Cayolle; Höhenangabe unten
auf dem Grenzstein: 2326 Meter. — Auch diesen Paß bezwang der Loh=
mann«Motor
. aus Nougat-Bäckereien. An der Hauptstraße rufen etwa 100 große
Auf einer der verkehrsreichsten Straßen Europas fahren wir das
Rhonetal abwärts. In Vienne bewundern wir die ersten bedeutenden
römischen Bauten: ein Theater, einen Tempel und ein Gymnasium.
Dann kommen wir in eine ausgedörrte Landschaft. Nur dürres
Buschwerk und spärliche Olivenbäume können hier gedeihen. Im
Hintergrund stehen die roten, gelben und violetten Kulissen eines
völlig kahlen Gebirges. Wir besuchen eine ausgestorbene Stadt, die
wegen Wassermangels vor langer Zeit verlassen wurde.
Ici Nougat!
Nur zwei Stunden brauchen wir täglich zu fahren, da ein starker
Rückenwind, der Mistral, unsere Geschwindigkeit noch erhöht.
25 km/h ist unser Durchschnitt. In Montelimar machen wir natürlich
eine längere Pause und probieren das einzige Produkt dieser klei- di ; / ‘
nen Stadt: Nougat. Man kann sagen, die ganze Stadt besteht nur _ 3 | / ad uu as:
Tafeln dem Touristen zu: Stop! Ici nougat! —
Unbedingt sehenswerter ist uns Orange, bekannt durch den
Triumphbogen des Kaisers Tiberius und die guterhaltenen ande-
ren römischen Bauten. Als ich hier meine Tanks wieder auffüllen
lasse (in Frankreich ist Petroleum schlecht zu bekommen, ich fuhr
daher ein Gemisch von 3 Teilen Rohöl, einem Teil Benzin und Öl),
alarmiert der Tankwart seine gesamte Nachbarschaft. Ein 18-ccm-
Diesel-Motor, so was ist noch nicht dagewesen! So etwas kann
offenbar auch nur aus Deutschland kommen, dem Lande der Er-
finder, erläutert der Tankwart seinen aufhorchenden Nachbarn. Ich
werde derart temperamentvoll mit Fragen bestürmt, daß ich sie
kaum verstehen kann. Später pauke ich mir dann einen Text ein,
der alle Fragen beantwortet. Und wenn man mich dann wieder mit
Fragen zu ersticken droht, starte ich immer ganz vergnügt einen
eleganten Vortrag, der den Wissensdurst einigermaßen stillt.
Der Lohmann-Motor zeigt im übrigen verblüffende Leistungen!
Auf ebener Straße brauchen wir beide trotz des vielen Gepäcks
nicht zu treten, bei normalen Steigungen oder starkem Gegen-
wind reicht müheloses Mittreten aus, um unsere Dauergeschwin-
digkeit, die zwischen 20 und 22 km/h liegt, aufrechtzuerhalten.
So erreichen wir schließlich Avignon und finden in einer behelfs-
mäßigen Zelt-Jugendherberge freundliche Aufnahme. Die Stadt ist
auch heute noch ganz von exotischen Festungsmauern eingefaßt und
wirkt irgendwie orientalisch. Sie ist reich an Kunstschätzen (ins-
besondere der prachtvolle gotische Papst-Palast und die Pont-d’-
Avignon).
Die Pyrenäen erreicht
Nicht weit westlich von Avignon spannt sich die riesenhafte
Pont du Gard, das besterhaltene römische Aquadukt über das
Flußtal des Gar. Hier schlagen wir unser Zelt auf und machen eine
Art Lagebesprechung, denn wir haben die halbe Zeit unserer
Reise hinter uns. Wir beschließen, unsere Route jedoch unverändert
zu lassen. Über Nimes geht es in wenigen Tagen bei brüllender
Hitze nach dem alten Carcassone, immer durch kahles Gebirge.
Schließlich werden die Berge am Horizont immer höher: Wir sind
am Fuße der Pyrenäen angelangt!
Bei Perpignan, nur noch 30 km von der spanischen Grenze ent-
fernt, baden wir dann endlich im blauen Mittelmeer. Ein Hoch-
genuß, denn die letzten Tage hatten uns gänzlich ausgedörrt, auch
unsere Stimmung. Von dem herrlichen Wasser sind wir so begei-
stert, daß wir uns schwören, das Meer bis Monaco nicht mehr zu
verlassen. Wir wollen an die berühmte Cöte d’A2ur, die franzö-
sische Riviera, wo es noch schönere Bäder gibt.
Wir kommen nach Marseille und irren am Abend stundenlang
in den sehr lärmvollen, lebendigen, aber auch etwas unheimlichen
Straßen umher. Schließlich müssen wir in unserem Zelt in der
Nähe der gänzlich überfüllten Jugendherberge übernachten.
Sagenhafte Farbenfülle
Von den folgenden Tagen am Mittelmeer kann ich nur sagen,
daß wir sie voll genossen haben. An tausend Stellen kann man
X
Fortsetzung Seite 6
ita
Unsere Bilder zeigen:
1. Avignon ist auch heute noch ganz von seinen eigentiimlichen Stadtmauern umschlossen
2. Monaco: Vor dem sonnigen Schloß des Fürsten
3. Eng, aber sauber sind die Gassen in Monaco
In der Bildmitte ein Polizist des Fürstentums
4. Das Rhonetal ist reich an römischen Bauten
Das Bild zeigt den Triumphbogen des Tiberius in Orange
5. Der Lohmann=Motor in den Pyrenäen bei Perpignan
»Club der Lohmann-Fahrer« gegründet
25 „Lohmänner“ von 16 bis 72 Jahren fanden sich in Krefeld zusammen
Die Krefelder Lohmann-Freunde haben sich zusammen-
geschlossen. Der erste „Club der Lohmann-Fahrer“ wurde
gegründet. 25 Männer und Frauen aller Berufsschichten
und Altersklassen — der älteste Teilnehmer war 72 Jahre,
während der jüngste 16 Jahre alt war — fanden sich mit
ihren mit Lohmann-Motoren ausgerüsteten Fahrrädern
am vereinbarten Treffpunkt ein, um sich bei herrlichstem
Wetter an einer 35-Kilometer-Fahrt „Rund um Krefeld“
zu beteiligen.
Auf ein Startzeichen schwangen sich die „Lohmänner“
fröhlich auf ihre Räder und legten die vorgeschriebene
Strecke in bester Stimmung zurück. An der Gaststätte
Ritte in Verberg wurde haltgemacht.
Nach einem Erfrischungstrunk ergriff Herr Kurt Hil-
bertz das Wort und regte die Gründung eines „Clubs
derLohmann-Fahrer“ an, dessen Sinn und Zweck
er kurz erläuterte. Gemeinsame Ausflüge, Stern- und
Orientierungsfahrten, der Austausch technischer Erfahrun-
Der Krefelder „Club der
Lohmann-Fahrer“
gen und die Orientierung über die weitere technische Ent-
wicklung des Lohmann-Motors sollen im Vordergrund
stehen. Die Ausführungen von Herrn Hilbertz fanden die
begeisterte Zustimmung der Teilnehmer, und alle erklär-
ten ihren Eintritt in den neugegründeten Club.
Es wurde dann ein Vorstand gebildet, der sich wie folgt
zusammensetzt: 1. Vorsitzender Herr Kurt Hilbertz,
2. Vorsitzender Herr Otto Quirbach, technischer Be-
rater Herr Jakob Wintjes, Schriftführer Herr Fritz
Weuhler und Kassiererin Fräulein Else Schoofs.
Der Leiter des Verkaufsbüros Rhein-Ruhr der Lohmann-
Motoren-Gesellschaft, Herr Brandenburg, hielt einen
Vortrag über die technische Entwicklung des Lohmann-
Motors und begrüßte die Club-Gründung; durch die der
Lohmann-Motoren-Gesellschaft ein noch engerer Kontakt
mit den Lohmann-Fahrern ermöglicht würde.
Bei regem Gedankenaustausch blieben die Clubmitglieder
noch lange Zeit beisammen. Der ganze Verlauf der Ver-
anstaltung zeigte, daß durch die Clubgründung ein Weg
beschritten wurde, der den Gedanken der Motorisierung
des Fahrrades mit Hilfe des Lohmann-Motors in weite
Kreise noch Abseitsstehender tragen wird. Es wäre zu
wünschen, daß die in Krefeld vollzogene Clubgründung
bald zahlreiche Nachahmer finden wird.
ADAC-8-Stundenfahrt auf der Solitude
Am 27. Mai werden sich auch Lohmann-Fahrer an der
schweren 8-Stunden-Fahrt auf der Solitude beteiligen.
Die Teilnahme unseres 18-ccm-Motors hat in Fachkreisen
größtes Interesse hervorgerufen, da die Solitude als sehr
schwierige Bahn bekannt ist. Man ist auf das Ergebnis
allgemein sehr gespannt.
Leider konnten die Lohmann-Motoren an der ADAC-
Deutschlandfahrt nicht teilnehmen, da sich in der Klasse
der Fahrradhilfsmotoren außer unseren Fahrern nur noch
eine Mannschaft gemeldet hatte. Die ADAC-Rennleitung
sagte daher die Veranstaltung der Deutschlandfahrt für
Fahrradhilfsmotoren ab.
Der Bohmann-Motor auf der Amsterdamer Motorrad - Ausstellung
Die Amsterdamer Motorrad-Ausstellung zeigte starke internationale Beteiligung. Unter
den insgesamt 80 Ausstellern befanden sich auch die beiden Stände der Firmen M. Pon-Amers-
foort, und Franssen und Zonen-Venlo, die den Lohmann-Fahrrad-Motor an den in ihren Fabriken hergestellten Fahrrädern zeigten. Beide Stände, deren Aufnahmen wir untenstehend
veröffentlichen, waren ständig von einem großen Interessentenkreis umlagert.
Au
di ie
LOHMANN
WALDE:
Rennsattel
Dynamo für motorisierte Fahrräder
Mit der Motorisierung des Fahrrades tritt in vielen
Fällen die unangenehme Begleiterscheinung auf, daß,
hervorgerufen durch die höhere Geschwindigkeit, die
Lichtmaschine eine so viel größere Spannung erzeugt, daß
ein ständiges Durchbrennen der Glühlampen eintritt.
Aus dieser Tatsache heraus ergab sich die Notwendig-
keit, einen Dynamo zu schaffen, der auch bei schneller
Fahrt eine gleichbleibende Stromspannung an die Glüh-
birnen abgibt und ihr Durchbrennen verhindert.
Eine solche Lichtmaschine ist nun von
den Lohmann Werken A. G. in Biele-
feld entwickelt worden. Die Leistungs-
kurve dieses Dynamos für motorisierte
Fahrräder weist die Tatsache auf, daß
bei niedriger Anfangsgeschwindigkeit
ein gutes Licht und bei 15—20 km/h die
volle Leistung von 6 V-3W erzielt wird.
Bei noch größeren Ge-
schwindigkeiten erfährt
die Lichtmaschine eine
starke Drosselung. Die Leistungskurve läuft parallel
weiter, eine Spannungserhöhung kann also nicht mehr
eintreten.
In Form und Ausstattung unterscheidet sich der neue
Dynamo für motorisierte Fahrräder nicht von den all-
gemein üblichen. Er kann wahlweise mit oder ohne
Schmutzfänger bezogen werden.
Mit dieser Neukonstruktion wird dem Besitzer eines
motorisierten Rades eine elektrische Beleuchtung in die
Hand gegeben, die ihm auch bei Nachtfahrten die not-
wendige absolute Sicherheit im Straßenverkehr verleiht.
ZS
con PADERBORN
74 nach
Fortsetzung von Seite 3.
sich in das herrliche Wasser stürzen, gleich findet man ein
nettes Plätzchen für das Zelt und die Augen gehen einem
fast über, wenn man den Reichtum der internationalen
Badegäste und die sagenhafte Farbenfülle der immer
sonnigen Landschaft sieht.
Freilich gab es auch hier Krieg (daran erinnert der zer-
störte Hafen von Toulon und die überall am Meer stehen-
den Befestigungen), freilich
hat die Bevölkerung auch
hier ihre Sorgen, denn lange
Küstenstriche sind mit Wäl-
dern und Villen in der Som-
merglut niedergebrannt. Aber
wenn man zum Beispiel
in Monaco vergnügt durch
die sauberen Gäßchen schlen-
dert und vor dem sonnigen
Palast des Fürsten steht, dann
glaubt man doch eher in einer
Märchenwelt zu sein.
Unbesorgt lassen wir hier
auch unser Zelt mit allem
Gepäck zwischen den Villen
der Millionäre stehen und
machen einen eintägigen Aus-
flug nach Ventimiglia und
San Remo an der italie-
nischen Riviera-Küste. Außer
der Sprache unterscheiden
nur die noch höheren Preise die italienischen von den
französischen Luxus-Bädern. Völlig unangetastet finden
wir bei der Rückkehr unser Zelt wieder und nehmen fast
unter Tränen schweren Herzens Abschied von der herr-
lichen Küste.
Fahrt über die Alpenpässe
Nun geht es in die Berge. Lange begleiten uns noch
Feigen und besonders der Wein, der unser Haupt-
nahrungsmittel war, auf unseren Wegen. Palmen und
Orangen sind jedoch bald verschwunden. Die Straße
läuft immer im Tale des Vars. Sie wird immer enger und
die Ortschaften immer seltener. Wir kommen durch un-
heimliche, völlig sonnenlose Schluchten, abgrundtief
sprudelt unten der zornige Vars und über uns ragt senk-
recht der dunkelrote Fels des Gebirges. In 1800 m Höhe
bauen wir an der Paßstraße unser Zelt. Wir füllen es
fast ganz mit Heu, denn schon früh verschwindet die
Sonne hinter den Bergen und dann kommt unerbittlich
der Frost. Noch recht verfroren beginnen wir am Morgen
eine Wanderung auf einen Seitengipfel (2259 m) des Mont
Pelat. Stundenlang schauen wir vom Gipfel über das
Meer der Berge, essen Eier mit Ness-Kaffee in Zucker
geschlagen. Als die Dämmerung die Täler schon mit
roten und violetten Schleiern verhängt, steigen wir aus
dem weißen Licht der Berge hinab auf den eigentümlich
toten Pass de la Cayolle (2300 m), den wir am nächsten
Tage mit unseren Rädern überqueren.
Nachdem wir noch das Col de Vars (2111 m), das Col
d'Izvard (2358 m) und das Col du Lautaret (2058 m) mit
unserem Lohmann-Motor passiert haben, erreichen wir
Grenoble, das wohl jedem Besucher in seiner Sauberkeit.
gefällt. Hier öffnet sich das Tor in eine ganz andere
Landschaft: Lieblich sonnige Berge, mit herrlichem Wein,
Gemüsefelder und rote Äpfel an den Straßen, an denen
entzückende Seen liegen. An einem dieser Seen liegt
Annecy, die letzte und vielleicht reizendste französische
Stadt, die wir auf unserer Fahrt passieren.
Durch die Schweiz heimwärts
Mit Hilfe des liebenswürdigen Schweizer Konsuls
bekommen wir Visa für die Schweiz. Leider aber müssen
wir unseren liebgewonnenen Motor an der Grenze plom-
bieren lassen, da wir ihn in der Schweiz nicht benutzen
dürfen.
An der Grenze geht es freundlich aber genau zu. Für
jedes Fahrrad bekommt man einen Begleitschein, weil in
der Schweiz die Fahrräder registriert und steuerpflichtig
sind.
Nach einer herrlichen Fahrt durch das schöne Schweizer-
land, bei der wir vor allem die Gastfreundschaft und
Liebenswürdigkeit der eidgenössischen Bauern kennen-
NZ. A
Ae,
So fuhr Herr Schelhane mit seiner Schwester im Schlepp bis zu den Pyrenäen und zurück
lernen konnten, stehen wir endlich an der Zollstelle in
Basel. Die Plombe fällt vom Lohmann-Motor und knat-
ternd zieht er uns der Heimatstadt entgegen.
Die ganze Fahrt konnten wir trotz der starken Bean-
spruchung des Motors ohne jeden Motordefekt beenden.
Der Verschleiß der Antriebsrolle war erstaunlich gering.
Obwohl der Motor nunmehr bereits 7300 km gelaufen ist,
scheint seine Zugkraft kaum nachgelassen zu haben. In
diesem Jahr wollen wir eine ähnliche Fahrt nach Sizilien
unternehmen.
*
Zur gleichen Zeit wie Herr Schelhane mit seiner
Schwester, fuhr, um die Duplizität der Ereignisse erneut
unter Beweis zu stellen, Herr Herwig Vibrans mit einem
Lohmann-Motor durch Frankreich. Herr Vibrans besuchte
Straßburg, Paris, Nimes, Marseille und Lyon.
„Obwohl in Frankreich die Fahrrad-Hilfsmotoren min-
destens ebenso häufig sind, wie bei uns“, so schreibt er
u.a., „hat der kleine Motor wegen seiner Einfachheit und
Kleinheit sowie wegen seiner Steigfähigkeit einiges Auf-
Sehen erregt. Auf der ganzen Fahrt hatte ich nur eine
Panne (Kompressionskabel gerissen).
Bei
Ersatzteil-Bestellungen
stets Nummer des
Motors angeben!
Herausgeber: Lohmann-Motoren-Gesellschaft, Hamburg, Schriftleitung: Hamburg 1, Brandsende 24, Telefon: 33 55 87,
Druck: Krégers Buch- und Verlagsdruckerei, Hamburg-Blankenese
——
EL TET
mee aen
nt Pit
Kleiner MOTO REN DI ENST Nr. 4
Die Kolbenmontage beim Lohmann-Motor
Das Herz des Lohmann-Motors ist der Kolben. Es ist des-
halb notwendig, daß seine Montage fachmännisch und mit
aller Sorgfalt ausgeführt wird. Um auch bei unseren Kunden-
diensten eine einwandfreie Montage des Kolbens zu ermög-
lichen, wurde in unserem Bielefelder Werk eine Montage-
vorrichtung entwickelt. Die einzelnen Teile sind in Bild 1
dieser Abhandlung in der rechten oberen Ecke dargestellt,
wobei der Montageklotz mit a), der Führungsdorn mit b)
und der Suchstift mit c) bezeichnet worden sind.
Muß der Kolben aus irgendeinem Grunde ausgewechselt
werden, so ist vor allen Dingen darauf zu achten, daß beim
Herausdrücken des alten Kolbenbolzens das Pleuel nicht ver-
bogen wird. Zu diesem Zweck werden zuerst die Kolben-
ringe entfernt und die Kolbenbolzensicherungen heraus-
genommen. Dann wird der Montageklotz (a) auf die Flansch-
fläche des Kurbelgetriebe-Gehäuses über den alten Kolben
geführt (siehe Bild 1). Fixiert wird der Montageklotz durch
die Stiftschrauben und durch die Rückwand des Getriebe-
gehäuses. Durch Drehen an der Treibrolle wird der Kolben
in die obere Totpunktlage gebracht. Jetzt kann mit einem
Durchschlag der Kolbenbolzen durch leichte Schläge aus den
Kolbenaugen herausgeschlagen werden.
Wer die Demontage des Kolbens noch sorgfältiger vor-
nehmen will, müß in das seitliche Schauloch des Montage-
klotzes ein Gewindestück einschrauben, in das eine Zapfen-
schraube M8 einzusetzen ist. Durch Drehen dieser Schraube
kann der Kolbenbolzen nach der anderen Seite heraus-
gedrückt werden. Mit Hilfe des beschriebenen Werkzeugs
kann diese Arbeit selbst von einem Laien ausgeführt werden,
ohne daß durch unsachgemäßes Schlagen ein Verbiegen des
Pleuels verursacht werden Könnte.
Nach Beendigung dieser Arbeit wird der Montageklotz jetzt
wieder abgenommen und die Buchse im Pleuelauge pein-
lichst mit einem Lappen gesäubert und eventuell mit einem
Schaber von der Ölkohle befreit. Die schrägen Ölbohrungen
im Kolbenauge sind auf Durchgang zu prüfen. Die Breite
der Kolbenbolzenbuchse soll 9,3—0,2 mm betragen, sie muß
links und rechts gleichmäßig über das Pleuel herausstehen.
Es ist jetzt zu prüfen, ob der neue einzubauende Kolben-
bolzen sich zügig durch das Pleuelauge schieben läßt; er
muß im leicht eingeölten Zustand durch sein eigenes Ge-
wicht durch das Pleuelauge fallen. Inzwischen wird der neue
Kolben (Achtung blauer Kolben zu blauer Laufbuchse und
gelber Kolben zu gelber Laufbuchse!) ohne Kolbenringe auf
einer Heizplatte auf ungefähr 180° C erhitzt, indem er mit
seinem Boden ungefähr 15 Minuten auf die elektrische Heiz-
platte gestellt wird. Achtung! Kolben darf nicht überhitzt
werden, da sonst Veränderungen im Gefüge auftreten. Über-
hitzung wird durch leicht bläulicne Färbung erkenntlich.
Nun wird der Montageklotz wieder auf die Flanschfläche des
Kurbel-Getriebegehäuses aufgeschoben und mit der Treib-
rolle das Pleuel wieder auf oberen Totpunkt gedreht. Der
Kolbenbolzen wird jetzt auf den Hilfsdorn (b), und der
Suchstift (c) auf den Kolbenbolzen aufgesteckt. Mit der lin-
ken Hand wird der Kolben entweder vorsichtig mit einer
Zange oder mit einem sauberen Lappen gefaBt und in die
obere Einführungsbohrung des Montageklotzes eingeführt und
Zwar 80, daß die beiden Kolbenringsicherungsstifte nach
der Einlaßseite zeigen und die Kolbenbolzenaugen mit der
Pleuelbohrung fluchten (Bild 2).
Mit der rechten Hand wird nun der Hilfsdorn mit Kolben-
bolzen und Suchstift erfaßt. Diese drei Teile werden mit
dem Suchstift voran durch die Bohrung gesteckt, bis der
Anschlag des Hilfsdornes am Kolben zur Anlage kommt
(Bild 3). Der Anschlag ist so abgestimmt, daß der Kolben-
bolzen dann gerade so liegt, daß er links und rechts zwischen
den Nuten der Drahtsicherungen des Kolbens festsitzt und
bei seinem Erkalten aufschrumpft.
Jetzt wird der Montageklotz über den Kolben wieder ab-
gezogen und es wird geprüft, ob der Kolben seitlich im
Pleuel zwischen den Kolbenbolzenaugen axiales Spiel hat.
Dieses Spiel muß mindestens 0,7 mm betragen. Durch Kip-
pen bzw. Drehen wird weiter festgestellt, ob das Pleuel
nicht an der inneren Wand des Kolbens irgendwo anschlägt.
Nun werden mit einer Spitzzange die Kolbenbolzensicherun-
gen links und rechts einwandfrei in die Nuten eingelegt.
Schließlich wird die Kolbenauswinkelvorrichtung auf das ge-
säuberte Getriebe-Kurbelgehäuse aufgelegt und durch das
Lichtspaltverfahren der Kolben ausgewinkelt. Jetzt erst
werden die Kolbenringe aufgezogen und zwar wird am
besten der untere Kolbenring von unten über das Pleuel
gezogen, während der obere Kolbenring über den Feuerrand
geschoben wird. Hierbei ist darauf zu achten, daß die Aus-
sparungen am Kolbenstoß richtig zu den Sicherungsstiften
im Kolben stehen. Mit der Ölkanne werden nun einige
Tropfen Öl auf den Kolbenboden gegeben und mit der Hand
über die Kolbenringe und das Kohlenhemd verteilt.
Nur ein so montierter Kolben gibt Gewähr für das ein-
wandfreie Arbeiten des Motors.
Die Kolbenmontage-Vorrichtung kann beim Vorliegen aus-
reichender Bestellungen zum Preise von DM 20,— von unse-
ren Verkaufsbüros bezogen werden. Vorbestellungen bitten
wir baldigst abzugeben.
Der Kolben im Pohmann-Motor
Wenn jedes Bauelement eines Verbrennungsmotors eine
ganz bestimmte Funktion zu erfüllen hat, so muß sich der
Kolben gleich eine ganze Reihe von Aufgaben aufbürden
lassen.
Seine erste und wichtigste Bestimmung ist die Uber-
tragung der Kräfte, die infolge des Verbrennungs-
druckes auf seinen Boden ausgeübt und über Kolbenbolzen,
Pleuelstange und Kurbelwelle auf den Abtrieb weitergeleitet
werden. Diese Kräfte sind auch bei unserem kleinen Fahr-
radhilfsmotor recht erheblich und Können besonders beim
Start den Wert von 600 kg erreichen. Zu diesen Beanspru-
chungen kommen noch die Massenkräfte, die durch die
schnelle Auf- und Abbewegung des Kolbens entstehen. Ein
Teil der Kräfte wirkt nun nicht in Richtung der Pleuel-
stange, sondern senkrecht dazu auf die Zylinderwandung.
Kolbenboden und besonders die Kolbenbolzenaugen müssen
den hohen Beanspruchungen gewachsen sein. Wenn die
Massenkräfte klein gehalten werden sollen, muß vor allem
an Gewicht gespart werden. Dünne Wandstärken und die
Verwendung von Leichtmetall ergeben zwar kleine Kolben-
gewichte und damit geringe Massenkräfte, jedoch stehen
diese Maßnahmen wieder dem Streben nach größter Festig-
keit entgegen. Nur ein wohl ausgewogener Kompromiß zwi-
schen diesen sich widersprechenden Forderungen führt zu
einer befriedigenden Kolbenkonstruktion.
Wenn der Weg zu einem leichten und doch genügend fe-
sten Kolben noch verhältnismäßig leicht zu finden ist, wer-
den die Schwierigkeiten aber erheblich größer, wenn man
die Warmebelastung des Kolbens in die Betrachtun-
gen mit einschlieBt. Bei der Verbrennung entstehen im Zy-
linderinneren Temperaturen von über 2000° C, die die Ober-
fläche des Kolbenbodens immerhin auf ungefähr 3009--3509 C
aufheizen. Zunächst würde unter dieser Temperatur die Festig-
keit des Kolbenmaterials leiden, wenn man es nicht ver-
standen hätte, durch sorgfältig ausgewählte Leichtmetall-
Legierungen und besondere Wärmebehandlung die Warm-
festigkeit 50 zu erhöhen, daß eine nennenswerte Festigkeits-
Senkung auch unter dem Einfluß hoher Kolbentemperaturen
nicht auftritt. Am zweckmäßigsten ist es also, wenn man die
unliebsame hohe Temperatur s0 Schnell wie möglich über
die Zylinderwandung und die Kühlflächen des Zylinders nach
außen abführt. Hierbei kommt uns eine Eigenschaft des Alu-
miniums, nämlich seine gute Wärmeleitfähigkeit, zu Hilfe.
Aluminium leitet die Wärme zwei- bis dreimal so gut wie
z. B. GuBeisen, dem Werkstoff, aus dem man bis vor 25 Jah-
ren die Kolben fertigte. Geringes Gewicht und gute Wärme-
leitfähigkeit waren die Hauptgründe für die Einführung des
Aluminiums als Kolbenwerkstoff,
Aber nun kommt auch schon wieder der
fuß, der uns Techniker immer wieder zu KompromiBlésun-
gen zwingt. Aluminium dehnt sich unter dem Einfluß der
Wärme doppelt s0 stark aus wie Gußeisen. Wenn also ein
Leichtmetall-Kolben in Graugußbüchse läuft und im
Betrieb unter dem Einfluß der Verbrennungstemperaturen
warm wird, wächst sein Außendurchmesser schneller als der
Innendurchmesser der Laufbuchse. Der Kolben darf im war-
men Zustand einerselts in der Laufbuchse nicht klemmen,
andererseits soll er aber auch im kalten Zustand gasdicht
sein. Auch aus diesem Dilemma haben die Metallurgen einen
Ausweg gefunden: Das ungefähr 20% Sili-
zium senkte den lästig hohen Ausdehnungskoeffizienten so
weit herab, daß auch ein einwandfreies Laufen der thermisch
hoch belasteten Zweitaktkolben möglich wurde
bekannte Pferde-
einer
Hinzusetzen von
Die richtige Wahl des notwendigen Spiels zwischen Kolben
und Laufbuchse ist von entscheidender Bedeutung. Theore-
tisch errechnen läßt es sich nicht, monatelange Versuche sind
bei jeder neuen Kolbenkonstruktion notwendig, um es zu
ermitteln. Dabei müssen die einmal festgelegten Durch-
messermaße von Kolben und Laufbuchse genau eingehalten
werden. Die wirtschaftlich herstellbaren Genauigkeiten rei-
chen nicht einmal aus, um immer das notwendige Einbau-
spiel zu gewährleisten. Deshalb werden Kolben und Lauf-
buchse im Werk innerhalb ihrer Herstellungsgenauigkeit
noch einmal in zwei Gruppen geteilt, die sich in ihren Ab-
messungen um 5/1000 mm unterscheiden, So erst wird die not-
wendige Einhaltung der engen Einbauspieltoleranz voll und
ganz gewährleistet. Beide Gruppen sind vom Werk mit Farb-
markierungen versehen: Die blau gezeichneten, dünneren
Kolben dürfen nur in blau gezeichnete, engere Laufbuchsen,
gelb gezeichnete, stärkere Kolben nur in gelb gezeichnete,
weitere Laufbuchsen eingebaut werden. Die Laufbuchsen sind
außer der Farbmarkierung an ihrer oberen Stirnseite zu-
sätzlich mit einem — Zeichen (blaue Gruppe) oder mit einem
+Zeichen (gelbe Gruppe) gezeichnet, damit ihre Gruppierung
auch noch erkennbar bleibt, wenn die Farbmärke nach län-
gerem Lauf unkenntlich geworden ist.
Aus verständlichen Gründen wird nun aber der Kolben an
seinem oberen Ende wärmer werden als an seinem unteren,
er wird sich also oben stärker ausdehnen. Aus diesem Grunde
ist er von vornherein oben um ein geringes Maß schwächer
als unten. Er wird also konisch ausgeführt, so daß er unter
dem Einfluß der Betriebstemperaturen während des Betrie-
bes zylindrisch wird. Auf diese: Tatsache ist besonders beim
Einbau eines neuen Kolbens zu achten, wenn man mit Hilfe
eines Winkels kontrolliert, ob die Kolbenachse genau recht-
winklig zur Zylinderflanschfläche steht.
Wir haben im letzten Absatz bereits eine weitere wichtige
Frage berührt, die Abdichtung gegenüber den hoch-
gespannten Verbrennungsgasen. Wir haben gesehen, daß ein
geringes Kolbenspiel vorhanden Sein muß, um ein Kolbenklem-
men Sicher zu vermeiden, außerdem Soll Sich in diesem Raum
zwischen Kolben und Zylinderwand der schützende Ölfilm
ausbilden können. Eine absolute Dichtigkeit ist also durch
den Kolbenkörper allein nicht zu erreichen. Diese Aufgabe
nehmen dem geplagten Kolben die Kolbenringe ab. Die
aus Grauguß bestehenden. Kolbenringe legen sich federnd
um den Kolben und schließen den geringen Spalt zwischen
Kolbenkörper und Zylinderwand gasdicht ab, so daß einmal
ein guter Kompressionsdruck und andererseits die restlose
Ausnutzung des Verbrennungsdruckes ‚gewährleistet ist. Die
federnde Anlage der Kolbenringe an die Zylinderwandung
wird einmal durch die Eigenspannung des Ringes und außer-
dem dadurch erreicht, daß sich die unter Druck stehenden
Gase im Zylinderraum hinter den Ring legen und diesen so
mit großer Kraft an die Zylinderwandung anpressen.
Um diese wichtige Aufgabe erfüllen zu können, muß einmal
der Ring genau rund und außerdem den großen Verschleiß-
beanspruchungen gewachsen sein. Da besonders der obere
Ring — der Lohmann-Motor verwendet ja 2 Ringe — hohen
Belastungen ausgesetzt ist, weil er sich in unmittelbarer Nähe
des heißen Kolbenbodens befindet, und außerdem dem ersten
Ansturm der Feuergase ausgesetzt ist, ist er an seinem äuße-
ren Umfang mit einer hellglänzenden Hartchromschicht ver-
sehen, die besonders verschleißfest ist. Der zweite Ring da-
gegen kann auf diesen Schutz verzichten, ist aber mit einer
matt-dunklen Phosphat- oder matt-silbernen Zinnschicht über-
die ihm besondere Laufeigenschaften verleiht. Die
federnde Dichtwirkung kann ein Kolbenring natürlich nur
ausüben, wenn er leicht beweglich, aber ohne großes Spiel in
seiner Nut sitzt. Das Festbrennen besonders des oberen Rin-
ges ist entweder auf ungeeignetes Schmieröl, auf schlechten
Treibstoff?) oder auf hohe Überbeanspruchung des ganzen
Motors zurückzuführen, Eine schwache Stelle hat jeder Kol-
Ringstoß, der sich aus konstruktiven Gründen
läßt. Die beiden Öffnungen dürfen
untereinander liegen. Die richtige
kleine Sicherungsstifte die im
und in den Spalt des Ring-
zogen,
benring: Der
leider nicht
selbstverständlich nicht
Lage der Ringe wird durch
Kolbenkörper eingepreßt sind
stoßes hineinragen, gewährleistet.
Wenn die Kraftübertragung, die Wärmeableitung und die
Abdichtung die Hauptaufgaben des Kolbens sind, so sind
seine Funktionen damit noch nicht erschöpft: Die Kolben-
ober- und Unterkanten dienen beim Zweitaktmotor der Steu-
erung des Gaswechselvorganges, und schließlich wirkt die
Kolbenunterseite als Ladepumpe für die Vorverdichtung der
Frischgase im Kurbelgehäuse,
Im Lohmann-Motor hat der Kolben im Gegensatz zu den
meisten anderen Verbrennungsmotoren noch eine letzte,
wichtige Aufgabe zu erfüllen, nämlich die Vorwärmung des
angesaugten Treibstoff-Luftgemisches. Die Frischgase strömen
auf ihrem Weg vom Kurbelgehäuse zum Verbrennungsraum
durch die zum Kolbeninneren offenen Überströmkanäle
direkt am heißen Kolben vorbei und nehmen ihm bei dieser
Gelegenheit einen Teil seiner Wärme ab, heizen sich dadurch
den sie erwartenden Verbrennungsvor-
vorbereitet. Diesmal fällt dem Kolben
kann sich von einem Teil
umgehen
angesaugten
auf und sind so für
gang im Brennraum
diese zusätzliche Arbeit leicht, er
der ihm so gefährlichen Wärmemengen frei machen, das Ein-
bauspiel kann enger gehalten werden, Kolbenklemmen tritt
weniger häufig auf und die Gefahr des Kolbenringsteckens
wird herabgemindert.
Das kleine, aber vielleicht wichtigste und empfindlichste
Bauelement einer Brennkraftmaschine, der Kolben, hat lange
hindurch den Konstrukteuren die größten Sorgen ge-
weil fast zu viele Aufgaben von ihm bewältigt wer-
Aufgaben, die sich in ihren Anforderungen fast
immer widersprechen. Erst durch jahrelange theoretische
Erfahrung und mühselige praktische Erprobung konnte die
heutige Zuverlässigkeit erreicht werden. Noch immer ist ein
Heer von Wissenschaftlern und Praktikern um die Weiter-
entwicklung des Kolbens bemüht, auch in den Lohmann-
Werken wird intensiv weiter an diesem Problem gearbeitet.
Vielleicht wird uns in nicht allzu ferner Zeit eine Kolben-
konstruktion geschenkt, die auch die noch offenstehenden,
schwierigsten Probleme löst und dem Fahrer eines Kraft-
fahrzeuges auch die letzten Sorgen um die Kolben abnimmt.
Stb.
Jahre
macht,
den sollen,
„Treibstoff im Lohmann-Motor“
Lohmann-Motoren-
Aufsätze:
Lohmann-Motor“
*) Siehe unsere
und ‚Schmierstoffe im
dienst Heft 2 und 3.
Lohmann Motoren-Dienst Nr. 4 Mai 1951 Werbezeitschrift 1951
- Von
- 1951
- Seiten
- 7
- Art
- Werbeschrift
- Land
- Deutschland
- Marke
- Lohmann
- Quelle
- Heinz Fingerhut
- Hinzugefügt am
- 07.01.2022
- Schlagworte
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