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Termine der Leipziger Frühjahrsmesse 1935
Die Leipziger Frühjahrsmesse 1935 findet in der Zeit vom Sonn-
tag, den 3. März, bis Sonntag, den 10. März, statt. Die Muster-
messe schließt am Sonnabend, den 9. März, mittags, während
die Große Technische Messe und Baumesse bis Sonntag, den
10.März,abends,dauert. Die Textilmesse schließt am 6. März
abends; die Bürobedarfsmesse „Jaegerhof‘, die Reichs-
Möbelmesse und die Sportartikelmesse werden bis einschließlich
7. März, abends, durchgeführt. Die Bugra-Maschinen-Messe
dauert bis einschließlich 9. März, mittags. Die Sondermesse
für Photo, Optik, Kino, die bisher im Meßhaus „Turnhalle am
Frankfurter Tor‘‘ abgehalten wurde, wird in Zukunft im Rahmen
der Großen Technischen Messe und Baumesse auf dem Aus-
stellungsgelände in Halle 12 stattfinden. Infolgedessen dauert
die SORT TREE für Photo, Optik, Kino vom 3. bis 10. März,
abends.
* *
*
Neuzulassungen an Kraftfahrzeugen im Oktober 1934
Im Oktober wurden 10,913 Personenkraftwagen, 2521 Lastkraft-
wagen und Omnibusse, 364 Zugmaschinen und 1615 Krafträder
mit mehr als 200 ccm Hubraum fabrikneu zugelassen. Bei den
Lastwagen und Omnibussen waren ähnlich wie im Vorjahre im
Oktober die Neuzulassungen gegenüber dem Vormonat noch
gut gehalten (plus 3 v.H.). Bei den Personenfahrzeugen dagegen,
bei denen sich die jahreszeitlichen Einflüsse in stärkerem Maße
bemerkbar machen, ging die Zahl der Neuzulassungen weiter
zurück. An Personenwagen wurden 11 v.H. und an Krafträdern
(mit mehr als 200 ccm Hubraum) 31 v. H. weniger als im Sep-
tember neu zugelassen. Im Vergleich zum Oktober des Vorjahres
lag die Zahl der Neuzulassungen bei den Lastkraftwagen und
Omnibussen um mehr als das Doppelte, bei den Krafträdern um
die Hälfte und bei den Personenwagen noch um ein Drittel höher.
* 5 *
Fernande Colignon +
Colignon, hervorgegangen aus der Journalistenlaufbahn, hat die
Geschicke des belgischen Radsports jahrelang als Präsident der
Ligue Velocip&dique Belge gemeistert. Er war eine der mar-
kantesten Persönlichkeiten des europäischen Sports.
* *
*
Fachverbände und Wirtschaftsministerium
Der VDFI hat an das Reichswirtschaftsministerium eine Eingabe
gerichtet, mit der die Genehmigung eines Zwangskartells bean-
tragt wird. RDM und RdDF haben ebenfalls an das Reichswirt-
schaftsministerium geschrieben und die Notlage des Fahrrad-
handels klargelegt. Als Folgerung dieser Notlage ist dem Reichs-
wirtschaftsministerium mitgeteilt worden, daß der deutsche
Fachhandel sich nur dann mit der Bildung eines Zwangskartells
einverstanden erklären könne, wenn ihm eine auskömmliche
Verdienstspanne zugesichert wird.
Otto Stephan 1
Mit Stephan ist wieder einer von der alten Garde dahingegangen.
Der Verstorbene, der sich durch seinen geraden Charakter und
unverwüstlichem Humor viele Freunde erwarb, hat seinen
Fabrikaten einen guten Namen gemacht. Stephan behielt als
echter Thüringer auch in schweren Zeiten seinen Kopf oben.
Jetzt hat der Tod auch diesen Pionier der Fahrradbranche zur
großen Armee abberufen.
* *
*
Aus Japan
Das Inselreich zählt heute sieben Millionen Fahrräder im Verkehr.
Es gibt 200 Fahrradfabriken, von denen allerdings nur wenige als
Großbetriebe angesehen werden können. Eine Rationalisierung
wurde durchgeführt, nach der jeder Klein- und Mittelbetrieb
nur ein bestimmtes Teil des Fahrrades baut, während die Groß-
unternehmungen die Montierungen durchführen. Die Arbeitszeit
in den Fabriken beträgt in vielen Fällen 10—12 Stunden am Tag.
Der Preis für Fahrräder in Japan schwankt zwischen 20—40 Yen,
das sind nach deutschem Geld RM 14.60 bis RM 29.20.
%* z *
Stand der Rundfunkteilnehmer am 1. November
Die Gesamtzahl der Rundfunkteilnehmer im Deutschen Reich
betrug am 1. November 5725394 gegenüber 5574001 am
1. Oktober. Mithin ist im Laufe des Monats-Oktober eine Zu-
nahme von 151 393 Teilnehmern (2,7 v. H.) eingetreten.
* *
*
Verkehrsunfälle im Oktober
Die Berliner Verkehrsunfall-Statistik weist im Monat Oktober
1934 eine Zahl von 2555 Fällen auf. Die Zahl der Todesopfer
beträgt 31, die der Verletzten 1072. An den Verkehrsunfällen
waren insgesamt 5107 Straßenbenutzer beteiligt, u. a. 180 Stra-
Benbahnen, 191 Fuhrwerke, 53 Handwagen, 1039 Fahrräder,
528 Krafträder, 411 Fußgänger.
* *
*
Rückgang der französischen Automobil-Industrie
In den Werken der Automobilfirma Renault, die mit einer Jahres-
produktion von über 30000 Automobilen in der französischen
Automobilindustrie an zweiter Stelle steht, wird nur noch 30
Stunden in der Woche gearbeitet. Diese Arbeitseinschränkung
ist bezeichnend für die wachsenden Schwierigkeiten, mit denen
die französische Automobilindustrie zu kämpfen hat, weil die
Seite 6, Nr. 2270
Firma Renault als sehr solides Unternehmen gilt. Ueber dieLage
Citroen sind Gerüchte im Umlauf, die ziemlich tief blicken lassen.
Die Firma Micheling soll den Citroen-Werken seit Anfang Ok-
tober 1934 80 Mill. fr. vorgeschossen haben.
* *“
*
Gegen Preisbindungen
Der Reichskommissar für Preisüberwachung, Dr. Goerdeler, hat
eine Verordnung über Preisbindungen und gegen Verteuerung
der Bedarfsdeckung erlassen, die soeben im Reichsgesetzblatt
veröffentlicht worden ist. Unsere Leser finden über diese Verord-
nung ausführliches auf Seite 7.
Radsport und Fahrradindustrie
Der Vorsitzende des VDFI und‘ des Industrie-Vereins, Direktor
Kluge, Bielefeld, gibt für die Mitglieder des Industrie-Vereins im
Deutschen Radfahrer-Verband einen Geschäftsbericht heraus.
Das 31 Seiten starke Buch ist mit Bildern aus dem Radsport
durchsetzt und spiegelt den Radsport in allen seinen Arten und
mit seinen Repräsentanten vom „unbekannten Radfahrer‘ an-
gefangen bis zum vollendeten Weltmeister wider.
* *
„Winterpreise“ bei Opel
Die Firma Opel setzt die Preise für den 1,2-Liter-Wagen und
2-Liter-6-Zylinder-Wagen mit Wirkung ab 15. 1. 34 herab und
RADMARKT UND REICHSMECHANIKER
zwar um 130.— bzw. 200.— RM. Opel beschreibt damit den neuen
Weg sogenannter Winterpreise, da die herabgesetzten Preise nur-
bis zum 14. 2. 1935 Gültigkeit haben. Es handelt sich um eine
Maßnahme zur Belebung des Winterabsatzes, die das Ziel ver-
folgt, den 17500 Arbeitern der Opel-Werke den Winter über
Arbeit und Brot zu sichern.
* = * 5
Zunächst sparsame Verwendung der neuen Verkehrs-
zeichen
Der Reichsverkehrsminister hat verfügt, daß die Verkehrs-
zeichen, die zur Kennzeichnung der Ausnahmen von der all-
gemeinen Regelung des Vorfahrtsrechts erforderlich sind, nicht
bereits am 1. Januar 1935 aufgestellt sein müssen. Es wird viel-
mehr ein zunächst sparsamer Gebrauch dieser Ausnahmezeichen
und ihre Aufstellung nur an den wichtigsten Stellen für nützlich
gehalten. Die Nummernschilder der Fernverkehrsstraßen sollen
die Kennzeichnung als Hauptverkehrsstraßen (rote Quadrate),
ersetzen. Nötigenfalls ist bei der Einfahrt in Hauptverkehrs-
straßen das neue Warnzeichen „Vorfahrtsrecht auf der Haupt-
straße achten!‘ zu verwenden. Soweit vorhandene Zeichen durch
neue zu ersetzen sind, wird Frist bis zur Abnutzung der alten
gewährt.
* *
*
Russische Kautschukkäufe in England
Die sowjetrussische Handelsvertretung in London hat für
180.000 £ Kautschukkäufe getätigt. Die Hälfte des Betrages ist
in bar bezahlt worden.
Das Biegen von Fahrradienkern
einst und jetzt. Von Ingenieur Otto Grunow, Berlin-Lichterfelde
Wohl selten wird ein Radfahrer darüber nachdenken, wie eine
Fahrrad - Lenkstange gebogen wird, doch wird ein jeder
auf ein schönes Aussehen, auf gleichmäßige Biegungen und vor
allen Dingen auf einen niedrigen Preis Wert legen. Diese drei
Elgenscholten miteinander zu vereinen, ist Aufgabe des Fabri-
anten.
Wer nun seit Jahrzehnten mit der Branche vertraut ist, weiß,
daß man früher die Lenker-Rohre mit Kolophonium ausgießen
mußte, um solche dann um runde Schablonen herumzurollen oder
zu pressen. Nach Fertigstellung der Biegungen wurden dann die
Stücke erwärmt, um das wieder flüssig gewordene Kolophonium
auslaufen zu lassen. Nicht selten zeigten dann die Stücke un-
gleiche Biegungen und Falten auf der Innenseite, die
weggefeilt oder weggeschliffen werden mußten. Dazu nahm
der Rohrquerschnitt innerhalb der Biegungen etwas ovale Form
an, was nicht nur die Schönheit der Stücke unangenehm beein-
flußte, sondern den Lenkern auch die Stabilität gegen Stoß und
Fall raubte. Schließlich waren die auf diesem Wege hergestellten
Lenker ziemlich teuer.
Etwa 28 Jahre sind es her, als die erste Maschine zum füllungs-
losen Kaltbiegen von Lenkerrohren auf den Markt kam. All-
gemeines Mißtrauen begegnete ihr, da niemand an einen guten
Biegeausfall glauben wollte. Wer aber sah, wie das zu biegende
Rohr einfach auf einen Dorn in Stärke des Rohrinnendurch-
messers gesteckt und dann an einen Profil-Biegekörper gespannt
wurde, den man durch Herumziehen eines Handhebels in Drehung
versetzte, wobei sich die Biegung zwischen genauen Profilen vom
Dorn sauber und mit einer Querschnittsverflachung von nur
0,1 bis 0,2 mm abzog, war begeistert. Diese Handbetriebs-
maschine mit einer stündlichen Leistung von etwa 60 Einzel-
biegungen setzte sich langsam durch und verbilligte das Fabrikat
wesentlich. Noch heute trifft man diese Maschine in Fahrrad-
Fabriken des In- und Auslandes an, zumal damit saubere und
gleichmäßige Stücke größter Stabilität erzielt wurden.
Wie Konkurrenz befruchtend wirkt, zeigte sich auch hier. Neben
Handbetriebs-Maschinen entstanden, um einer frühzeitigen Er-
müdung des bedienenden Arbeiters zu begegnen, Maschinen mit
Elektro-Antrieb, die hauptsächlich in Großbetrieben Eingang
fanden. Alle diese Maschinen arbeiten nach dem gleichen, oben
erwähnten Prinzip, konnten aber trotz mancher Verbesserungen
die Stundenleistungen kaum oder nur wenig erhöhen, da die
Bedienungszeiten 75 bis 95 %, der Gesamt-Arbeitszeit ausmachen.
Das Aufsetzen und Einstellen der Werkzeugteile, das Festspannen
und Lösen und das Zurückführen derselben in die richtigen An-
fangsstellungen rauben die Hauptzeit. Diese Rohrbiegemaschinen
mit für neuzeitliche Ansprüche äußerst niedrigem Wirkungsgrad
sind noch heute überall in Betrieb, da Versuche mit sogenannten
Hochleistungs-Maschinen enttäuschten.
Ein Lenker-Halbautomat erschien auf dem Markt, verschwand
aber ebenso schnell, da angeblich die Stücke mangelhaft ausfielen.
Zwei Lenker-Spezialfabriken bauten sich mit enormen Kosten
Vollautomaten höchster Leistung, doch werden solche ihrer
hohen Kosten wegen nicht fabrikmäßig hergestellt. Wenn es erst
jetzt gelungen ist, Maschinen mit einer Stundenleistung bis zu
200 Einzelbiegungen bei Handbetrieb und bis zu 300 Einzel-
biegungen bei Elektroantrieb zu konstruieren, die genau die
gleiche Biegearbeit leisten, wie die bisherigen Maschinen, so ist
die Ursache darin zu suchen, daß man bisher ganz neue Wege zu
beschreiten versuchte. Das Jahrzehnte bewährte Prinzip des
ziehenden Biegens vom Dorn zwischen genauen Profilen darf
aber nicht verlassen werden, ebenso darf das eigentliche Biegen
nur beschränkt beschleunigt werden. Der Konstrukteur durfte
also nur davon ausgehen, die schon erwähnten hohen Neben-
zeiten auf das geringste Maß herabzudrücken.
Die moderne Lenker-Biegemaschine für Großbetriebe besitzt
Antrieb durch angeflanschten Elektromotor und völlig gekapsel-
tes Getriebe zum Schutz gegen Zunderabfall, biegt links und
rechts und weist Fuß-Schaltung auf, um die Hände frei zu behalten.
Mit der Fuß-Schaltung wird gleichzeitig die Gleitschiene gegen-
gespannt. Da die Gleitschiene nach Beendigung der Biegung
durch Gewichtszug selbsttätig in die richtige Anfangsstellung
zurückkehrt, erfordert solche überhaupt keinerlei Bedienung
mehr. Da ferner das Festspannen des Rohres an den Biegekörper
durch eine neuartige Schnellspann-Vorrichtung erfolgt, die im
Moment gespannt oder entspannt wird, ermäßigen sich die Be-
dienungszeiten dieser Maschine so enorm, daß damit bis zu
300 Einzelbiegungen stündlich hergestellt werden können, was
einer Arbeitslohn-Ersparnis bis zu 75 % gleichkommt und schließ-
lich in einer Verbilligung derfertigen Lenker zum Ausdruck kommt.
Die moderne Handbetriebs-Rohrbiegemaschine für kleinere
und mittlere Lenker-Fabriken arbeitet nach wie vor mit Hand-
hebel. Dagegen erfolgt das Festspannen des Rohres am Biege-
körper und das Gegenspannen der Gleitschiene durch einfaches
Niederdrücken zweier Handhebel, das Entspannen derselben
durch Hochschlagen der Handhebel. Auch hier geht die Gleit-
schiene durch Gewichtszug nach der Biegung selbsttätig in die
richtige Anfangsstellung zurück. Die Schnellspann-Einrichtungen
verkürzen die Nebenzeiten derartig, daß mit dieser Maschine bis
zu 200 Einzelbiegungen stündlich hergestellt werden können,
ne immer noch einer Lohnersparnis bis zu 66°/,%, gleich-
ommt.
Die Biegewerkzeuge und deren Auswechselbarkeit sind genau
so einfach geblieben, wie bisher, ebenso weicht die Qualität der
Biegungen dieser Maschinen von der der früheren nicht ab. Wie
auf allen Gebieten, so schreitet auch die Entwicklung auf dem
Gebiete der Lenker-Fabrikation nach langem Stillstand rüstig fort.
in
RADMARKT UND REICHSMECHANIKER
Nr. 2270, Seite 7
Verkehrsunternehmungen gegen das Radfahren
In der Ausgabe vom 3. 11. 1934 Nr. 2267 beschäftigte sich auf
Seite 13 der Artikel „Eine recht sonderbare Werbung‘‘ von
Herbert Dufeldt-Felden mit demselben Problem.
Die Erwartung der Fachangehörigen, daß die Fachverbände in
geschlossener Front sofort alle nötigen Schritte unternehmen,
um gegen eine derartig schädigende Propaganda entsprechende
Maßnahmen zu ergreifen, ist bestätigt worden durch eine Ein-
gabe der am ARF-Vertrag beteiligten Verbände an den Werberat
der deutschen Wirtschaft.
In dieser Eingabe heißt es u. a.:
Nachdem bereits vor längerer Zeit die Reichsbahndirektion
München in einer wenig erfreulichen Form gegen das Rad-
fahren zugunsten der Benutzung der Reichsbahn Propaganda
gemacht hatte, gehen uns in der letzten Zeit aus verschiedenen
Teilen des Deutschen Reiches Mitteilungen darüber zu, daß
Verkehrsunternehmungen durch eine gegen das Fahrrad ge-
richtete Propaganda die eigene Benutzerzahl nach Möglichkeit
zu vergrößern suchen. Als Beweis hierfür möchten wir folgende
Fälle anführen:
1. In Hamburg hat der Statthalter Kaufmann in einer öffent-
lichen Rede nach Zeitungsnotizen folgendes ausgeführt:
„Der 10-Pfennig-Tarif kommt.
Wie die Statistik zeigt, gehen die Verkehrszahlen der Hoch-
bahn A.-G.. immer weiter zurück. Früher pflegte man bei
einer derartigen Entwicklung nicht nach den Ursachen zu
forschen, sondern die Differenz durch erhöhte Preise raus-
zuschinden. Ich aber sage, wenn man so fortgefahren wäre,
würden die Zahlen weiter zurückgehen und eines Tages
wäre der ganze Laden pleite.
Ich finde es unerhört und unerträglich, daß das öffent-
liche Verkehrswesen privatwirtschaft-
lichen Garantieverträgen ausgeliefert
ist. Die Hochbahn ist nicht dazu da, um
Aktionären Dividende zu zahlen, son-
dern um deutschen Arbeitern das Leben
zu erleichtern. Es ist absolut undenkbar, daß ein
Unternehmen, das der Allgemeinheit dienen soll, gezwungen
wird, Dividende auszuzahlen, selbst wenn es mit Minus ar-
beitet. In Zukunft werden alle, die weniger als RM 150.—
verdienen, für 10 Pfg. auf der Straßenbahn und Hochbahn
und für 5 Pfg. auf den Fähren fahren können.
Bei der starken Zunahme des Autoverkehrs ist das Fahrrad-
problem und seine Lösung brennend wichtig geworden. Ich
bitte Sie um Ihre Unterstützung. Wir müssen bei der Ar-
beiterschaft Verständnis für dieses Problem schaffen, damit
eine Rückwanderung auf die Verkehrsmittel der Hoch-
bahngesellschaft eintritt, denn bei den neuen billigen Tarifen
ist dieses möglich.‘
Aus diesen Ausführungen geht ja zweifellos hervor, daß der
Statthalter Kaufmann einseitig für die in Privathänden befind-
liche Verkehrsgesellschaft Hamburg sich einsetzt und sich
gegen das Fahrrad ausspricht.
2. Nach einem weiter uns vorliegenden Reklamekärtchen der
Münchener Straßenbahnverwaltung, das dort verschiedent-
lich verteilt wird, wo viele Fahrräder abgestellt werden,
wird das Radfahren in seiner Bedeutung herabgewürdigt,
um dabei für die Benutzung der Münchener Straßenbahn
Reklame zu machen.
Gegen Preisbindungen
3. In Düsseldorf wird ein Flugblatt verteilt, von dem wir in der
Anlage Abschrift beifügen. Gerade dieses Flugblatt, das für
die Benutzung der Düsseldorfer Straßenbahn Propaganda
machen will, ist außerordentlich bezeichnend für die Art und
Weise, wie auf Kosten des Radfahrverkehrs die Verkehrs-
unternehmungen sich neue Kunden zu verschaffen suchen.
In der unter 1) aufgeführten Rede des Statthalters Kaufmann ist
ja ganz deutlich der Irrtum zu sehen, der in dieser Art der Propa-
ganda steckt. Es kann ja insbesondere eine volkswirtschaftliche
Besserung dadurch nicht eintreten, wenn dem einen Teil etwas
gegeben und dem anderen etwas genommen wird. Esmuß andere
Mittel und Wege geben, um die Tarife der Verkehrsunterneh-
mungen niedrig zu halten, ohne hierdurch gleichzeitig bewußt
ein anderes Verkehrsmittel und damit andere Industriezweige zu
schädigen. Jeder Wirtschaftszweig hat die Berechtigung, für
seine Belange Propaganda zu machen. Niemand ist aber berech-
tigt, Erzeugnisse eines anderen Wirtschaftszweiges herabzusetzen
und den Verbraucher aufzufordern, bestimmte Verkehrsmittel
zu benutzen.
Eine derartige Propaganda steht u. E. mit den Bestrebungen’ des
Werberates der Deutschen Wirtschaft, im Werbewesen für
geordnete Zustände zu sorgen in schärfstem Widerspruch. Auch
dann, wenn man von dieser an sich wenig erfreulichen Art der
Reklame überhaupt absieht, ist es notwendig, sich über die wirt-
schaftlichen Folgerungen einer derartigen Propaganda gegen das
Fahrrad Rechenschaft abzulegen.
Alle Bestrebungen öffentlicher Verkehrsmittel, den Radfahr-
verkehr einzuengen, müssen dazu führen, daß ein großer und um-
fassenderWirtschaftszweig notleidend wird. In der deutschen Fahr-
radbranche finden Zehntausende von Arbeitern und Angestellten,
Hunderttausende von Grossisten, Händlern, Vertretern usw. ihre
Existenz. Die Fahrradbranche ist nur dann in der Lage, allen
diesen Volksgenossen eine Existenzmöglichkeit zu bieten, wenn
der Absatz in Fahrrädern steigt. Ein Rückgang des Absatzes oder
gar eine Abwendung der Oeffentlichkeit vom Radfahren muß
dazu führen, daß die gesamte Fahrradbranche notleidend wird,
was naturgemäß die Arbeitnehmer zuerst merken, die ja dann
weder von den Fabriken noch von den übrigen Arbeitgebern im
Fach weiter beschäftigt werden können. Aber auch der gewerb-
liche Mittelstand, insbesondere der Fahrradhändler, wird un-
mittelbar hierunter zu leiden haben, da er ja mit der Kundschaft
in direktem Verkehr steht und es zuerst merkt, wenn das Publikum
keine Fahrräder mehr kauft. Falls also derartige Bestrebungen,
den Radfahrverkehr zugunsten der Benutzung öffentlicher Ver-
kehrsmittel zurückzudrängen, Schule machen, so kann die Folge
nicht ungewiß sein. Sie kann nur darin bestehen, daß die gesamte
Fahrradbranche notleidend wird, daß zahlreiche Arbeitnehmer
entlassen werden müssen und daß eine rationelle Ausnutzung der
Produktionsstätten nicht möglich ist, so daß der Produktions-
und Verteilungsapparat der Fahrradbranche mangels Absatz-
möglichkeiten verkümmert.
Daß eine derartigeEntwicklung unter den gegenwärtigen Verhält-
nissen als außerordentlich gefährlich und bedenklich angesehen
werden muß, liegt auf der Hand. Die deutsche Fahrradwirtschaft,
vertreten durch die unterzeichneten Reichsverbände, sieht es
daher für ihre Pflicht an, mit allergrößtem Nachdruck sich dafür
einzusetzen, daß durchgreifende Maßnahmen erfolgen, um eine
derartige Propaganda zum Schaden des Radfahrverkehrs für
die Zukunft zu verhindern.
Ueber das Ergebnis des Antrags wird in einer der nächsten Aus-
gaben berichtet.
Neue Markenartikel nur noch mit Genehmigung des Reichskommissars. — Maßnahmen
gegen die Erschwerung des Warenweges vom Erzeuger zum Verbraucher.
Im Reichsgesetzblatt wird eine Verordnung des Reichskom-
missars für Preisüberwachung, Dr. Goerdeler, über Preisbin-
dungen und gegen Verteuerung der Bedarfsdeckung veröffent-
licht. Im $ 1 ist sie im wesentlichen eine Wiederholung der vom
Herrn Reichswirtschaftsminister erlassenen Verordnung vom
16. Mai 1934. Sie bestimmt in $ 1, daß Verbände und andere Zu-
sammenschlüsse öffentlichen oder bürgerlichen Rechts Preise,
Mindestspannen, Höchstnachlässe und Mindestzuschläge nur noch
mit Einwilligung des Reichskommissars oder seiner Beauftragten
festsetzen, verabreden, empfehlen oder zum Nachteil der Ab-
nehmer des Kleinhändlers verändern dürfen.
$ 2 verbietet Erzeugern und Großhändlern, ohne vorherige Ein-
willigung des Reichskommissars Kleinhandelspreise festzusetzen
oder zum Nachteil der Abnehmer zu verändern. Damit wird der
unbegrenzten Herausgabe neuer Markenartikel ein Riegel vor-
geschoben. Der Reichskommissar wird die Genehmigung für neue
Markenartikel nur erteilen, wenn dieWare hinreichende Qualität
für einen markenwürdigen Schutz aufweist und die Preisstellung
in allen Teilen angemessen ist.
$ 3 untersagt, den Weg der Ware vom Erzeuger zum Verbraucher
durch Einschaltung volkswirtschaftlich entbehrlicher Zwischen-
stellen aller Art zu erschweren, zu verlangsamen oder zu ver-
Seite 8, Nr. 2270
teuern. Damit soll selbstverständlich nicht die volkswirtschaftlich
notwendige Funktion des Handels angetastet werden. Sie ist im
Gegenteil unentbehrlich. Wenn jeder Verbraucher seinen ganzen
Warenbedarf bei den verschiedenen Erzeugern decken würde,
würde er ein Mehrfaches seines Einkommens verreisen müssen.
Betroffen werden sollen hiermit aber diejenigen Zwischen-
schaltungen auf dem Wege der Ware vom Erzeuger zum Ver-
braucher, die entbehrlich sind und irgendeine volkswirtschaftlich
berechtigte und nützliche Wirkung nicht mehr haben. Damit
auch hier keine Unklarheiten in der Praxis entstehen, hat sich
der Reichskommissar die Entscheidung darüber vorbehalten,
ob die Zwischenstelle im einzelnen Falle volkswirtschaftlich ent-
behrlich ist oder nicht.
Kauf- und Lieferungsverträge müssen eingehalten werden. —
Nachträgliche Verschlechterungen von Zahlungen und Liefe-
rungsbedingungen sind unzulässig.
Beim Reichskommissar für Preisüberwachung gehen täglich
Klagen ein, daß bei Verträgen, die vor einigen Wochen oder
Mitgliedschaft
RADMARKT UND REICHSMECHANIKER
Monaten fest abgeschlossen sind, der Verkäufer jetzt die Liefe-
rung nur zu erhöhtem Preise oder zu sonstigen verschlechterten
Lieferungs- oder Zahlungsbedingungen ausführen will.
Es wird darauf hingewivsen, daß ein solches Verhalten bei zu
festen Bedingungen abgeschlossenen Verträgen vollkommen
rechtswidrig ist und Einhaltung abgeschlossener fester Verträge
zu den selbstverständlichen Gepflogenheiten eines ehrbaren
Kaufmannes gehören.
Auch Verbände, die Preise bestimmt haben, haben häufig ver-
sucht, auf ihre Verbandsangehörigen einen Druck dahin auszu-
üben, daß selbst solche Waren.zu den neuen höheren Preisen ab-
zusetzen sind, die noch zu einer Zeit eingekauft sind, als Preis-
bindungen oder Auflagen nicht bestanden.
Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß nach Auffassung des
Reichskommissars diese Versuche „Altware“ späteren Preis-
bindungen oder verschärften Absatzbedingungen zu unter-
werfen, unzulässig sind.
zum Reichsverband Deutscher Funkhändler e. V. und dessen Beitrags-
regelung bezüglich der Mechaniker,
I. Das Ergebnis der Verhandlungen des Reichsverbandes des
Mechanikergewerbes e. V. mit dem Reichs verband
Deutscher Funkhändler e. V. ist in dem nachstehen-
den Schreiben vom 7. 11. 1934 an den RDM niedergelegt:
„Zch. AS/OL/208 Betr. Mitgliedschaft und Beitragsregelung
bezüglich Ihrer Mitglieder, welche den
Rundfunkhandelbetreiben.
Wir beziehen uns auf unsere heutige Unterredung, in der wir
die gesetzlichen Voraussetzungen für die Zugehörigkeit des
Funkhandels zum Reichsverband Deutscher Funkhändler e. V.
besprachen.
Zu dieser Frage teilen wir Ihnen folgendes mit:
Einige Mitglieder Ihres Verbandes haben eine unrichtige Auf-
fassung über die Notwendigkeit, dem Reichsverband Deut-
scher Funkhändler e, V. anzugehören in den Fällen, in denen
von Mitgliedern Ihres Verbandes Rundfunkhande] betrieben
wird.
Wir machen darauf aufmerksam, daß alle von der WIRUFA
anerkannten Rundfunkeinzelhändler mit Ausnahme der kon-
zessionierten Elektro-Installateure usw., welche der Fach-
schaft Radiohandel im VEI angehören, an unseren Verband
anzuschließen sind. Dieser Anschluß ist durch die Bestim-
mungen des Reichskulturkammergesetzes vom 3. und 14. 11.
33 vorgeschrieben.
Die Belieferung durch Fabriken und Grossisten setzt aller-
dings den Besitz einer WIRUFA-Rabattkarte voraus.
Die ursprüngliche Fassung unserer Mitgliedskarte „‚Mitglieds-
und Händlerausweis“ ist durch neue Bestimmungen überholt.
Es ist zu unterscheiden:
1. die Möglichkeit, mit Rundfunkapparaten, Lautsprechern
und Röhren zu handeln. Diese ist durch den Besitz der
WIRUFA-Rabattkarte (blaue Karte) gegeben.
2. die gesetzlich vorgeschriebene Zugehörigkeit zum Reichs-
verband Deutscher Funkhändler e. V. bzw. bei konzessio-
nierten Elektro-Installateuren usw. zur Fachschaft Radio-
handel im VEI.
Das Gesetz beabsichtigt natürlich nicht, daß der Händler
durch die Beitragshöhe unerträglich belastet wird. In
Fällen kleinen Umsatzes und der Beitragspflicht zu anderen
Fachverbänden ist selbstverständlich eine entsprechende
Beitragsermäßigung auf Antrag möglich.
Bei geringfügigem Umsatz kann auf die Zugehörigkeit
zum Verband verzichtet werden.
Wer am Rundfunkhandel nicht interessiert ist und die
Rabattkarte für das Funkjahr 1934/35 nicht beantragt hat,
braucht selbstverständlich nicht Mitglied des Reichsver-
bandes Deutscher Funkhändler e. V. zu sein und kann auf
Antrag in der Mitgliederliste gestrichen werden.
Heil Hitler!
Reichsverband Deutscher Funkhändler e, V,“
welche Rundfunkhandel betreiben
Il. Für die RDM-Mitglieder (Mechaniker), welche Rundfunkhandel
betreiben und auch Mitglied des Reichsverbandes Deutscher
Funkhändler sind, bestehen demnach bezüglich der Regelung der
Beitragsfrage mit dem Reichsverband Deutscher Funkhändler
e. V. folgende Möglichkeiten:
1. Jedes RDM-Mitglied (Mechaniker) kann unter Berufung auf
seine Doppelmitgliedschaft und Beitragspflicht beim
Reichsverband Deutscher Funkhändler ‚und beim Reichs-
verband des Mechanikergewerbes e., V., beim Reichsver-
band Deutscher Funkhändler e. V. eine entsprechende
Beitragsermäßigung beantragen (= all gemeine
Beitragsermäßigung wegen Doppel-
mitgliedschaft).
2. RDM-Mitglieder (Mechaniker) können darüber hinaus in
Fällen nur kleinen Umsatzes im Rundfunkhandel eine
weitere Beitragsermäßigung beim Reichsverband Deut-
scher Funkhändler e. V. beantragen (Beitra gser-
mäßigung wegen nur kleinen Umsatzes
im Rundfunkhandel in Höhe von RM
in. der Zeit vom a 2: Da 2 )-
3. Beinur geringfügigem Umsatzim Rund-
funkhandel verzichtet der Reichsverband Deutscher
Funkhändler e. V. gegebenenfalls auf die Zubehörigkeit zu
seinem Verband.
RDM-Mitglieder also, welche nur einen völlig unbedeuten-
den Umsatz im Rundfunkhandel haben, können ihre Ent-
lassung aus der Mitgliedschaft beim Reichsverband Deut-
scher Funkhändler e. V. beantragen.
4. RDM-Mitglieder, welche am Funkhandel nicht interessiert
sind, und die Rabattkarte für das Funkjahr 1934/35 nicht
beantragt haben, brauchen. selbstverständlich nicht Mit-
glied des Reichsverbandes Deutscher Funkhändler e. V.
zu sein und können auf Antrag in der Mitgliederliste ge-
strichen werden.
anwalt Dr. Engelhardt, Berlin, zur Zahlung des vollen Beitrages
erhalten haben, wobei die möglichen Beitragsermäßigungen
wegen der bestehenden doppelten Mitgliedschaft und Beitrags-
pflicht usw. nicht berücksichtigt sind — eine Reihe von Unter-
lagen übergeben worden.
Der Reichsverband des Mechanikergewerbes e. V. hat diese
Unterlagen dem Reichsverband Deutscher Funkhändler e. V.
zugeleitet, welcher jeden einzelnen Fall prüfen und zulässige
und gerechtfertigte Beitragsermäßigungen usw. vornehmen und
die Kollegen benachrichtigen wird.
Der Reichsverband Deutscher Funkhändler e. V. wird eventuelle
Beitragsklagen (im Anschluß an die Zahlungsaufforderung durch
Rechtsanwalt Dr. Engelhardt) ers ü
nen Falle erheben.
Reichsverband des Mechanikergewerbes e., V.
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zulesen ]
RTTUNT
Was Lehrlinge, große und kleine — va
von der kranken Nähmaschine wissen müssen
Reparaturen an fast neuen Schwingschiffmaschinen.
Wer unsere letzten Reparaturartikel aufmerksam gelesen
und sich alles, was dort über die Langschiffmaschine
gesagt ist, gut gemerkt hat, wird sich in der Schwing-
schiffmaschine schnell zurechtfinden. Denn das Schwing-
schiff-System hat sich folgerichtig aus der Langschiff-
maschine entwickelt. Nur geht das Schiffchen nicht wie
bei der Langschiff in gerader Linie vor und zurück, son-
dern esschwingt in einem Kreisbogen hin und her,
deshalb nennt man die Schwingschiff zuweilen auch
BT
Bogenschiffmaschine. _ Die Stöße beim Umkehr der
Schiffchenbewegung sind also im selben Maße vorhanden,
wie beim Langschiffsystem. Trotzdem ist das schwingende
Schiffchen ein großer Fortschritt. Etwa 800 Stiche in der
Minute gibt eine Schwingschiffmaschine her gegen nur
400 Stiche einer Langschiff. Schwingschiffmaschinen sind
bei den meisten Fabrikaten grundsätzlich besser durch-
gebildet als die Langschiffmaschinen, weshalb sich eine
Reparatur hier in viel größerem Maße lohnt. Schwing-
schiffmaschinen bilden heute den größten Anteil am
Reparaturgeschäft.
Noch ganz neu ... und näht doch nicht!
So etwas kommt vor. Insbsondere kann bei unsach-
gemäßer Behandlung ein Versagen der Maschine sehr
schnell eintreten. Bei der peinlich sauberen Hausfrau ist
das Staubwischen eine besonders beliebte Sache: Auch
wenn eigentlich kein Staub auf der eben neu gekauften
Schwingschiff liegt, — besser ist, man wischt mal drüber!
Und schon ist das Unglück geschehen. Der Staublappen
verfängt sich in der Fadenregulierfeder der Oberfaden-
spannung und verbiegt sie. Und schon mit einer geringen
Abweichung arbeitet dieses feinfühlige Instrument nicht
mehr zufriedenstellend ... irgendwo reibt oder klemmt
sie. Meist ist sie nur wenig aus ihrer Form gebracht und
schnell wieder ausgerichtet, sobald man den Fehler ent-
deckt hat. Den meisten Maschinen ist eine Ersatzfeder
(im Apparatekasten) beigegeben, so daß leicht ein Aus-
tausch erfolgen kann, wenn sich die alte Feder nicht mehr
herstellen läßt.
Verharztes Oel und Schmutz
Man sollte kaum glauben, was für unbrauchbares Zeug
oft unter dem Namen „Nähmaschinen-Oel‘“ in den Han-
del gebracht wird. Hat die Hausfrau das Unglück, solche
„Qualitätsware‘‘ zu benutzen, so sind oft schon nach
wenigen Wochen alle stark geölten Teile mit einem
dicken, klebrigen Test besetzt, der durch hinzugekom-
menen Staub trefflich ergänzt wird. Kein Wunder, wenn
die Maschine dann schwer geht. Hier hilft eben nur
Petroleum und wieder Petroleum, dabei die Maschine
solange laufen lassen, bis all der Schmutz heraus-
gewaschen ist. Abwischen und nachölen.
Falsche Bedienung.
Ja, die Gebrauchsanweisung. Zwar steht alles drin —
aber sie wird nicht, oder nicht sorgfältig genug gelesen.
So kommt es häufig vor, daß eine verstellte Stoffdrücker-
stange — zu stark oder zu schwach eingestellt — die
Ursache einer Beanstandung ist. Solange der Druck des
Füßchens auf den Stoff zu gering ist, kann es zum Beispiel
vorkommen, daß bei einer Quernaht der Stoff einfach
nicht weitergeführt wird und stehenbleibt. Dann muß
die Schraube etwas hineingedreht werden. Umgekehrt
kann für leichte und dünne Stoffe der Druck zu stark sein.
Man merke sich: Dünne Stoffe — wenig Druck, starke
Stoffe — mehr Druck.
Trotz eingehender Beschreibung in der Gebrauchs-
anweisung falsch eingelegte Schiffchen können natürlich
keine Naht zutage fördern. Stets ist darauf zu achten:
Seite 10, Nr. 2270
Das im Kreisbogen schwingende Schiffchen muß an der
Schiffchenbahn gut anliegen. Die Spitze darf nicht stumpf
oder beschädigt sein. Beim Einlegen — Spitze nach vorn!
Die Schiffchenbahn muß stets völlig sauber sein. Beson-
ders nach dem Nähen stark appretierter Stoffe neigt sie
Der Reichsarbeitsminister gegen die Schließ
Der Reichsarbeitsminister hat am 24. Oktober das folgen
Schreiben an das sächsische Arbeits- und Wehlfahrtaminieterkun,
gerichtet:
„Mein Beauftragter für den Reichsverband der Innungs-
krankenkassen e. V. hat mir Abschrift der Verfügung des
Oberversicherungsamtes Dresden vom 10. Oktober 1934
— Nr. 367 A/34 — an die Versicherungsämter eines Bezirks
übersandt. Hiernach sollen die Versicherungsämter bei
den Innungskrankenkassen, deren Errichtungsinnung auf
Grund der Ersten Verordnung über den vorläufigen Auf-
bau des deutschen Handwerks vom 15. Juni 1934 (RGBi. |
S. 493) geschlossen wird, unter Anwendung der $$ 279 Nr. 2,
277 Abs. 2 der Reichsversicherungsordnung gemäß $ 282
Abs. 3 der Reichsversicherungsordnung das Schließungs-
verfahren von Amts wegen einleiten. Dieses Verfahren ent-
spricht zwar dem geltenden Recht.
Ich beabsichtige jedoch, demnächst eine Uebergangs-
regelung für die genannten Innungskrankenkassen zu
treffen und werde deshalb vorerst zu deren Schließung
meine nach der fünften Verordnung zur Neuordnung
RADMARKT UND REICHSMECHANIKER
stark. zum Verschmutzen. Erst Petroleum, dann durch- -
wischen, dann mit einem Tropfen Oel nachölen. Das
Einlegen der Spule in das Schiffchen und das Einfädeln
des Schiffchenfadens zeigen die nebenstehenden Ab-
bildungen. Oft hat die Spule nur eine Spitze, dann ist
darauf zu achten, daß das Teil mit der Spitze zuerst
eingeführt wird. Die Spannung des Schiffchensfadens kann
auch Ursache einer schlechten Naht sein.
Auch wenn die Schraube c vorsteht oder durch zu wenig
liebevolle Benutzung des Schraubenziehers bereits Grat
angesetzt hat, kann die Sache nicht funktionieren.
Um das Bild aller Fehlermöglichkeiten bei neuen Ma-
schinen zu vervollständigen, genügt es, die Oberfaden-
spannung zu erwähnen, und die sich aus den falsch ein-
gestellten Spannungen sich ergebenden Nahtfehlern.
(
Schwächer
|
Die nächste Folge dieses Artikels wird sich mit den Feh-
lern beschäftigen, die an Maschinen auftreten können,
die schon lange im Gebrauch sind.
stärker
ung von Innungskrankenkassen
der Krankenversicherung vom 3. März 1934 (RGBl. 1
S. 175) erforderliche Genehmigung nicht erte Ich
bitte, das Oberversicherungsamt Dresden hiervon zu
unterrichten und den Versicherungsämtern anheimzu-
stellen, Schließungsverfahren nicht einzuleiten oder
eingeleitete zunächst auszusetzen.
Weiterhin bitte ich, auch die übrigen Oberversicherungs-
„ ämter Sachsens entsprechend zu verständigen.‘‘
Dieses Schreiben des Reichsarbeitsministers hat der Reichs-
verband der Innungskrankenkassen wegen der grundsätzlichen
Bedeutung den Oberversicherungsämtern übermittelt und dabei
mitgeteilt, der Reichsarbeitsminister bringe in seinem Begleit-
schreiben an den Reichsverband zum Ausdruck, daß er seine vor-
stehende „Auffassung gleichzeitig den Sozialministerien der
übrigen Länder sowie den preußischen Oberversicherungsämtern
zugeleitet habe. Zu einer Beunruhigung wegen der Gefahr einer
voreiligen Schließung von Innungskrankenkassen liegt also er-
freulicherweise keine Veranlassung vor. Die bestehenden
Innungskrankenkassen bleiben bis zum Erlaß der Uebergangs-
regelung in ihrem bisherigen Stand unberührt, H.
Die Prüfung der kartellmäßigen Bindungen.
Die Industriekartelle dem Führer der Wirtschaft unterstellt
Im Interesse der von dem Preiskommissar Dr, Goerdeler an-
gestrebten einheitlichen Prüfung der Frage, ob und welche
kartellmäßigen Bindungen gelockert werden können, wurde dem
Führer der Wirtschaft auf seinen Wunsch von seiten der indu-
striellen Hauptgruppenführer die Kartellstelle des bisherigen
Reichsstandes der deutschen Industrie als Apparat für die ent-
sprechenden Anregungen aus der gesamten deutschen Wirtschaft
bis auf weiteres unmittelbar unterstellt. Diese Stelle wird künftig
sowohl für die Industrie als in unmittelbarem Auftrag des Führers
der Wirtschaft für die gesamte Wirtschaft im engsten Einverneh-
men mit Dr. Goerdeler eingesetzt werden. Es soll ohne irgend-
welche Experimente intensiv mit Hilfe der Fachgruppen geprüft
werden, wo zu Erstarrungen gewordene privatrechtliche Bin-
dungen zu ‚lockern oder zu lösen sind. Die Entscheidung über
die Durchführung solcher Vorschläge liegt bei dem Preiskom-
missar Dr. Goerdeler, soweit in solchen Fällen ein Kartell-
ee nicht freiwillig die ‚entsprechenden Folgerungen
en
RADMARKT UND REICHSMECHANIKER
Nr. 2270, Seite 11
Berlin-Charlottenburg, Hardenbergstr. 13
VERBANDS - MITTEILUNGEN
Nr. Landesverband Geschäftsstelle Nr. Landesverband Geschäftsstelle
1 Ostpreußen Braunsberg i. Ostpr., Markt 4 | 10 Mitteldeutschland
2 Schlesien Breslau 2, Claaßenstr. 3 a) Magdeburg Magdeburg, Katharinen-
3 Brandenburg Berlin W 8, Wilhelmstr. 46 straße 2—3
4 Pommern Stettin, Falkenwalder Str. 199 b) Thüringen Apolda i. Th.,Fleischergasse 12
5 Nordmark Rostock, Koßfelder Str. 17 11 Sachsen Dresden-A.,Gr.Brüdergasse 201
6 Niedersachsen Bremen, Birkenstr. 11 12 Bayern Nürnberg-A., Maxtormauer 50
7 Westfalen Bielefeld, Ulmenstraße 10 13 Süd-Westdeutschland
8 Rheinland Bonn a. Rhein, Stiftsplatz 5 a) Württemberg | Stuttgart-O, Urbanstr. 36
9 Hessen Bad Homburg v. d. Höhe b) Baden Mannheim, Meerfeldstr. 65
pu ran
Organisatorische Uebergriffe
der Wirtschaftsgruppen Maschinenbau und Eisen- und Metallwarenindustrie
Der Reichsstand des Deutschen Handwerks hat an die Wirt-
schaftsgruppen Maschinenbau sowie Eisen- und Metallwaren-
industrie kürzlich folgendes Schreiben gerichtet:
„Wie uns mitgeteilt wird, werden von Ihnen Rundschreiben an
Handwerksbetriebe versandt, in denen zu einer Eingliederung
bzw. Anmeldung bei Ihrer Wirtschaftsgruppe aufgefordert
wird. Ausdrücklich soll in Ihren Rundschreiben der Hinweis
gegeben sein, daß auch Handwerksbetriebe bei Ihrer Wirt-
schaftsgruppe anmeldepflichtig seien.
Wir dürfen demgegenüber feststellen, daß eine Anmeldepflicht
oder Eingliederung bei Ihrer Wirtschaftsgruppe für Hand-
werksbetriebe einmal nach den Grundsätzen des Aufbaues der
Rohstoffe
Der Reichsstand des deutschen Handwerks hat vom Führer der
Wirtschaft folgende Mitteilung erhalten.
„Die Ueberwachungsstelle für unedle Metalle hat dem
Reichswirtschaftsministerium mitgeteilt, daß von manchen
Firmen bei Ausfuhrgeschäften auf den Angeboten bzw. Rech-
nungen folgender Stempelaufdruck angebracht wird.
Eindeckungsmöglichkeit der Rohstoffe
auf Grund der Maßnahmen der staat-
lichen Ueberwachungsstellen bleibt
vorbehalten.
Es
gewerblichen Wirtschaft und nach den für den Ausbau der
Handwerksorganisation insbesondere geltenden gesetzlichen
Bestimmungen in keiner Weise in Frage kommt. Wir bitten,
in Zukunft gefl. entsprechend zu verfahren. ;
Wir haben im übrigen die uns angeschlossenen Reichsfach-
verbände des Metallhandwerks dahin unterrichtet, daß für
die in.der Handwerksrolle eingetragenen Betriebe des Metall-
handwerks eine Beantwortung von Fragebogen Ihrer Wirt-
schaftsgruppe oder eine Anmeldung zu Ihrer Wirtschafts-
gruppe zu unterlassen ist.
Abschrift dieses Schreibens erhält der Führer der Wirtschaft.‘
wird um Kenntnisnahme gebeten. RDM.
Es ist unvermeidlich, daß durch ein derartiges Vorgehen bei
ausländischen Kunden der Eindruck entsteht, daß nicht mit
Sicherheit auf die Lieferung der bestellten Waren gerechnet
werden kann und auch, daß minderwertige Ersatzstoffe für die
Ausführung des Auftrages möglicherweise zur Verwendung
kommen. Hierdurch kann der Export aufs empfindlichste
geschädigt werden. Die Verwendung derartiger Stempel-
aufdrücke oder ähnlicher Hinweise muß unbedingt
unterbleiben. Sie werden gebeten, die nachgeordneten
Wirtschaftsgruppen und Verbände gleichlautend zu unter-
richten. Die Namen solcher Firmen, die auch in Zukunft in
der geschilderten Weise vorgehen sollten, werden festgestellt.
Reichsverband des Mechanikergewerbes e. V.‘
Händler- und Mechanikertagung Stettin
Donnerstag, den 29. November 1934, Konzerthaus Stettin, Augustastraße 48
1 Uhr mittags: Obermeister-Tagung des Pommerschen Mechaniker-Handwerks
Händler- und Mechaniker-Tagung
2 Uhr:
| An dieser Versammlung nimmt auch der Reichsobermeister Kollege Fritz Puschke, Berlin, teil.
Landesverband Pommern im R.D.M.
|
N
}
1
——
Seite 12, Nr. 2270
Bekanntmachung 54
Im „Radmarkt und Reichsmechaniker‘‘ wird demnächst wieder
die „Bekanntmachung 54 erscheinen. Diese empfiehlt den
Kollegen, vor Eingehung einer Geschäftsverbindung mit den inder
Bekanntmachung aufgeführten Firmen, sich zwecks Einholung
einer Auskunft an die RDM-Hauptgeschäftsstelle Berlin-Char-
lottenburg, Hardenbergstraße 13, |, zu wenden. Diese Auskunft
wird ausschließlich an Mitglieder erteilt,
Die Bekanntmachung der betreffenden Firmen erfolgt in Wahr-
nehmung berechtigter Interessen der RDM-Mitglieder.
Falls Kollegen Beschwerden gegen Firmen vorzubringen haben,
welche die Aufnahme dieser Firmen in die Bekanntmachung 54
notwendig machen, bitten wir, die Beschwerden möglichst aus-
führlich zu begründen. RDM
Einschränkung der
Fortdauer alter Tarifregelungen
Der Reichsarbeitsminister hat im Einvernehmen mit dem Reichs-
wirtschaftsminister eine ‚Ergänzung seiner früheren Anordnung
über die Weitergeltung der am 3. April 1934 noch laufenden
Tarifverträge als Tarifordnungen vorgenommen. Danach können
. die Treuhänder der Arbeit innerhalb ihres Bezirkes einzelne
Betriebe aus dem Geltungsbereich der alten Tarifregelungen aus-
nehmen; die Ausnahme ist bei Tarifordnungen für einen größeren
räumlichen Geltungsbereich an die Zustimmung des Reichs-
arbeitsministers gebunden.
Die Neuregelung stellt einen weiteren Schritt zu dem vom
Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit erstrebten Ziele dar,
die Betriebsordnungen in immer stärkerem Maße zur Grundlage
der Regelung der Arbeitsbedingungen zu machen. Wird in einer
Betriebsordnung eine den wirtschaftlichen und sozialen Erforder-
nissen angepaßte Regelung der Arbeitsbedingungen getroffen,
so kann nunmehr der Treuhänder der Arbeit ohne langwieriges
Verfahren den Betrieb von den Fesseln einer veralteten Tarif-
regelung befreien. RH.
Persönliches
Unser Kollege
Eilert Röben, Apen in Oldenburg
konnte am 1. November sein 25jähriges Geschäfts
Kollege Röben ist ein verdienstvoller Kämpfer des RDM, der
Landesverbands-Nachrichten
Landesverband Niedersachsen
Die erste Gründungsversammlung d i
ee ründ g der neuen Mech -
Pflichtinnung für die Kreise Nienburg, Grafschaft Die
Eng Hoya und Syke, wurde am 14. 11., 14 Uhr, von dem Koll.
Br Nienburg, unter Anwesenheit zahlreicher Kollegen
Koll. Kühling gab bekannt, daß er von der Handwerk:
zum Obermeister bestellt worden sei und Due ae
zwischen erschienenen Kreishandw i
v erksmeister
Liebenau, und den i RHALER
schaftsgefühl der Kollegen gewesen, die dem Wi ä
\ 3 N 5 ert der Händler-
karte nicht zum 100% igen Siege verholfen hätten. Wann ferner
a nellegen ihre Fachzeitung gelesen hätten, wie es der Reichs-
andwerksmeister forderte, wären die vielen Zweifel an der
RADMARKT UND REICHSMECHANIKER
Arbeit des RDM nicht aufgetaucht und manche Unzufriedenheit
vermieden worden. Wenn ein Fachkollege seine Fachzeitung nicht
lese, könne er sich auch über die Tätigkeit seines Verbandes nicht
informieren. .
Ganz ausführlich wurde noch die Erfassung der Einzelhandels-
betriebe zum GdE besprochen und darauf hingewiesen, daß
unsere Mitglieder Fragebogen durch die Kreishandwerker-
schaften zugestellt bekommen. Eine weitere Reihe von Anfragen
gab dem Koll. Lünsche Veranlassung, immer wieder darauf hin-
zuweisen, daß alle Aufbauarbeit und alle Verbands- und Innungs-
tätigkeit nur dann einen Erfolg haben könne, wenn die Kollegen
wirklich in kameradschaftlicher Weise sich zusammenfinden
würden, nur auf dem Wege .der wahren Kameradschaft und
Volksgemeinschaft sei der Aufbau des neuen Reichs und somit.
unseres Fachverbandes überhaupt möglich.
Zum Schluß bat Koll. Lünsche alle anwesenden Kollegen noch-
mals wieder, in diesem Sinne mitzuarbeiten und fest und einig
zusammenzustehen.
Nachdem der Rechnungsführer, Koll. Schulze, Neustadt, den
Beitragseinzug vorgenommen hatte, fand die harmonisch ver-
laufene Versammlung mit einem, auf dem Führer ausgebrachten
Sieg-Heil ihr Ende. H. Lünsche.
N l
Die Kollegen der neuen Innung Celle hatten sich in großer Zahl
am 13. 11. im Schulungsraum der Kreishandwerkerschaft Celle
zusammengefunden. Nach Erledigung einiger interner An-
gelegenheiten begrüßte der Obermeister, Koll. Brandt,
Celle, den inzwischen eingetroffenen Landesverbandsleiter, Koll.
Lünsche. Er erteilte diesem sofort das Wort zu seinem Referat.
Koll. Lünsche führte in längeren Ausführungen aus, daß nunmehr
alle Fachkollegen in Pflichtinnungen zusammengefaßt, würden
und es ein Abseitsstehen nicht mehr gäbe. Wenn natürlich der
Neuaufbau unseres Faches auch nutzbringend für unsere Kollegen
sein solle, so müßten dieselben viel mehr Mitarbeit leisten, als es
bisher geschehen ist. Es ginge nicht an, daß der Kollege nunmehr
von seiner Innung und seinem Fachverband alles Heil erwarte,
günstigenfalls seine Beiträge Prompt bezahlt, es aber an wirklich
praktischer Mitarbeit fehlen lasse. Diese Mitarbeit fände beson-
ders darin ihren Ausdruck, daß endlich einmal mit dem Begriff
» Doppel-
falls in zufriedenstellender Weise beantwortet. wi
Nachdem Koll. Lünsche noch ausführlich über die no i
< | twendige
Lehrlingsausbildung zur Schaffung eines gesunden Nach wachen
unseres Faches und über den Meldezwang zur Handelsorgani-
sation berichtet hatte, verwies derselbe nochmals wieder auf die
Forderung unseres Reichshandwerksführers, daß jeder Kollege
seine Fachzeitung halten und auch lesen müsse.
Das Ausweisplakat für anerkannte Fachhändler fand großen
Beifall. Von allen anwesenden Mitgliedern wurde ein solches.
bestellt.
Nachdem diese nunmehr ihren Beitra
waren, schloß der Obermeister mit einem Da
nen Kollegen und einem dreifachen Sieg-
die sehr interessante Versammlung. H. Lünsche
Landesverband Südwestdeutschland
ea über die Handhabung des Rechenschiebers
„a Landesgewerbeamt beabsichtigt, bei genügend Beteilii
in Stuttgart und in anderen Besjansten, Orten Württembee
im Dezember ds. Js. zweitägige Tageslehrgänge für Handwerker
aller Berufsgruppen über di ieber:
° er über die Handhabung des Rechenschiebers
Für die Teilnahme an dem Stutt
richtsgeld von 5.— RM erhoben
Im Falle besonderer Bedürftigkeit kann einzelnen T. il
das Unterrichtsgeld ganz oder teilweise erlassen werde
Anmeldungen zu dem Stuttgarter Lehrgang und Anträge auf Ab-
garter Lehrgang wird ein Unter-
amts in Stuttgart-N, Kanzleistraße 28 einzurei i
n t eichen. Von diesem
können die Anmeldevordrucke bezogen werden.
Stuttgart, den 7. November 1934. Württ. Landesgewerbeamt.
ia
a
EZ er =V,.
RADMARKT UND REICHSMECHANIKER
Aus der Praxis der Motorrad-
Viele Kraftfahrzeugmechaniker glauben, Reparaturen an Motor-
rädern ablehnen zu sollen, weil hieran doch nichts verdient sei,
Diese Einstellung ist abwegig, besonders auf dem Lande. Wer sich
hier auf Motorradreparaturen einstellt, wird sich gute Ein-
nahmequellen erschließen. Natürlich muß sich der Werkstätten-
inhaber auch mit dem Aufbau der verschiedenen Typen vertraut
machen. In erster Linie muß man sich über gewisse Sonderkon-
struktionen, die einem beim Motorrad immer wieder begegnen,
orientieren, wenn man die auftretenden Fehler rasch finden und
zuverlässig beheben will.
Zunächst ein Beispiel, um das eben Gesagte zu illustrieren. Ein
Motorradfahrer kommt in eine ländliche Reparaturwerkstatt
und sagt, er sei heute schon in scharfem Tempo über 200 km
gefahren; plötzlich lasse aber die Leistung seiner Maschine be-
deutend nach. Wo könne da der Fehler liegen? Bei näherem
Zusehen zeigt sich zunächst, daß die Maschine mit einem Zwei-
taktmotor, also mit einem ventillosen Motor, ausgerüstet ist.
Ein solcher Motor saugt Gasgemisch in das Kurbelgehäuse und
komprimiert dieseshier vor. Es ist daher unerläßlich, daß dieses
Gehäuse zuverlässigst abgedichtet ist. Nun können sich auf der
Fahrt, besonders bei schnellem Fahren auf unebener Straße, die
Bolzen lockern, welche die beiden Gehäusehälften zusammen-
halten. Dies war in unserem Beispiel der Fall. Durch die gelocker-
ten Bolzen aber entstehen Undichtheiten und durch diese wird
das Gemisch teilweise ausgeblasen; die Kompression und damit
auch die Leistung des Motors läßt immer mehr nach, je mehr sich
die Bolzen lockern. Durch ein strammes Nachziehen der Bolzen
war der Fehler behoben, den mancher weniger sachkundige
Reparateur vielleicht lange an allen möglichen anderen Stellen
gesucht hätte. In anderen Fällen ist die Dichtung zwischen Zy-
linder und Gehäuse mangelhaft geworden oder aber’ es hat sich
die Dichtung bei den Lagern der Motorwelle gelöst. Diese
Dichtung besteht meist aus einem Filzring, der in einer ent-
sprechenden Nute liegt. Arbeitet er sich während der Fahrt her-
aus, ‚so ist das Gehäuse undicht. Man muß jedenfalls beim Zwei-
taktmotor einem bestabgedichteten Kurbelgehäuse die vollste
Aufmerksamkeit schenken. Ebenso muß man aber auch die
Kolbenringe auf beste Abdichtung untersuchen, denn auch hier
führt schon ein geringer Fehler zu fühlbaren Mängeln. Abnützun-
gen, die beim Viertakter noch gar nicht störend in die Erscheinung
treten, führen beim Zweitakter schon zu merkbarem Leistungs-
nachlaß. Durch undichte Kolbenringe gestaltet sich bereits das
Ansaugen des Gasgemisches sehr mangelhaft. Des ferneren sei
hier besonders darauf hingewiesen, daß man beim Kraftrad auch
zur Lagerung der Kurbelwelle und Pleuelstange Kugel- und Rol-
lenlager verwendet, was bei den vielfach gekröpften Kurbel-
wellen der Automobilmotoren — von kostspieligen Spezial-
konstruktionen abgesehen — nicht möglich ist. Beim Ein- und
Zweizylindermotor des Motorrades läßt sich aber die Kurbel-
welle leicht mehrteilig ausführen, so daß Kugel- und Rollenlager
Verwendung finden können. Meist wird die Ausführung so ge-
troffen, daß die Schwungachse zweiteilig hergestellt und der
Kurbelzapfen die beiden Hälften verbindet. Es bereitet so keiner-
lei Schwierigkeiten, die Pleuelstange auf einem Rollenlager, die
Kurbelwelle auf zwei Kugellagern laufen zu lassen. Gewöhnlich
wählt man dann auf der Äntriebsseite der Welle ein zweireihiges,
auf der anderen Seite ein einreihiges Kugellager. An Stelle der
Kugellager verwendet man aber auch für die Lagerung der
Kurbelwelle häufig Rollenlager. Nur das obere Pleuellager, das
Kolbenbolzenlager, ist auch beim Motorrad ausnahmslos ein
Buchsenlager. Der Verwendung der Kugel- und Rollenlager
kommt beim Kraftrad eine größere Bedeutung zu als beim Auto-
mobil, deshalb zwar, weil die Temperaturen des Motors infolge
der üblichen Luftkühlung hier viel höhere sind als beim Auto-
mobil, und weil ferner der Motor eines Kraftrades viel plötzlicher
beansprucht wird als der des Automobils. Für die ländliche
Reparaturwerkstatt ergibt sich daraus die Notwendigkeit stets
die gangbarsten Kugel- und Rollenlager vorrätig zu halten, um
bei Bedarf Auswechslungen vornehmen zu können. Bei einer
stoßweisen Beanspruchung eines Lagers kann es vorkommen,
daß eine Kugel oder eine Rolle zu Bruch geht. Bemerkbar macht
sich ein solcher Schaden meist sofort durch eine Hemmung im
Nr. 2270, Seite 13
Reparatur
betreffenden Lager sowie durch krächzende Geräusche. Man hat
dies schadhafte Lager zu öffnen und die Bruchstücke zu ent-
fernen. Das Fehlen einer Kugel oder einer Rolle in einem Lager ist
im allgemeinen nicht von Bedeutung. Eine ländliche Reparatur-
werkstatt wird sich etwa folgende Stücke auf Lager halten:
Einige Kugellager F. & S.: (A — 15
(A — 20
(a — 25
Kugeln je 1 Gros: 14”, 5/,s” und 34”
Rollen: 44” und fe”
ferner: 6 mm, 6,5 mm, 8 mm.
Eine andere Sonderkonstruktion stellt für manche Motorradtypen
die sogenannte Königswelle dar. Früher lag bei Kraftradmotoren.
die Nockenwelle ausschließlich im Kurbelgehäuse bzw. in dem
an dieses angebauten Steuergehäuse. Bei untengesteuerten Ven-
tilen bietet diese Anordnung auch die größten Vorteile, bei oben-
„gesteuerten Ventilen dagegen werden hierbei lange Stoßstangen
und Schwinghebel erforderlich. Beim Kraftwagenmotor hat man
zur Vermeidung dieser Zwischenglieder die Nockenwelle über die
Zylinderköpfe gelegt und die Ventile direkt von der Nockenwelle
mittels zwischengelegter Rollenhebel gesteuert. Die Nocken-
welle selbst wird durch eine Kette oder Zwischenzahnräder an-
getrieben. Beim Kraftrad läßt sich jedoch dieser Antrieb nicht so
einfach gestalten. Hier fehlt ein geschlossener Zylinderblock und
dadurch auch die Möglichkeit, die „Antriebsorgane unterzu-
bringen. Die hohe Temperatur, die am Zylinderkopf eines luft--
gekühlten Motors auftritt, erschwert ferner eine zuverlässige
Schmierung der Antriebsorgane. Dennoch haben die Fabriken
unentwegt daran gearbeitet, eine brauchbare Maschine mit
obenliegender Steuerwelle zu schaffen und es ist auch gelungen,
durch die Einführung der sogenannten Königswelle eine voll-
ständig zufriedenstellende Lösung zu finden. Die Königswelle
stellt eine senkrecht stehende Welle dar, die durch Kegelräder
von der Kurbelwelle des Motors getrieben wird und die selbst
durch ein weiteres Paar von Kegelrädern die obengelegene
Nockenwelle antreibt. Auf die verschiedenen Ausführungen des
Königswellenantriebs der nach oben verlegten Nockenwellen
soll hier nicht eingegangen werden. Es soll der Leser lediglich
auf diese Konstruktionseigenart bei Motorrädern hingewiesen
sein.
Schließlich sei für heute noch etwas angefügt über auswechsel-
bare Räder, Ausfallachsen und geteilte Hinterradachsen. Reifen-
reparaturen auf der Fahrt vermeidet man beim Auto schon seit
Jahren durch Mitführen von Ersatzrädern. Beim Kraftrad macht
dies im allgemeinen Schwierigkeiten, weil der Raum hierzu fehlt.
Dennoch fehlt es heute nicht an Typen, die mit auswechselbaren
Rädern versehen sind. Man hat beim Hinterrad lediglich eine
Mutter zu lösen und den Achsbolzen herauszuziehen. Kette und
Bremsgestänge sind nicht zu demontieren. Das Kettenrad ist
gesondert gelagert, das Hinterrad wird vom Kettenrad mittels
Klauen mitgenommen. Die Kugellager werden meist in der Rad-
nabe selbst untergebracht, so daß auch das Ersatzrad einen voll-
ständigen Kugellagersatz enthält. Manchmal sind die Kugellager
auch in den Gabelenden eingebaut. Um das Hinterrad bequem
herausnehmen zu können, wird das hintere Kotblech oft geteilt
hergestellt, in der Weise, daß entweder ein Teil des Bleches nach
Lösen der Flügelschrauben abgenommen oder aber aufgeklappt
werden kann. Wo man aber von auswechselbaren Rädern Ab-
stand nimmt, und zwar heute lediglich wegen der Preisgestaltung
da soll wenigstens eine Ausfallachse vorgesehen sein, um Repara-
turen zu erleichtern und Ketten- und Bremsmontagen zu ver-
meiden. Hinterradgabel und Gepäckträger müssen dabei ent-
sprechend weitgehalten sein, um auch das aufgepumpte Rad leicht
einschieben zu können. Auch bei Ausfallachsen gestaltet man das
hintere Kotblech so, daß nach Lockern einiger Flügelschrauben
ein Teil des Bleches abnehmbar oder aufklappbar ist. Wo man
weder auswechselbare Räder noch Ausfallachsen vorsieht, da
führt man meist die Hinterachse wenigstens geteilt aus, um nach
Entfernung eines Zwischenstückes den Schlauch auswechseln zu
können, ohne das Rad und damit Kette und Bremse demontieren
zu müssen. Oberingenieur Mayer-Sidd,
Sportkritische Plauderei der Woche
„Der Fachwart für Bahnfahren Willi Frenzel, Leipzig, ist von
seinem Posten zurückgetreten. Die Befugnisse gehen auf den
Leiter der Sportabteilung Franz Eggert, Berlin, über.“ So lautet
die offizielle Nachricht des Radfahrer-Verbandsführers Ohrt-
mann in der offiziellen Verbandszeitung.
\
Wer ist dieser Willi Frenzel?
Mehr als ein Name, mehr als ein pflichtgetreuer Fachwart. Willi
Frenzel ist im deutschen Radsport ein B egriff, Willi Frenzel
war in den letzten Jahren schlechthin der Repräsentant des
deutschen Amateur-Bahnrennsportes, Willi Frenzel galt neben
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Nr. 2270, Seite 15
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Am 14. November 1934 verschied plötzlich und unerwartet das Ehrenmitglied unseres Vereins
Herr Generaldirektor Otto Kramer
Unser Verein steht trauernd an der Bahre dieses ausgezeichneten Mannes, der sich um die Ent-
wicklung der deutschen Fahrradindustrie höchste Verdienste erworben hat.
Herr Generaldirektor Kramer war seit 35 Jahren mit unserem Verein aufs engste verbunden. Er
wurde durch das Vertrauen der Mitglieder bereits im Jahre 1911 in den Vorstand berufen, und war
zunächst als stellvertretender Vorsitzender, dann in den Jahren 1920-1933 als Vorsitzender mit
seltener Liebe und Hingabe jederzeit unermüdlich zum Wohle der gesamten Fahrradindustrie und
der mit ihr verbundenen Fahrradteile- und Zubehörindustrie tätig.
InallenGefahrenderKriegs-und Nachkriegszeit hatersichjederzeitalszielbewußterFührerundhervor-
ragenderSachwalterderdeutschen Fahrradindustriebewährt. Allen seinen Mitarbeitern inVorstand und
Geschäftsführung war dieser treu-deutsche Mann jederzeitein leuchtendes Vorbild der Pflichterfüllung.
Die hervorragenden Verdienste, die sich der Verstorbene um unseren Verein erworben hat, fanden
besonders ehrenvolle Anerkennung durch die im Jahre 1933 erfolgte Ernennung zum Ehrenmitglied.
Das Andenken an das vorbildliche Wirken und die vornehme Person dieses hochverdienten Mannes
wird in unserm Verein alle Zeit fortleben.
Heinrich Stevens in Köln als der große, überragende Organisator
im deutschen Radsport.
Bescheiden wie er kam, bescheiden wie er bei allen seinen Groß-
taten stets im Hintergrund blieb, so bescheiden tritt er von
„seiner‘‘ ihm liebgewordenen Bühne ab. Sein so in aller Stille
vollzogener, bescheidener Rücktritt paßt so recht zu Willi
Frenzel. „Unbescheiden‘‘ aber würden wir handeln, wenn wir
im Rahmen unserer kritischen Wochenschau die Verdienste
dieses Mannes nicht noch einmal kurz vorüberziehen ließen.
Willi Frenzel war Amateurrennfahrer, leistete dort wohl Ueber-
ragendes, nichts Ueberwältigendes. Nach dem Kriege widmete
er sich vor allem seinem Leipziger Verein Diana. Die Dianen
wurden durch Willi Frenzel in ganz Deutschland bekannt. Wer
kennt nicht
das entzückende Schwarzwaldmädel-Quartett?
Es war mehr als eine saalsportliche Radfahrerleistung, es trug
den Geist der Diana, es trug den Stempel Willi Frenzels. Ueber
den Verein hinaus wuchs Frenzel zum Sportleiter des Leipziger
Gaues und von dort berief ihn der ehemalige Bund Deutscher
Radfahrer zum Fachwart für Bahnfahren. Als solcher schuf er
in Leipzig das oft kopierte, nie erreichte FestderMeister,
als solcher schuf er de Nationalmannschaft der
Bahnamateure ineiner Zeit, die eher vernichtete als auf-
baute.
Willi Frenzel rettete den deutschen Radsport vor dem
Versiegen.
Er wurde der Entdecker von Richter, von Merkens — verhalf
dem deutschen Radsport wieder zur internationalen Geltung,
und ... vernachlässigte aus Liebe zum Sport sein Fahrrad-
geschäft in Leipzig. Das ist Willi Frenzel.
Auch der neue Einheitsverband unter seinem Verbandsführer
Ohrtmann übernahm Willi Frenzel in den Führerring, übernahm
auch die Bahn-Nationalmannschaft und schuf analog dieser eine
solche für die Straße. Der Vater des Gedankens aber war auch
hier Willi Frenzel. Dann kam die diesjährige Weltmeisterschaft
in Leipzig. Wieder griff man auf Frenzel zurück, denn keiner
"verstand es besser wirkliche „‚Sportfeste‘‘ aufzuziehen als der so
oft Erprobte. Die Weltmeisterschaft spricht wiederum für diesen
Mann, der allerdings in seiner letzten radsportlichen Großtat
nicht mehr ganz so frei schalten durfte als früher. Die Welt-
meisterschaft wollte Frenzel noch unter Dach und Fach bringen
Bertn der 15: Na ber 1084 Verein DeutscherFahrradindustriellere.V.
Der Vorsitzende: Julius Kluge
Das geschäftsführende Vorstandsmitglied: Dr. Timpe
und dann seine Rücktrittsgedanken in die Tat umsetzen. Er hat
Wort gehalten. Leider!
Mit Willi Frenzel scheidet
ein Stück Geschichte deutschen Sports
Wir werden ihn nicht vergessen. Möge sein Name einer jungen
Generation stets Vorbild sein. Berufenere werden wahr-
scheinlich über die bahnbrechenden Taten dieses Organisators
wohl ausführlicher zu berichten haben. ...
Otto Lüders, der in einem Referat ‚Wir wollen Verkehrsfrieden‘“
auch unseren Artikel über den Werbeprospekt der Düsseldorfer
Straßenbahner als Grundlage zu seinen Ausführungen benutzt,
auch das von dem Verfasser dieses Artikels Dufeldt-Felden
zitierte Scherzwort des Bühnenklubs über Radfahrer und Juden
erwähnt, macht in seinen weiteren Ausführungen einige sehr
gute Vorschläge, die wir nur unterstreichen können, zumal schon
vor Jahren der Radmarkt für eine Verwirklichung dieser immer
vergeblich vorgebrachten Forderungen nachdrücklichst eintrat.
Turnen und Schwimmen sind Pflichtfach,
Radfahren muß dazu kommen.
Weder der Fußgänger, noch der Kraftfahrer, vom Pferdelenker
ganz zu schweigen, lernt die ‚Verkehrsordnung und Verkehrs-
disziplin‘‘ so zu beherrschen als der Radfahrer, der auf seinem
wendigen Zweirad sich im tollsten Strudel des Verkehrs tummeln
muß. Diesen Gedankengang spinnt nun Lüders folgerichtig weiter,
indem er von jedem Kraftfahrer den Nachweis verlangt, daß er
auch radfahren kann.
Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht — noch nicht.
Die besten Autolenker sind bekanntlich zuerst gute Radfahrer
gewesen, wurden dann Motorradfahrer, ehe sie den „Quirl‘“
in die Hand nahmen. Wer nicht radfährt, nicht das Motorrad
meistern kann, wird selten am Steuer der überlegene und über-
legende Fahrer.
Wer drei Fahrzeuge beherrscht,
wird dann auch leichter als Autolenker auf die Fußgänger, die
Rad- und Motorradfahrer Rücksicht nehmen. Zu erreichen ist
die Verwirklichung dieses Vorschlages ja leicht, sobald in den
Schulen Radfahren „Pflichtfach‘‘ wird. Damit‘ wird weiterhin
auch dem Bau von Radfahrwegen wiederum leichter
der nötige Nachdruck verschafft. ...
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Rudolf Kronenberg wurde im Jahre 1859'in Dültgensthal
bei Wald geboren. Er erlernte das Schlosserhandwerk. Schon
bald zeigte sich bei ihm eine außergewöhnliche praktische und
‘technische Begabung. Mit 29 Jahren gründete er die Firma
Rudolf Kronenberg, die sich sehr rasch aufwärts entwickelte.
Im Jahre 1897 geschah die Umwandlung in die „Kronprinz‘‘
Aktiengesellschaft für Metallindustrie, die sich von Jahr zu Jahr
in steigender Linie vergrößerte und in ihren heutigen Ausmaßen
rund 1500 Arbeitnehmern Beschäftigung gibt. Im Laufe der Zeit
‘wurde die ‚„Kronprinz‘‘ Aktiengesellschaft gleichzeitig die
‚Muttergesellschaft einer Anzahl angegliederter Werke. Besondere
Verdienste erwarb sich Herr Dr. Kronenberg auf dem Gebiete
‚der Fahrrad-, Motorrad- und Automobil-Teile-Industrie, für die
die „Kronprinz‘‘ Aktiengesellschaft auch heute noch hervor-
ragend beschäftigt ist. Eine größere Anzahl von Erfindungen
machten den Namen des Herrn Dr. Kronenberg und der der
„Kronprinz‘‘ Aktiengesellschaft über die engere und weitere
Heimat hinaus bekannt. Neben seiner technischen Begabung
'besaß Herr Dr. Kronenberg einen unermüdlichen Arbeitswillen
und einen besonderen wirtschaftlichen Weitblick, Eigenschaften,
‚die ihn zu einem der bedeutendsten industriellen Führer im
Bergischen Lande emporsteigen ließen. Ständig bis in die aller-
letzte Zeit hinein nahm Herr Dr. Kronenberg regsten Anteil an
seinem Lebenswerk. Als Mensch war er von besonderer Herzens-
‚güte, tief verwurzelt mit seiner Heimat und seinen Landsleuten,
die alle das Hinscheiden ihres großen Mitbürgers aufs tiefste
bedauern.
*
Mitten aus dem tätigen Leben wurde am 14. 11. der Betriebs-
führer der Anker-Werke, Generaldirektor Otto Kramer, im
68. Lebensjahre durch den Tod abberufen. Generaldirektor
Kramer wurde am 9. Januar 1867 in Stadtoldendorf geboren.
Schon als junger Mann war er als Korrespondent bei der Vor-
gängerin der Anker-Werke, der Firma Hengstenberg & Co.,
tätig. Von hier aus ging er zunächst nach Hamburg, wo er die
heute noch bestehende Export-Agentur Kramer & Jänisch grün-
dete, 1901 trat er zunächst als kaufmännischer Direktor wieder
in die Anker-Werke ein; einige Monate später übernahm er dann
«die Gesamtleitung des Werkes. Schon bald nach der Uebernahme
der Leitung wurde damit begonnen, die Produktion systematisch
auszubauen und die Fabrikate, die unter verschiedenen Namen
vertrieben wurden, unter der Anker-Marke zusammenzufassen.
Es gelang ihm, unterstützt durch immer neue Qualitätsverbesse-
rungen, den Erzeugnissen der Anker-Werke Weltruf zu ver-
schaffen.
*
"Wie wir soeben nach Redaktionsschluß erfahren, verschied am
17. November unerwartet der Seniorchef und Gründer der Nie-
Nr. 2270, Seite 17
Nach einem arbeitsreichen Leben verschied
am 17. November früh ganz unerwartet unser
Seniorchef und Gründer unserer Firma
Herr Fabrikbesitzer
Albert Prochnow
im 73. Lebensjahre.
Der Entschlafene hat es verstanden, in zäher
Arbeit sein von ihm geschaffenes Werk in
schlechten und guten Zeiten erfolgreich zu
führen.
Durch sein überragendes Wissen und sein
seltenes Pflicht- und Verantwortungsgefühl war
er uns stets ein leuchtendes Vorbild.
Sein Andenken werden wirallezeithochhalten.
Niederlausitzer Fahrradwerke
Prochnow & Bergemann
Finsterwalde, den 17. November 1934.
derlausitzer Fahrradwerke Prochnow & Bergemann, Finster-
walde, Herr Albert Prochnow, im 73. Lebensjahre. Der Ver-
storbene hat sein von ihm geschaffenes Werk in schlechten und
guten Zeiten erfolgreich geführt.
Gas in Deutschlands Wirtschaft und
Verkehrswesen
Folgende Einladung wird hiermit veröffentlicht:
„Brennkrafttechnische Gesellschaft E. V., Berlin NW 35,
Am Karlsbad 10
und
Deutsche Gesellschaft für Mineralölforschung, Berlin W 7,
Dorotheenstr. 40
haben sich zu gemeinsamer Arbeit vereinigt. Sie beehren sich
hierdurch, auch gemeinsam zu einer Veranstaltung einzuladen,
auf der Gegenstände des Sondergebietes
Gas in Deutschlands Wirtschaft und Verkehrswesen
vorgetragen und erörtert werden sollen.
Das Gas ist als Wärme- und Energieträger in den Mittelpunkt
des Interesses weiter um die deutsche Volkswirtschaft besorgter
Kreise gerückt. Es ist deshalb an der Zeit, sich mit ihm auf dem
neutralen Boden der veranstaltenden Körperschaften unter Be-
tonung volkswirtschaftlicher Belange öffentlich zu beschäftigen.
Die Veranstaltung wird stattfinden am
Mittwoch, den 5. Dezember, vorm. 94, Uhr
im Plenarsaal im Dienstgebäude des Reichskommissars für das
Siedlungswesen, Berlin W 9, Bellevuestr. 15.
Tagungsplan:
Ansprachen der Herren Vorsitzenden der veranstaltenden
Körperschaften.
E
| > Seite 18, Nr. 2270
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Laboratorien wird unermüdlich an der
Weiterentwicklung des Fachgebietes
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Vorträge:
10 Uhr: Herr Professor Th. Kayser, Technische Hochschule,
Berlin-Steglitz,
Die Gaswerke im Lichte neuzeitlicher Wirtschafts-
auffassung.
11 Uhr: Herr Oberingenieur Kurt Schmidt, Humboldt-Deutz
motoren A.-G., Köln-Deutz,
Die Gaskraftmaschine in ortsfesten Anlagen und
auf Fahrzeugen.
Technische Entwicklung, Ausnutzung deutscher Brenn-
stoffe, Kraftverkehr zu Land und Wasser.
12 Uhr: Herr Dr. Gönningen, Gewerkschaft Deutsche Erdöl-
Raffinerie, Hannover,
Flüssiggase zum Antrieb von Kraftfahrzeugen.
Gewinnung und Eigenschaften der Flüssiggase. Mo-
torische Anwendung, Prüfstands- und Fahrversuche.
12%, Uhr: Herr Direktor Simon, Berliner Städtische Gaswerke
A.-G., Berlin,
Das Gas in Industrie, Gewerbe und Haushalt.
13%, Uhr: Herr Dr. techn. Dipl.-Ing. Fritz Schuster, Berlin-
Zehlendorf,
Ungiftiges Gas.
Kohlenoxyd-Entfernung aus Gasen im allgemeinen und
aus Brenngasen im besonderen. Technik, Wirtschaft
und praktische Entwicklung der Stadtgasentgiftung.
Nach jedem Vortrage findet eine Aussprache statt, soweit Zeit
verfügbar ist.
Aenderungen, namentlich bei den Vortragszeiten, bleiben vor-
behalten.
Nr. 2270, Seite 19
Zur Deckung der allgemeinen Unkosten wird ein Tagungsbeitrag
von 2.— RM erhoben.
Die Einlaßkarten werden sofort nach Eingang des Beitrages
übersandt. Der Einlaß ist nur gegen Karten gestattet.
Brennkrafttechnische Gesellschaft E. V.,
Fabian. Gentsch.
Deutsche Gesellschaft für Mineralöl-
forschung
Ubbelohde.
Die Teilnahme an der Veranstaltung kann nur empfohlen werden.
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reiche Ratschläge für Gläubiger. Von Heinr. Schultz, Verlag
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In unserer Zeit ist für den Kaufmann die Stundung und Einziehung
von Forderungen besonders schwierig, weil alle Borgunterlagen
wesentlich erschüttert wurden und die Achtung vor der Verpflich-
tung vielfach gesunken ist. Es ist tatsächlich eine Kunst, einen
Schuldner, der überhaupt nicht zahlen möchte, zur Zahlung zu
bewegen. Solange zweckmäßigere Gesetzvorschriften noch nicht
bestehen, obliegt es dem Gläubiger, sich selbst zu helfen, um
Forderungsverluste möglichst zu vermeiden. Deshalb werden die
in dieser Schrift gegebenen Ratschläge für die Bearbeitung dieses
wichtigen Gebietes den Gläubigern gute Dienste leisten. Entwürfe
von Mahnungen und Anträgen sind in einem Anhang der Schrift
beigegeben.
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- Von
- 1934
- Seiten
- 15
- Art
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- Quelle
- Andreas Zwicklbauer
- Hinzugefügt am
- 23.12.2022
- Schlagworte
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