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49. Jahrgang
BIELEFELD, den 14. April 1934 Nr. 2238
Verkehrsdisziplin für alle — Die neue Verkehrsordnung
Die neue Polizeiverordnung für den Straßenverkehr in Preußen
bringt die einheitliche Regelung für alle Wegebenutzer und
tritt am 1. April 1934 in Kraft.
Der preußische Minister des Innern hat in seinem Einführungs-
erlaß ausgeführt, daß der steigende Verkehr eine Vereinheit-
lichung der bisher örtlich und sachlich weitgehend zersplitterten
Verkehrsvorschriften auf dem Gebiet des Straßenverkehrs drin-
gend erfordert, und aus diesem Grunde die neue Verordnung
erlassen sei. Sie tritt an die Stelle der bisher von den Ober-
Präsidenten der preußischen Provinzen, den Kreis- und Orts-
polizeibehörden erlassenen zahlreichen Polizeiverordnungen
über den Straßenverkehr und gilt als Vorläufer für die dem-
nächst in Aussicht genommene Reichsstraßenverkehrs-
ordnung.
Nachdem nunmehr mit der neuen Verordnung ein einheitliches
Straßenverkehrsrecht für das Gebiet des Landes Preußen ge-
schaffen worden ist, wird von der Bevölkerung erwartet, daß sie
sich schnellstens vertraut macht mit der Bedeutung aller fest-
stehenden und ähnlicher, durch Verkehrsposten vermittelten
wechselnden Verkehrszeichen, die genau, beachtet und streng
befolgt.werden müssen. Die mit der Überwachung und Regelung
des Verkehrs betrauten Polizeibeamten haben ihr Augenmerk
auf die Erziehung und Belehrung der Bevölkerung zu richten.
In dem Einführungserlaß des preußischen Minister des Innern
werden weiter die Polizeibehörden ersucht, bis zum 1. Mai
1934 belehrend und aufklärend zu wirken ‘und Verstöße
gegen die Bestimmung, soweit sie leichterer Art sind mit
einfachen Verwarnungen zu ahnden, nach Ablauf dieser
Uebergangsfrist jedoch mit rücksichtsloser Strenge einzu-
greifen und durch Verhängung von Polizeistrafen in schwe-
reren Fällen, Erteilung von gebührenpflichtigen Verwar-
nungen in leichteren Fällen, sowie gegebenenfalls durch
Wegnahme und Sicherstellung der zur Uebertretung be-
nutzten Fahrzeuge vorzugehen.
Geschwindigkeitsprüfungen mit Stoppuhren werden untersagt.
Die Ueberwachung des Verkehrs darf nicht den Eindruck
erwecken, als ob die Polizei aus kleinlichen Gründen her-
aus Maßnahmen trifft, die der Entwicklung des modernen
Straßenverkehrs hinderlich sind. Die Art der Verkehrskon-
trolle wird in besonderen Richtlinien festgelegt.
Nachstehend lassen wir die wichtigsten Einzelheiten aus der neuen
Verordnung im Wortlaut folgen. Im allgemeinen Teil heißt es
im $ 1 über die
Begriffsbestimmungen:
Im Sinne dieser Verordnung sind
1. Straßen: alle dem öffentlichen Verkehr dienenden Wege,
Plätze, Brücken, Durchfahrten, Durchgänge, Ueberführungen
und Unterführungen; i
2. Hauptverkehrsstraßen:
a) die Fernverkehrsstraßen,
b) die von der Kreispolizeibehörde als solche oder als Straßen
1. Ordnung bestimmten Straßen,
c) die Straßen mit Gleisen für Schienenfahrzeuge,
d) außerhalb geschlossener Ortschaften diejenigen Straßen,
dienach den tatsächlichen Verkehrsverhältnissen als Haupt-
verkehrsstraßen anzusehen sind;
Alle anderen Straßen sind.Seitenstraßen.
3. Straßen 1. Ordnung: die von der Kreispolizeibehörde als
solche bestimmten Straßen mit besonderen Verkehrsbeschrän-
kungen;
4. Einbahnstraßen: Straßen, deren Fahrbahn nur in der von der
Kreispolizeibehörde bestimmten Richtung befahren werden
darf;
5. Gehbahnen: die für Fußgänger bestimmten Teile der Straße
(Bürgersteig, Bankette);
6. Parken: das Aufstellen von Fahrzeugen, sofern nicht lediglich
zum Ein- oder Aussteigen oder zum Auf- oder Abladen gehal-
ten wird;
7. Parkplätze: Teile von Straßen, die von der Kreispolizeibehörde
für das Parken besonders bestimmt sind;
8. Straßenbenutzer: Fahrzeuge, geschlossene Abteilungen und
Aufzüge sowie gerittene, getriebene und geführte Tiere;
9. Fahrzeuge: Straßenbahnen, Kraftfahrzeuge, Fuhrwerke, Fahr-
räder, Handwagen, Handkarren, Handschlitten;
10. Wirtschaftsfuhren: Fuhren, die innerhalb der Gemarkung
des Betriebsbesitzes oder benachbarter Gemarkungen zum
Zwecke der Land- oder Forstwirtschaft ausgeführt werden.“
Ueber die
Verkehrszeichen
wird in $ 3 folgendes gesagt:
„Die Zeichen bedeuten:
1. Winken in der Fahrtrichtung oder seitliches Heben eines
Armes oder beider Arme in der Fahrtrichtung „Freie Fahrt!‘
2. Hochheben eines Armes „Achtung, anhalten!“
3. Seitliches Ausstrecken eines Armes oder beider Arme quer
zur Fahrtrichtung „Halt!“
Werden Lichtzeichen verwendet, so bedeutet:
Grünes Licht „Freie Fahrt!“
Gelbes Licht: „Achtung anhalten! Kreuzung frei!‘
Rotes Licht: „Halt!“
Seite 8, Nr. 2238
Werden Uhrzeiger-Ampeln verwendet, so bedeutet die Zeiger-
bewegung:
auf grünem Felde: „Freie Fahrt!“
auf gelbem Felde: „Achtung, anhalten! Kreuzung frei!“
auf rotem Felde: „Halt!“
Bei Verwendung von Uhrzeiger-Ampeln ohne gelbes Feld darf
auch unmittelbar nach Wechsel des Zeigers vom grünen auf das
rote Feld in eine andere Fahrtrichtung eingebogen werden.
Das Zeichen „Freie Fahrt!“ gibt auch das Abbiegen nach rechts
und links frei.
Sehr wichtig ist ferner die Bestimmung über die
Beleuchtung der Fahrzeuge,
über die es in $ 6 wie folgt heißt:
„Unbeschadet der näheren Bestimmungen für einzelne Fahrzeug-
gattungen müssen alle Fahrzeuge mit einem Schlußlicht oder
Rückstrahler und während der Dunkelheit oder bei starkem
Nebel mit einer der Fahrzeugart entsprechenden Beleuchtung
durch hellbrennende Laternen oder Scheinwerfer mit farblosem
oder gelblichem Glase ausgerüstet sein.
Dies gilt nicht für Fahrzeuge, die auf ausreichend beleuchteten
Parkplätzen oder im Scheine zuverlässiger fremder Lichtquellen
aufgestellt sind.
Stark wirkende Scheinwerfer sind während der Fahrt innerhalb
ausreichend beleuchteter Ortsteile und überall da, wo es die
Sicherheit des Verkehrs erfordert, insbesondere beim Begegnen
mit anderen Straßenbenutzern, abzublenden. Dies gilt auch bei
der Begegnung mit Schienenfahrzeugen auf besonderem Bahn- :
körper.
Der Zwang zur Führung von Schlußlichtern oder Rückstrahlern
trifft sowohl bespannte als auch unbespannte und auch durch
Menschenkraft bewegte Fahrzeuge. Das gilt auch für die Be-
leuchtung. Während zur Anbringung von Rückstrahlern oder
Schlußlichtern eine Verpflichtung schlechthin besteht, ist die
Beleuchtung durch hellbrennende Laternen oder Scheinwerfer
nur bei Dunkelheit oder starkem Nebel vorgeschrieben.
Ueber die Beschaffenheit der Laternen oder Scheinwerfer wird
besondere Anweisung ergehen. Der Abblendungszwang gilt auch
für Straßenbahnen, welche Scheinwerfer führen.“
Dem Fahrradverkehr ist ein besonderes Kapitel gewidmet,
das wir nachstehend im Wortlaut folgen lassen:
„Fahrrad mit Hilfsmotor.
Als Fahrräder im Sinne der Straßenverkehrsordnung gelten auch
Fahrräder mit Hilfsmotor (Antriebsmaschinen mit einem Hub-
raum von nicht mehr als 75 ccm, Eigengewicht von nicht mehr als
38 kg und Stundengeschwindigkeit von nicht mehr als 30 km).
$ 35. Beschaffenheit des Fahrrades.
Jedes gefahrene oder geführte Fahrrad muß versehen sein:
1. mit einer sicher wirkenden Bremse; als solche gilt auch die
Rücktrittbremse;
2. mit Bine hell tönenden Glocke zum Angeben von Warnungs-
zeichen; !
3. mit einem Rückstrahler;
4. während der Dunkelheit oder bei starkem Nebel mit einer
am Fahrrad befestigten, hell brennenden Laterne mit farb-
losem oder gelblichem Glase, welche den Lichtschein nach
vorn auf die Fahrbahn wirft. Die Verwendung von Schein-
werfern ist untersagt.
Fahrräder der Polizei- oder Zollbeamten sind bei dienstlicher
Benutzung von der Bestimmung des Absatzes 1, Ziffer 4, insoweit
befreit, als die Befolgung dieser Bestimmung die Durchführung
besonderer Aufgaben des Dienstes in Frage stellen würde.
Da während der Dunkelheit oder starkem Nebel eine hell-
brennende Laterne am Fahrrad befestigt sein muß, ist die Verwen-
dung sogenannter Dynamo-Beleuchtungen, die beim Halten über-
haupt nicht, bei langsamer Fahrt dunkel brennen, unzulässig.
Für die Beseitigung der Dynamo-Lampen und ihren Ersatz durch
vorschriftsmäßige Beleuchtungen wird eine Frist bis zum 1.5.1935
eingeräumt.
RADMARKT UND REICHSMECHANIKER
Den Polizei- und Zollbeamten sind die Forstbeamten gleichzu-
stellen, soweit sie zu Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft er-
nannt sind.
836. Pflichten des Führers.
Der Führer hat die Lenkstange stets festzuhalten. Die Füße dürfen
beim Fahren von den Tretkurbeln nicht entfernt werden.
Es ist verboten, Personen im Alter von mehr als sechs Jahren au
einsitzigen Fahrrädern mitzunehmen. Jüngere Kinder können
mitgenommen werden, falls für sie eine geeignete Sitzgelegenheit
auf dem Fahrrad vorhanden ist.
Der Radfahrer darf Gegenstände nur mitnehmen, falls sie seine
Bewegungsfreiheit nicht beeinträchtigen und Personen oder
Sachen nicht gefährden.
$37. Anhängen und Nebeneinanderfahren.
Das Anhängen an andere Fahrzeuge ist verboten.
Radfahrer müssen grundsätzlich einzeln hintereinander fahren.
Sie können zu zweien nebeneinander fahren, wenn der Verkehr
hierdurch nicht gefährdet oder gestört wird. Das ständige Fahren
in gleicher Höhe mit einem anderen Fahrzeug und das Ueber-
holen von Kraftfahrzeugen ist verboten. Das gilt nicht für Zug-
maschinen.
Das Nebeneinanderfahren von zwei Radfahrern kann nur gedul-
det werden, wenn der Verkehr nicht gefährdet oder gestört wird.
Bei der Beurteilung ist der strengste Maßstab anzulegen. Inner-
halb geschlossener Ortschaften und auf viel befahrenen Land-
straßen wird grundsätzlich anzunehmen sein, daß durch das
Nebeneinanderfahren zweier Radfahrer der Verkehr zum
mindesten gestört wird.
$ 38. Anhänger.
Das Mitführen von Arihängern an zweirädrigen Fahrrädern ist
gestattet, wenn der Anhänger mit dem Fahrrad fest verbunden
ist, wenn er nicht breiter ist als die Lenkstange des Fahrrades
wenn er hinten links mit einem Rückstrahler versehen ist und
va die Ladung weder nach den Seiten noch nach hinten über-
steht.
Personen dürfen im Anhänger nicht befördert werden.
Das Anbinden von Handwagen an Fahrrädern und das Führen
von Tieren von fahrenden Fahrrädern aus ist verboten.
$ 39. Fahrradwege.
Zum Radfahren sind die dafür besonders bestimmten Straßen-
teile (Fahrradwege) zu benutzen, und zwar bei einfacher Weg-
breite in der Fahrtrichtung, bei doppelter Wegbreite in beiden
Richtungen. Beim Fehlen von Fahrradwegen muß die Fahrbahn
benutzt werden.
Außerhalb geschlossener Ortsteile darf mit Fahrrädern auch auf
den neben der Fahrbahn hinführenden, nicht erhöhten Seiten-
streifen (Banketten) gefahren werden, soweit diese rechts in der
Fahrtrichtung liegen. Der Fußgängerverkehr darf hierdurch nicht
gefährdet oder gestört werden.“,
Alle Pferdefuhrwerke müssen verkehrssicher gebaut, mit sicher
wirkenden Bremsen und während der Dunkelheit oder bei Nebel
mit mindestens einer hellbrennenden Laterne sowie mit einem
nicht verdeckten, hinten links befestigten Rückstrahler versehen
sein. Die Anbringung der Laternen unter dem Fahrzeug ist
verboten. Jugendliche unter 16 Jahren dürfen grundsätzlich
kein Fuhrwerk auf öffentlicher Strecke lenken. Unbespannte
Fuhrwerke dürfen bei Dunkelheit oder starkem Nebel nicht auf
der Straße gelassen werden. Im Notfall muß ein solches Fuhr-
werk durch hellbrennende Laternen sichtbar sein und die Deich-
sel durch Hochklappen oder Entfernen ungefährlich gemacht
werden.
Kleine Fahrzeuge, also Handwagen, Handkarren und Hand-
schlitten müssen mit Rückstrahlern und bei Dunkelheit mit hell-
brennenden Lampen versehen sein,
Die Straßenbahn, die künftig kein Vorfahrtsrecht mehr hat,
muß vorn und hinten einen Fahrtrichtun sanzeiger sowie Stopp-
lichter haben. | 5 3 er
Für den Kraftfahrzeugverkehr sind keine neuen Bestimmungen
erlassen worden. Es gelten noch die alten Vorschriften über den
Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Mai 1909 in der Fassung
des Gesetzes vom 21. Juli 1923 und der Verordnung vom 5. und6.
Februar 1924 sowie der Verordnung über den Kraftfahrzeug-
verkehr vom 10. Mai 1932, 3 .
Das Kleinmotorrad
oder motorisierte Fahrrad
in der Praxis
Als in den Nachkriegsjahren die ersten Kleinmotorräder bzw.
Fahrräder mit Hilfsmotor auf dem Markte erschienen, hat wohl
ein großer Teil unserer Händlerschaft diesen neuen Artikel Do
ehrlicher Begeisterung und in der festen Ueberzeugung auf-
genommen im guten Glauben, einen neuen lukrativen Verkaufs-
artikel erhalten zu haben, um so mehr das Fahrrad mit dem so-
genannten Hilfsmotor eine begeisterte Aufnahme beim Publikum
fand.
. s ; : DE
Leider haben sich die Hoffnungen, die man auf das neue Fa
Bei setzte, gar nicht erfüllt, so daß man wohl heüte als ab-
schließendes Urteil sagen kann, daß ein Fahrrad mit Hilfsmotor
der Vergangenheit angehört. Das Problem ist einfach nicht zu
lösen.
Die in den Jahren 1919—1924 geschaffenen Kleinmotoren waren
dmsich au zu unfertig und empfindlich. Man kann wohl sagen,
es lagen damals im Kleinmotorenbau nochfnicht genügend
Erfahrungen vor.
Dann kamen die Schwierigkeiten mit dem Fahrrade selbst. Durch-
die eingebaute Motorenkraft wurde naturgemäß das Eigen-
gewicht der Maschine höher und mit ihr auch die Geschwindigkeit
des Fahrzeuges. Felgen, Speichen und Rahmen genügten nicht
den an sie gestellten Anforderungen und so bildete das Fahrrad
mit dem angehängten Motor eine stetige Quelle von Aerger,
Verdruß und Reklamationen, bis Stück für Stück vom Markte
verschwand. Heüte befindet sich wohl kaum noch ein derartiges
Fahrzeug im Gebrauch.
Schon in den Jahren 1910—1914 hatte die Schweizer Firma
Motosacoche eigene Wege im Kleinmotorenbau eingeschlagen
und darin eine gewisse Vollkommenheit erreicht. Das Fahrrad
lieferten damals die Triumph-Werke in Nürnberg in einer wirklich
guten, etwas verstärkten Ausführung. Ich habe dieses Modeil
jahrelang gefahren und stellte dasselbe wohl das Ideal eines
motorisierten Fahrrades dar. Auch NSU ging in den Jahren den
gleichen Weg und man kann wohl sagen mit recht gutem Erfolge.
Beide Modelle sind im Laufe der Jahre sang- und klanglos von der
Bildfläche verschwunden und eine Wiedergeburt dieser Ma-
schinengattung, die immerhin eine gewisse Anzahl begeisterter
Anhänger hatte, ist nicht mehr zu denken.
In der Zwischenzeit brachte eine österreichische Firma ein
Fahrzeug auf den Markt, welches zwar gewisse Vorteile durch
Fortfall des damalig gebräuchlichen Riemens aufwies, im übrigen
aber nicht das versprach, was man davon erwartete und so ist
auch dieses Modell sang- und klanglos von der Bildfläche ver-
schwunden.
Als nun vor einigen Jahren die Firma Fichtel & Sachs in Schwein-
furt diese alten Ideen neu aufgriff und sich auf den Bau von Klein-
motoren groß einstellte, glaubten diejenigen, die den Werde-
gang des motorisierten Fahrrades miterlebt hatten, auf diesem
Gebiete einen Fortschritt feststellen zu können. Anfänglich hatte
man tatsächlich den Eindruck, als ob man auf dem besten Wege
sei, das Fahrrad zu motorisieren. Die Fahrradfabriken bauten
auf Anregung der Firma F. & S. ein verstärktes Ballonrad, welches
wohl auch bei richtiger Erkenntnis des Zweckes des Fahrzeuges
vollauf genügt hätte.
Bedauerlicherweise ließen sich die Hersteller des Fahrrades auf
Drängen der Händlerschaft dazu verleiten, dem Fahrrad immer
mehr das Gesicht eines Motorrades zu geben. Der Rahmen wurde
derart verstärkt und nach den Erfahrungen des Motorradbaues
nach hinten heruntergezogen, der Lenker entsprach voll und ganz
einem Motorradlienker und anderes mehr.
Daß man dem Tank das Aussehen eines Motorradtankes geben
mußte, der dem Inhalt nach für eine Entfernung reichte, wofür
das Fahrzeug gar nicht gedacht war, war selbstverständlich.
So standen wir eines Tages vor einem fix und fertigen Motor-
rad, an das das Publikum auch die entsprechenden Ansprüche
stellte. Daß die an sich kleine Maschine nicht immer den an sie
gestellten Ansprüchen genügen konnte, ist selbstverständlich
und so waren Reklamationen eine ganz natürliche Folge, was um
so schlimmer wurde, als der Fahrer weder Sach- noch Fachkennt-
nisse hatte, ja, ja, auch nicht haben konnte, sondern das neue
Fahrzeug genau wie ein altes Fahrrad behandelte.
Nach beendeter Fahrt flog das kleine Motorrädchen in den Keller
und am anderen Morgen verlangte man ein einwandfreies Ar-
beiten. Die Mischung des Brennstoffes wurde auf die leichte
‘
Mit blitzenden Speichen ins frische Grün
Schulter genommen und nicht selten kam es vor, daß der Fahrer
die Benzinflasche gründlich mit Wasser reinigte und sich nachher
nicht genug wundern konnte, daß Wasser im Vergaser war und
die Maschine streikte.
Daß die Geschwindigkeit immer höher und höher geschraubt
wurde, ist selbstverständlich und auch die Hersteller des Motor-
rades mußten den Ansprüchen. des Publikums nachgeben und die
Maschine in größerer Leistung fertigen.
So stehen wir denn heute vor einem kleinen Motorrad in zweifel-
los höchster Vollendung. Ein treuer Freundeskreis, der immer
neue Anhänger wirbt, schwört auf das kleine Fahrzeug, das bei
richtiger Behandlung eine lange Lebensdauer gewährleistet.
Daß man bei. allen Erfolgen von dem gesteckten Ziele abgekom-
men ist, hat man im Laufe der Jahre anscheinend vergessen. Hatte
man nicht die Absicht, ein kleines Volksfahrzeug zu schaffen,
welches dem geplagten Radfahrer seine saubere Tretarbeit er-
leichterte. Wollte man das Fahrrad motorisieren oder wollte
man ein Kleinmotorrad schaffen? Zweck und Ziel war doch einzig
und allein, das Fahrrad zu motorisieren. Man müßte dann natur-
gemäß auch beim Fahrrade bleiben und nicht etwas schaffen, was
nur einem kleinen Kreis unserer Volksgenossen zugänglich sein
wird.
Unser Volkskanzler Adolf Hitler hat uns doch erst vor kurzem
auf der Berliner Automobil-Ausstellung erklärt, daß dem Auto
immer mehr Freunde zugeführt werden sollen. Mit Begeisterung
haben wir den Worten unseres großen Führers gelauscht. In der
Zwischenzeit haben wir vernommen, daß sich unsere Industrie
auf einen Wagen in der Preislage von 1000.— RM bis 1200.— RM
einstellen will. Zweifellos wird .ein solcher Volkswagen Freunde
und Anhänger finden und gleichzeitig unsern Volksgenossen
Arbeit und Brot geben.
Daß demgegenüber der Preis für ein kleines Motorrädchen von
etwas über 300.— RM viel zu hoch ist, dürfte auf der Hand liegen
und ist nur ein bescheidener Teil unserer Volksgenossen in der
Lage, sich ein solches Fahrzeug anschaffen zu können.
nn
its
Seite 10, Nr. 2238
Ob es möglich sein wird, dem Fahrrade eine billige Antriebs-
kraft zu geben, ob es gelingen wird, das Fahrrad im wahrsten
Sinne des Wortes zu motorisieren, sind alles Fragen, die der
Zukunft vorbehalten sind.
Disziplin und
RADMARKT UND REICHSMECHANIKER
Solche Lösung wäre von Herzen zu wünschen. Würde sie doch
manchem unserer Mitmenschen neue Lebensmöglichkeiten,
Arbeit und Brot geben und das ist doch unser aller Wunsch.
S. B., Essen.
Verantwortungsgefühl im kaufmännischen Zahlungswesen
Immer noch müssen im Geschäftsverkehr Mißstände im Zahlungs-
wesen festgestellt werden, die die Gesundung des Wirtschafts-
lebens erschweren und der Stellung des deutschen Kaufmanns
als verantwortungsbewußtes Glied der Volksgemeinschaft nicht
entsprechen. Die unterzeichneten Spitzenorganisationen der
at Wirtschaft sehen sich’daher zu folgendem Aufruf ver-
anlaßt:
Die Vertragstreue ist der Grundbergriff alles kaufmännischen
Handelns; daher ist die pünktliche Erfüllung abgeschlossener
Verträge die erste Pflicht in jedem Geschäftsverkehr. Hiergegen
verstößt auch, wer vereinbarte Zahlungsziele nicht innehält.
Vor allem sind im Zahlungsverkehr folgende Grundsätze zu
beachten:
1. Ob und in welcher Höhe ein Kassaskonto in Anspruch genom-
men werden kann, entscheidet sich nach den zugrundeliegen-
den Abmachungen.
Der Käufer hat kein Recht, in einseitiger Willkür nicht verein-
barte oder über eine Vereinbarung hinausgehende Ver-
gütungen für vorzeitige Zahlungen abzuziehen.
2. Wer in Zahlungsverzug geraten ist, hat Verzugszinsen zu
leisten.
Immer noch weigern sich Zahlungspflichtige, denen kraft Ver-
trages oder Gesetzes Verzugszinsen in Rechnung gestellt
werden, dieser Pflicht nachzukommen. Unter allen Umständen
muß die Drohung, wegen einer solchen Forderung zu einem
anderen Lieferanten überzugehen, als unlauteres Geschäfts-
gebaren gebrandmarkt werden.
3. Der Handelswechsel, der an sich ein zweckmäßiges Zahlungs-
mittel ist, darf nicht der Barzahlung gleichgeachtet werden.
Daher begründet die Zahlung durch Wechsel selbst bei Ueber-
nahme der Diskontspesen keinen Anspruch auf Kassaskonto,
weil die Wechselverpflichtung bis zur Einlösung des Wechsels
weiterläuft.
Wer mit Wechseln zahlt, muß, wenn nichts anderes verein-
bart ist, die Kosten tragen, die dem Gläubiger bei der Ver-
wandlung des Wechsels in Bargeld erwachsen, also in erster
Linie die Diskont- oder Inkassospesen.
Absatzkrisen und übermäßiger Konkurrenzdruck haben
früher oft eine Lockerung der Zahlungssitten hervor-
gerufen oder begünstigt. Ordnung und Sauberkeit im geschäft-
lichen Verkehr erfordern, daß ein Verstoß gegen die vor-
stehenden Pflichten künftig als ein mit dem kaufmänni-
schen Standesbewußtsein nicht zu vereinbarender Mangel
an Verantwortungsgefühl durch die hierfür zuständigen Stellen
gekennzeichnet wird.
Deutscher Industrie- und Handelstag
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Reichsstand der deutschen Industrie
Reichsstand des deutschen Handels
Reichsstand des deutschen Handwerks.
„Dieser Aufruf ist als Drucksatz in einem kleinen Format
hergestellt worden, damit er den Kunden ausgehändigt
werden kann. Der Aufruf ist zu beziehen durch den
Reichsstand des deutschen Handwerks, Berlin NW 7,
Dorotheenstr. 35, und kostet:
bei Abnahme von 1000 Stück Rpfg. 1,
5.000
6
„ » » ” » 0,65
je Stück
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Was man vom neuen Wechselgesetz wissen muß
‚ Von Handelsredakteur Fritz Taube, Dresden
Am 1. April ds. Js. ist das neue Wechselgesetz vom 21. 6. 33 in
Kraft getreten. Es bringt eine Reihe von Äenderungen und Neue-
rungen, mit denen sich auch der Gewerbetreibende zur Vermei-
dung von Rechtsnachteilen aller Art vertraut machen muß.
So ist zum Beispiel ein Wechsel ohne Angabe des Verfalltages
sem Falle als Sicht wechsel, der bei Vorkommen (Präsentation)
sofort bezahlt werden muß. Ist die Wechselsumme
in Buchstaben und in Ziffern angegeben, so gilt bei Abweichungen
die in Buchstaben angegebene Summe.
Die Annahme eines Wechsels darf nicht von irgendwelchen Be-
dingungen abhängig gemacht werden. Die Annahmeerklärung
muß auf dem Wechsel selbst geschehen, kann aber jetzt
nach dem neuen Wechsel-Gesetz auch auf
einen Teil der Wechsel-Summe beschränkt
werden. Die handschriftliche (meist quergeschriebene) Unter-
schrift des Akzeptanten (Bezogenen) auf der Vorderseite des
Wechsels genügt jetzt nicht mehr, die An-
nahme einesWechsels muß noch durch einen
entsprechenden Zusatz, zum Beispiel „ak-
zeptiert“ „angenommen“ usw. erfolgen.
Der Aussteller eines Wechsels kann dessen Vorlage zur Annahme
anordnen und auch bestimmen, an welchem Tage der Wechsel
vorgelegt werden soll, der Bezogene dagegen hat das Recht, zu
verlangen, daß ihm der betr. Wechsel am Tage nach der ersten
Vorlegung nochmals zur Annahme vorgelegt wird, er hat
also 24 Stunden Bedenkzeit. Die Vorlage zur
Annahme des Wechsels darf nicht etwa verwechselt wer-
den mit der Vorlage zum Zwecke der Zahlung am Fällig-
keitstag! Ein angenommener Wechsel konnte bisher nicht
widerrufen werden. Auch dies ist neuerdings zulässig!
Die Protestaufnahme mangels Zahlung darf jetzt nicht
mehr am Verfalltag des Wechsels, sondern nach
Artikel 44 des neuen W.G. an einem der beiden auf den
Zahltag folgenden Werktage vorgenommen werden.
Alle, die einen Wechsel ausgestellt, akzeptiert, indossiert oder
mit einer Bürgschaftserklärung versehen haben, haften dem
‚ Inhaber des betr. Wechsels als Gesamtschuldner. Er kann sie nach
nicht mehr, wie bisher, gänzlich ungültig, sondern er gilt in die-
Belieben einzeln oder mehrere oder alle zusammen in Anspruch
nehmen, ohne an die Reihenfolge gebunden zu sein, in der sie sich
verpflichtet haben. Hierüber herrschten bisher immer Meinungs-
verschiedenheiten, die durch diese neue Bestimmung nunmehr
beseitigt worden sind.
Besonders zu beachten ist die Bestimmung, daß dem
Inhaber eines ehemaligen Blankowechsels eine vereinbarungs-
widrige Ausfüllung nicht entgegengehalten werden kann,
es sei denn, daß er den Wechsel in bösem Glauben erworben hat
oder ihm hierbei eine grobe Fahrlässigkeit zur Last fällt. Da
dieser Beweis außerordentlich schwierig, ja manchmal überhaupt
nicht zu erbringen sein wird, heißt es also für alle Zukunft
„Hände weg vom Blankowechsel“!
Neu ist auch die Bestimmung, daß der Inhaber eines Wechsels
ein Rückgriffsrecht gegen alle Wechselverpflichteten zum Zwecke
seiner Schadloshaltung jetzt auch schon vor Ver-
fall eines Papieres hat, wenn der Schuldner die An-
nahme des Wechsels ganz oder teilweise verweigert, wenn über
das Vermögen des Bezogenen, gleichviel, ob er den Wechsel
akzeptiert hat oder nicht, der Konkurs oder das gerichtliche
Vergleichsverfahren eröffnet worden ist, wenn der Akzeptant
seine Zahlungen eingestellt hat oder wenn eine Zwangsvoll-
streckung in sein Vermögen fruchtlos verlaufen ist. Das Rück-
griffsrecht kann jedoch erst ausgeübt werden, wenn der betr.
Wechsel dem Bezogenen zur Zahlung vorgelegt und Protest
erhoben worden ist. Beim Konkurs oder Vergleichsverfahren
genügt an Stelle der Protestaufnahme die Vorlegung des dies-
bezügl. gerichtlichen Eröffnungsbeschlusses über den Konkurs
oder das Vergleichsverfahren.
au
Ya
RADMARKT UND REICHSMECHANIKER
Deutsches Volk — Deutsche
Die erste Jahresschau nationaler Arbeit ist eine Parade des
schaffenden deutschen Menschen. Sie zeigt die Spitzenleistungen
sämtlicher Gebiete der deutschen Wertarbeit. Noch keine Aus-
stellung war so zeitgemäß, so inhaltsreich, von so großer Be-
deutung wie die Ausstellung „Deutsches Volk — Deutsche Ar-
beit‘. Diese Leistungsschau deutscher Arbeit soll das Wort des
Reichskanzlers Adolf Hitler lebendig machen: Die Nation lebt
nur durch die Arbeit aller. Die Ausstellung will so mithelfen in
dem großen Bemühen des nationalsozialistischen Staates, Arbeit
zu schaffen für alle. Wenn die erste Sorge der neuen Regierung
der Beschaffung von Arbeit galt, so drückt sich darin das tiefe
Verstehen aus, das Wissen um die innerste Eigenart des deutschen
Menschen, der sein täglich Brot schaffen will, der aber auch in
diesem Schaffen Freude und innere Genugtuung sucht. Ein Volk
kann aber nicht in seiner Wirtschaft gesunden, wenn seine natür-
lichen Wurzeln krank sind. Der Nationalsozialismus hat das
klar erkannt.
Nur wenn das Volk als lebendiger Organismus zu seinen Ur-
kräften zurückgeführt wird, zu Blut und Boden, ist eine Genesung,
ein Wiederaufstieg als Nation möglich.
Die Ausstellung bringt daher unter dem Titel „Deutsches Volk —
Deutsche Arbeit‘ eine Rassenkunde und Rassenhygiene des
deutschen Volkes.
Zum ersten Mal im neuen Deutschland werden in lebendiger
Form die Grundlagen der Rassenkunde entwickelt. Wahrzeichen
aus Stein- und Bronzezeit unserer Urahnen, Geräte und Gegen-
stände des täglichen Lebens sollen einen Einblick geben in die
kulturelle Höhe unserer germanischen Vorfahren.
Die Schilderungen über die Verteilung der einzelnen Rassen in
Deutschland werden besonderes Interesse finden. Mahnend und
warnend soll den Besuchern die gefahrvolle Lage unseres Volkes
gezeigt werden, wie Geburtenrückgang, stärkere Fortpflanzung
der Minderwertigen, Rassenniedergang. In einer auch dem
Laien verständlichen Form werden die Erbgesetze und ihre Be-
deutung für das Volksganze dargestellt. Aufbauend und in die
Zukunft weisend werden die Maßnahmen des neuen Staates ge-
zeigt, wie die Rassengesetzgebung, die Neubildung deutschen
Bauerntums, die Maßnahmen zur Förderung der Familien-
bildung. Das hat der Nationalsozialismus erkannt und als ange-
wandte Rassenkunde in die völkische Gestaltung der deutschen
Nation umgesetzt. Fast zwei Jahrtausende alt, so steigt das
Reich der Deutschen aus der Geschichte herauf. In einer Art
Ruhmeshalle soll ein plastisches Bild von den Höhepunkten der
nationalen Entwicklung von den Tagen Hermann des Befreiers
an bis zu unserer Zeit gegeben werden. Das Reich der Deutschen
sah Glanz und Größe, sah Armut und Ohnmacht, sah Aufstieg
und Zerfall. Alles dies wird sich widerspiegeln in den Hallen des
Handwerks am Kaiserdamm. Es geht magischer Zauber aus von
jedem Zeugnis derer, die unsere Ahnen sind in ganz früher Zeit.
Zeugen des Ersten Reiches der römischen Kaiser deutscher
Nation werden auferstehn, die Reichskleinodien der mittelalter-
lichen Kaiser, Urkunden der Reformation, Erinnerungszeichen
und Dokumente aus Preußens großen Tagen werden ein farben-
prächtiges Bild von Deutschlands Werden zur Nation geben.
Japanische Fahrräder
Eine Kollektivausstellung japanischer Erzeugnisse befand sich auf
der diesjährigen Leipziger Frühjahrsmesse im Ringmessehaus.
Auf dieser Kollektivausstellung waren auch die vielgenannten
und viel berufenen japanischen Fahrräder zu sehen. In den
Berichten der Tageszeitungen über die Frühjahrsmesse in Leipzig
spukte es sehr häufig von den überaus „billigen“ japanischen
Fahrrädern.
Es dürfte besonders für den Händler von großem Interesse sein,
nachzuprüfen, ob das japanische Fahrrad wirklich eine Kon-
kurrenz für die deutsche Fahrradindustrie und den Fahrrad-
handel darstellt.
Das japanische Fahrrad kann sich mit den deutschen
Erzeugnissen, insbesondere mit den deutschen Marken-
fahrrädern nicht im entferntesten messen.
Das japanische Fahrrad ist hochbeinig und ohne Schnitt gebaut.
Die qualitativen Kennzeichen typischer deutscher Prä-
zisionsarbeit fehlen vollkommen. Stellt man ein japanisches
Fahrrad neben ein deutsches Rad mittlerer Ausstattung, fällt.
Nr. 2238, Seite 11
Arbeit
Das Zweite Reich, das Reich des eisernen Kanzlers, wird mit
seinem Höhepunkt in Versailles wieder lebendig werden und
Deutschlands Aufstieg zur Weltmacht vor Augen führen. Das
Reich Bismarcks schlägt so die Brücke zum’ Dritten Reich, zu
unserer Wiedergeburt, zu unserer Würde und Ehre. Jeder
Deutsche muß darum wissen, muß das große Erbe erkennen und
die Pflicht, die daraus erwächst.
Fb
Deutiches Bolk 21.4. — 3. 6. 1934.
Deutfche Arbeit.
Die Halle des Handwerks im Aufbau. .
Ein Ehrenmal der Gefallenen soll Deutschlands Jugend an den
großen Krieg erinnern. Zeitgeschichte in Bildern wird über-
leiten zur Gegenwart. Das Wachsen des nationalen Wider-
standes seit den Tagen des Schmachfriedens, das Werden des
Nationalsozialismus findet hier seine Gestaltung. Das Werden
des Dritten Reiches hat als Hauptgruppe eine monumentale
Übersichtsschau: „Ein Jahr nationaler Regierung“.
So wird die Ausstellung
„Deutsches Volk — Deutsche Arbeit“
das ganze Volk behandeln, aus dem wir entstanden sind, dem wir
angehören, dem wir verbunden sind in Glück und Not, an dessen
Vergangenheit unsere Vorfahren teil hatten und dessen Zukunft
die Zukunft ihrer Kinder ist. „Das sind wir“ wird die Ausstellung
allen verkünden, „Das haben wir geschafft“. Vor uns und vor
allen anderen legt die Ausstellung Zeugnis ab von den Erfolgen
des ersten Jahres im Dritten Reich. Die Schau wird uns selber
mit Stolz, das Ausland aber mit Achtung erfüllen. Man wird
aufschauen und merken, wohin Deutschlands Sinnen und Trachten
steht: nach Arbeit und Frieden.
der Unterschied sofort auch dem Nichtfachmann auf. Ein
Fahrrad aus Japan würde für den deutschen Radfahrer, der das
Rad für seinen Beruf gebraucht, niemals in Frage kommen.
Ueber die Preise der Fahrräder aus Nippon, dem Lande der auf-
gehenden Sonne, sind die unsinnigsten Gerüchte im Umlauf.
Man hört Preise von 8.—, 10.—, 12.— und 16.— Reichsmark für
Damen- und Herrenfahrräder.
Die Chamber of Commerce and Industry of Japan (Nippon Shoko
Kaigisho) Maru-No-Uchl, Tokio, Zweigniederlassung Berlin,
hat auf Anfrage mitgeteilt, daß die in deutschen Tages- und
Fachzeitungen veröffentlichten Preise für japanische Fahrräder
keinesfalls den Tatsachen entsprechen. In Deutschland können
japanische Fahrräder schon aus dem einfachen Grunde
nicht zu den bekanntgegebenen Phantasiepreisen verkauft
werden, weil der Einfuhrzoll je Fahrrad allein etwa 50.—
Reichsmark beträgt.
Zur Aufregung besteht demnach keine Veranlassung. a.
Seite 12, Nr. 2238
Gedanken zum 10. Jahrestag
RADMARKT UND REICHSMECHANIKER
der deutschen Nähmaschinen -Mechanikerschule
In der voraufgegangenen Nummer vom „Radmarkt
und Reichsmechaniker‘ berichteten wir bereits über
die Bedeutung der Schule und die Feier des zehn-
jährigen Bestehens. Nachstehend bringen wir die
Rede des Direktors der Schule, Herrn Ingenieur Nagel
und einen Abdruck des an diesen gerichteten Briefes
des Herrn Ministerialrat, Prof. Horstmann, Berlin.
Heil Hitler!
Meine Herren! Es war im Sommer 1923 als eines Tages Herr
Prof. Wrba, der damalige Direktor der Handwerkerschule, mit
den Worten auf mich zukam: Herr Nagel, da waren vor einigen
Tagen die führenden Herren von zwei Verbänden und von der
Bielefelder Nähmaschinenindustrie bei mir, es fehlt an Näh-
maschinenmechanikern, es soll eine Nähmaschinen-Mechaniker-
Schule gegründet werden, die müssen Sie an die Betriebsfach-
schule anschließen, morgen abend um 8 Uhr ist bei Dürkopp
eine Sitzung, da müssen Sie einen Vortrag halten, wie Sie die
Schule aufziehen wollen, das müssen Sie nur so aus dem Ärmel
schütteln. Weg war er, meine Einwände hörte er nicht mehr,
aber er hatte recht. Hier bot sich mir die Gelegenheit, die von
mir seit 1908 immer wieder durchdachte und so und so oft zu
Papier gebrachten Ideen über die änderungsbedürftige Ausbil-
dung des Nachwuchses im Metallgewerbe, wenn auch an einem
Sondergebiet, zu verwirklichen, die ich bei der Umgestaltung
der 1920 von Direktor Meller übernommenen Betriebsfachschule
aus Mangel an Mitteln und Räumen nicht durchführen konnte.
Wieso lag eine Veranlassung zur Änderung der Ausbildung
vor?
Bis zum Ende der 80er Jahre kam es im Metallgewerbe über-
wiegend nur auf die handwerkliche Fertigkeit an. Es wurde nur
gewöhnlicher Kohlenstoffstahl, Gußeisen und wenn es hoch kam
Rotguß in einfache Formen mit handwerklicher Fertigkeit ge-
bracht. Die Produkte wurden meistens ohne Zeichnung, ohne
wissenschaftliche Berechnung im Probierbau, rein handwerklich
hergestellt und zusammengepaßt. Das ging solange wie unsere
relativ großen Geldmittel das gestatteten, der Bedarf gering,
die Anforderung an Festigkeit und Haltbarkeit im Verhältnis
zu heute minimal waren.
Mit dem Beginn der Elektrifizierung, dem Erscheinen des Fahr-
rades und des Automobiles änderte sich die Situation gewaltig.
Ungeahnte Beanspruchungen der Baustoffe, der vom Kaufmann
erzeugte Massenbedarf verlangten andere Baustoffe, andere
Produktionsmethoden.
Das 1898 in Angriff genommene Eisenkohlenstoffdiagramm, die
chemische Analyse schaffen neue Baustoffe, der Hochleistungs-
Naturstahl 1900 ungeahnte Arbeitsgeschwindigkeiten, der
wissenschaftliche Maschinenbau auf Grund der vorberechneten
Zeichnung hatte gesiegt, der alte konservative Handwerker war
überlebt, konnte und wollte sich aber häufig nicht umstellen,
da seine Vorherrschaft schon traditionell geworden war.
Ich war zu dieser Zeit auf dem Vulkan in Stettin und erinnere
mich noch sehr genau, welche Stürme es hervorrief, als der
Schnellstahlmann zum ersten Mal blauangelaufene Späne von
den Schiffwellen mit Schnittgeschwindigkeiten drehte, die man
sonst nicht beim Schlichten wagte. Nein das konnte nicht sein,
das schmiß alles um, von diesem theoretischen Kram wollte der
alte Praktiker wenig wissen. Der Zwiespalt zwischen Konstruk-
san und Werkstatt entsteht; beide verstehen einander nicht
mehr.
Warum die Industrie s. Zt. nicht allgemein durch besondere
Schulung den gewichtigen Teil der Werkstattpraktiker ent-
sprechend der sich abspielenden Wandlung durch Fachschulen
mitbildete, kann heute nicht mehr beurteilt werden. Nur wenige
Werke, wie Ludw. Loewe, Berlin, Julius Pintsch, Fürstenwalde
und.noch einige andere größere Werke schufen sich schon damals
ihre eigenen Fachschulen.
Umgekehrt nutzte politische Wühlarbeit diese Unterlassung
aus, denn der mit unverstandener Arbeit unzufriedene Arbeiter
war ein guter Nährboden. Viel furchtbarer als wie die meisten
ahnen, haben wir diesen Fehler im Kriege büßen müssen.
Aus der damaligen Zeit stammen meine beiden grundsätzlichen
Erwägungen, die Sie in allen meinen Handlungen wiederfinden:
1. Die Entwicklung der Technik steht nicht still. Ein wirklicher
Aufstieg ist nur möglich, wenn der Nachfolger mehr kann
als der Vorgänger. Nur dann hat der Lehrmeister seine
nationale und soziale Pflicht getan, wenn er ohne Eigenliebe
und Eifersucht sein Können dem Nachwuchs als Fundament
zur Verfügung stellt.
2. Es genügt nicht mehr ein guter handwerklicher Schlosser usw.
zu sein. Der Monteur, der Handwerker, der Mechaniker der
Neuzeit muß auch soviel von den, seine ganze Tätigkeit be-
herrschenden Grundgesetzen der Mechanik, Festigkeitslehre,
Getriebelehre, Materialienkunde usw. verstehen, daß er ohne
besondere Anleitung die Absichten des Konstrukteurs erkennen
und auswerten kann.
Nur so werden wir einen Nachwuchs schaffen, der aus gemachten
Erfahrungen richtige Schlüsse zieht und so vor dem doppelten
Lehrgeld bewahrt bleibt. Nur dann werden wir einen aus sich
selbst weiterbauenden, seinen Beruf stolz in Ehren haltenden,
zufriedenen Nachwuchs schaffen.
Daß hierin jetzt eine grundlegende Aenderung eintritt, ist nach
meiner Meinung nicht das kleinste Verdienst unseres großen
Volkskanzlers.
Verdient der schaffende Arbeiter der Faust und Stirn die ihm so
oft vorenthaltende Anerkennung nicht?
Wer gab dem Menschen die erleichterten Lebensbedingungen
und die Annehmlichkeiten des Lebens?
Die Technik war es, mit all ihrem grübelnden Schaffen! Ohne
Nähmaschine kein ganzer Schuh, kein billiger, warmer Mantel,
kein Wohlbefinden. Unser größter Kapitalist, die Natur, gab
noch nichts, was ihr nicht schwer abgerungen wurde.
An diesen hohen Aufgaben mitschaffen zu dürfen, liebe Schüler,
das sei unsere Ehre, die ihr hochzuhalten habt.
Die Notwendigkeit einen Nachwuchs zu schaffen, der mit tech-
nischem Verständnis handwerklich richtig schaffte, war für den
Reparaturbetrieb des ganzen Mechanikergewerbes inzwischen
noch viel wichtiger wie für die erzeugende Industrie geworden,
da sich die zu behandelnden Nähmaschinen, Fahrzeuge und
Büromaschinen inzwischen zu komplizierten Kunstwerken
entwickelt haben, und der Mechaniker gewöhnlich allein, ohne
fremde Hilfe auf sein eigenes Können angewiesen ist.
Soll nun eine Fachschule die vorerwähnte praktische, theore-
tische Vorbildung schaffen, so genügt es nicht, ein schönes Schul-
gebäude und eine teure Werkstatt zu haben, Leiter, Lehrkörper,
Lehrmethoden und Lehrmittel müssen pädagogisch fein auf ein-
ander abgestimmt sein, um in der kurzen Zeit von 6 Monaten,
wie sie uns zur Verfügung steht, zu eirrem greifbaren Erfolg zu
kommen. Ungefähr 9—10 Mal habe ich in den ersten Jahren
den Lehrplan umstellen müssen, um zur heutigen Form zu kom-
men, über 8 Jahre habe ich trotz aller Hilfe der Industrie ge-
braucht, um ein abgepaßtes Lehrmaterial zu schaffen, und schon:
wieder zeigen sich Lücken, die im nächsten Semester ausge-
glichen werden sollen.
Solche Schule muß eben mit der ununterbrochen fortschreitenden
Praxis parallel laufen besser ihr sogar einen Schritt voreilen.
Darum kann ich nicht jeden als Lehrer gebrauchen. Bei uns muß
der Lehrer täglich neu zulernen, für Privatinteressen ist keine
Zeit, mitmachen oder gehen. Unsere Jugend muß hoch.
Darum stehe ich auch allen solchen Kursen, die unseren Nach-
wuchs lediglich handwerklich, ohne System von ungeschulten
Meistern oder lediglich schulbankmäßig von der Wandtafel
aus allein, ohne tägliche Berührung des Lehrers mit dem Er-
werbsleben, ausbilden wollen, ziemlich skeptisch gegenüber.
Dieses gilt ganz besonders von Schweißkursen, die ein sehr
gründliches Wissen, der metallurgischen Vorgänge verlangen,
wenn sie nur einigermaßen befriedigende Ergebnisse bringen
sollen. Der Scheinerfolg der abgesehenen mechanischen Stück-
macherei verschwindet sofort, sobald der Mann eine andere
Arbeit machen soll, und die alte Schwierigkeit ist wieder da.
Wozu ‚wäre sonst die ungeheure Forschungsarbeit der letzten
4 Jahre im Schweißwesen nötig gewesen? Dies gilt von den
anderen Fächern ebenso.
Die Arbeit in der Schulwerkstatt muß für den handwerklich schon
ausgebildeten Schüler neben der handwerklichen Vervollkomm-
nung, die Wiederholung des Klassenlehrstoffes in Anschauung
und Uebung sein. Dabei darf man sich nicht auf die Arbeit an
Modell-Uebungsmaschinen beschränken. Das Verantwortungs-
RADMARKT UND REICHSMECHANIKER
gefühl des Schülers würde darunter leiden. Die Hauptlehrarbeit
muß an ganz geschäftsmäßig durchgeführten Reparaturen, wie
es in der Nähmaschinenschule und der Motorenschule geschieht,
durchgeführt werden. Der Schüler muß wissen, deine Arbeit
muß gut sein. Hier liegt vielleicht die schwerste Aufgabe des
Lehrers, besonders in der Fahrzeugschule.
Jede Gleichgültigkeit des Lehrers bedeutet hier eine große Gefahr
für die Zuverlässigkeit unseres Nachwuchses. Die zuverlässigste
Arbeit ist im Maschinenbau meistens auch die wertvollste Arbeit,
und dazu wollen wir hier unseren Mechanikernachwuchs erziehen.
Die deutsche Arbeit soll und muß die beste der Welt sein, gegen
solche Arbeit gibt es keinen Boykott. Das war der Sinn meiner
Schularbeit.
Mit dem ganzen Entwicklungsgang der Schule möchte ich Sie
hier nicht aufhalten, lesen Sie in dem Ihnen übergebenen Heft
den Aufsatz „10 Jahre Deutsche Nähmaschinen-Mechaniker-
Schule‘. Eine statistische Nachtragung möchte ich hier aber
noch machen, die der Aufsatz nicht enthält. In den vergangenen
10 Jahren wurden durch alle drei Schuleinrichtungen meiner
Schule in Bielefeld umgesetzt:
ca. 250000 RM Gehälter
ca. 650000 RM von den auswärtigen Schülern
ca. 80000 RM für Lehrmittel und Reparaturen
ca. 28000 RM für Licht und Kraft ;
i. Sa. ca. 1008000 RM
Weit höher dürfte aber der ideelle Nutzen zu bewerten sein
den unser junger Nachwuchs aus der Einrichtung der Schule
gezogen hat.
Die Schülerschaft hat mich beauftragt, ihren Dank den Schul-
trägern und Schulgründern, das sind die vier Bielefelder Näh-
maschinen-Fabriken, der Verband deutscher Nähmaschinen-
Händler, der Reichsverband des Mechanikergewerbes und seit
Dezember 1932 der Verein deutscher Nähmaschinenfabrikanten,
die die großen finanziellen Opfer brachten, sowie der Stadt
Bielefeld und hier ganz besonders Herrn Oberbürgermeister
Dr. Prieß zu übermitteln.
Hierbei möchte ich meinen eigenen Dank dafür abstatten, daß
es mir ermöglicht wurde, einen Lebenswunsch im Aufbau dieser
Schule zu verwirklichen.
Ganz besonderen Dank gehört auch Herrn Ministerialrat Horst-
mann, im Ministerium für Wirtschaft und Arbeit, der heute
leider nicht hier seinkann, sowie dem Herrn Regierungspräsidenten
Freiherrn von Oeynhausen, vertreten durch seinen Fachberater,
Herrn Regierungsrat Elschenbroich. Ferner Herrn W. Modersohn,
als Vorsitzender des Schulträgerverbandes, Herrn Syndikus
Karst, der mir in schwereren Situationen: häufig meine beste
Stütze war, er hat mir nie die Hilfe versagt. Dieselbe Stütze im
Nr. 2238, Seite 13
Handwerk war der Schule die hiesige Handwerkskammer,
sowohl Herrn Präsident Potthoff wie Herrn Dr. Holzapfel ge-
hören besonderer Dank. Zu ganz besonderem Dank ist die
Schule auch dem Prüfungsausschuß verpflichtet, wieviele Gänge,
Zeit und Bemühungen haben Herr Obermeister Blattner, Herr
Tiemann, Herr Weitkamp und Herr Hühne für die Schule und
ihr Gedeihen aufgewandt. Zuletzt möchte ich nicht vergessen,
meinem Lehrerkollegium für die treue Mitarbeit zu danken,
ohne dieses Lehrerkollegium wäre es nicht möglich gewesen,
die Schule so auszubauen. Jeder tat sein Bestes, keiner wollte
zurückstehen. Dies sagen zu können ist mir eine große Freude
und Genugtuung.
Hoffen wir, daß die Schule weiter zum besten unseres deutschen
Nähmaschinengewerbes und somit zum Wohle unseres deutschen
Vaterlandes beitragen wird.
Heil Hitler!
Prof. Horstmann, Ministerialrat.
Berlin, den 2. März 1934
Herrn Direktor Nagel,
Fachschule für das Metallgewerbe
Bielefeld
Heeper Straße 149
Sehr geehrter Herr Nagel!
Meine Absicht, noch in diesem Semester nach Bielefeld zu fahren,
insbesondere zu dem 10 jährigen Jubiläum der Schule gegen
Ende dieses Monats dort zu sein, läßt sich leider nicht durchführen.
Es sind augenblicklich so viele und so schwerwiegende Entschei-
dungen fällig, daß ich mir eine Abwesenheit von Berlin nur dann
erlauben kann, wenn sie eine unbedingte und unerläßliche Not-
wendigkeit ist. Bei dieser Sachlage kann ich also nicht wohl
nach dort kommen.
Ich möchte aber die Gelegenheit benutzen, Ihnen auch heute
schriftlich zu wiederholen, was ich Ihnen bereits mündlich häu-
figer gesagt habe, nämlich, daß ich Ihre Schule für eine nicht
nur eigen- und einzigartige Unterrichtsanstalt halte, sondern
sie auch als eine der am besten in fachlicher und methodischer
Hinsicht durchgebildeten erachte und daß ich Ihnen zu den Er-
folgen nur Glück wünsche, die Ihrer rastlosen, unermüdlichen
und aufopfernden Tätigkeit beschieden gewesen sind. Ich wünsche
der Schule unter Ihrer Leitung einen auch nach außen hin sicht-
baren kräftigen, weiteren Aufstieg und bleibe
mit deutschem Gruß
Ihr sehr ergebener
gez. Horstmann.
Letzte radsportliche Geschehnisse .. .
Der vergangene Sonntag wurde durch die Austragung der tra-
ditionellen Spreewaldfahrt Berlin— Cottbus— Berlin, an der
erstmalig nach Jahren wieder deutsche Berufsstraßenfahrer
teilnahmen, zu einem Markstein in der Geschichte des deutschen
Straßenradrennsports, wenn nicht sogar zu einem Wendepunkt
des Deutschen Radsports überhaupt. Der sportliche und auch
der propagandistische Erfolg der Gesamtveranstaltung war in
jeder Hinsicht ein überwältigender. Tausende von Zuschauern
wurden am Start, auf der Strecke und am Ziel Zeuge prächtiger
Leistungen der Amateure und der Berufsfahrer.
Bei den „Profis‘‘ setzten sich wie erwartet die alten bewährten
repräsentativen Vertreter Deutschlands restlos durch. Auch
von den neuen Berufsfahrern sah man außergewöhnlich gute
Leistungen. Wenn diese sich im Klassement auch nicht so wider-
spiegeln, wie dieses im Verlaufe der 260,3 Kilometer langen
Fahrt festzustellen war, so will dieses nichts besagen. Paul Kroll,
der als Amateur schon einmal das klassische Rennen gewinnen
konnte, kam mit dem Exdauerfahrer Rudolf Wolke allein ans
Ziel. Er schlug ihn sicher im Endspurt. Dritter wurde der Held
des Rennens Herbert Sieronski, dem die eigentliche Entscheidung
zu verdanken ist, vor dem Magdeburger Nitzschke. Zwei Minuten
später kam eine größere Gruppe ans Ziel. Der Examateur K.
Steger-Augsburg konnte im Spurt knapp die routinierten Craks
Stöpel und Buse meistern. Vielleicht kommt es beim nächsten
Rennen der Berufsfahrer („Rund um Köln‘‘) anders. Wir nehmen
aber nicht an, daß die jungen Berufsfahrer schon so weit sind,
um die „Alten“ so zu meistern, wie es diese am Sonntag fertig
brachten. ;
Einen weiteren Höhepunkt hatte das Rennen im Kampf der
Amateure um die erste Zugehörigkeit zur Deutschen National-
mannschaft der Straße. Der Frankfurter Herrenfahrer Löber
überraschte sämtliche Kenner der Materie mit einer beispiellosen
Energieleistung und errang nach einer Alleinfahrt von über
130 Kilometern einen überlegenen Sieg und damit gleichzeitig
die erste Anwartschaft zur Nationalmannschaft der Straße.
Die weiteren Vertreter der Nationalmannschaft werden die
Berliner Radde und Weiß, der Dortmunder Seidel,izwei weitere
Berliner, Böhm und Meier, der Düsseldorfer Wierz, noch zwei
Reichshauptstädter, Bartoskiewicz und Holtz sowie der Sieger
von Berlin— Leipzig, Reichel-Chemnitz sein, die in dieser Reihen-
folge die Plätze hinter dem Sieger belegten.
Das Rennen der Klasse B gewann der aus dem Saargebiet nach
der Reichshauptstadt gekommene Neunkirchener Oster und im
Rennen der Gruppe C triumphierte der Spreethener Trosch.
Bei den „Alten Herren‘ gelang es dem 65 jährigen Föltz nach
seinem Siege in „Rund um Berlin“ nun auch den bei Berlin—
Cottbus— Berlin zu erringen.
Auch in der Messestadt Leipzig war der Radsport am vergan-
genen Sonntag Trumpf. Hier kämpfte man in Anwesenheit des
Sportleiters Eggert im Deutschen Radfahrer-Verband um die
erste Zugehörigkeit zur Nationalmannschaft der Bahn. Wie
nicht anders erwartet werden konnte, war der Kölner Toni
Merkens seinen Rivalen, die aus allen Teilen Deutschlands;her-
beigeeilt waren, weitaus überlegen. Der Berliner Golz landete
auf dem Ehrenplatz und der Chemnitzer Lorenz schlug den Ein-
heimischen Ihbe im Kampf um den dritten Platz. Im Endlauf der
Seite 14, Nr. 2238
Zweiten siegte der Frankfurter Gleim über die drei Leipziger
Vertreter Landmann, Rosenlöcher und Jung, während die neue
Hoffnung Karsch-Leipzig erst im Endlauf der Dritten über den
Breslauer Kiebs, den Münsteraner Grothues und den Berliner
Bartels triumphieren konnte. Man kann wohl sagen, daß mit
den Vorgenannten die zur Zeit würdigsten Vertreter für die
Deutsche Nationalmannschaft der Bahn ermittelt wurden, da
Marklewitz und Gangel nicht unter den Teilnehmern waren.
Im Auslande konzentrierte sich das Hauptinteresse auf die Bahn-
rennen der Pariser Buffalo-Bahn und auf das Straßenrennen
Paris— Brüssel, an dem auch der Deutsche Wrcziono, leider
aber ohne Erfolg teilnahm. Das Omnium der Straßenfahrer auf
der Pariser Radrennbahn gab dem distanzierten Sieger des
Straßenrennens Paris— Roubaix, Lapebie Gelegenheit zu einem
Triumph über Weltmeister Speicher, dem australischen Radsport-
phänomen Hubert Oppermann und Ch. Pelissier. In den Dauer-
rennen war der französische Stehermeister Laquehay einmal
mehr der Beste. Paillard, G. Wambst, A. Wambst, Brossy und
Grassin waren die Geschlagenen. Paris— Brüssel wirkte sich zu
einem vollen Triumph für die belgischen Straßenfahrer aus, die
„ die ersten dreizehn Plätze im Gesamtergebnis belegen konnten.
Nicht unerwartet kam der Sieg des sehr zuverlässigen Bonduel,
der seine Landsleute De Caluwe, R. Maes, Rebry, Verwaecke,
Herkenrath und Schepers im Endspurt des langen Rennens be-
siegen konnte.
Der kommende Sonntag bringt als wichtigstes Ereignis das
Rennen des Reichsportführers, der dieses unter der Bezeichnung
„Suche nach dem unbekannten Sportsmann‘‘ von den Gauen
des Deutschen Radfahrer-Verbandes durchführen läßt. In Berlin
haben sich über ein halbes Tausend unbekannter Radfahrer für
diesen Wettbewerb eintragen lassen. Ihn unserer nächsten Num-
mer werden wir ausführlich darüber berichten. erbe..>
Goldenes Licht!
Auf dem großen Gebiete der Lichtwirtschaft ist letzthin eine
epochemachende Erfindung geglückt. Es ist hier nämlich das
Wunder verwirklicht worden, eine Lichtquelle zu schaffen, die
ebensoviel Licht wie die bekannte Glühlampe hergibt, dies jedoch
RADMARKT UND REICHSMECHANIKER
bei einem Stromverbrauch, der nur etwa ein Fünftel bis ein
Drittel desjenigen der entsprechenden Glühlampenart beträgt.
Dieses neuartige, goldgelb strahlende Natriumdampflicht, sym-
bolisch als „Goldenes Licht‘ bezeichnet, ist zu der heute wirt-
schaftlichsten Lichtquelle der Gegenwart geworden. Seine Ver-
wendung ist nahezu universell. Nicht nur auf dem Gebiete der
Lichtreklametechnik, zur Beleuchtung von Straßen, Autobahnen,
von Fabrik- und Industrieanlagen, von Kanälen, Schleusen usw.
wird es bereits mit Erfolg zur Anwendung gebracht, auch zur
Untermalung und Anstrahlung von Gebäuden und Fassaden
durch Flutlicht hat es seine Verwendung unter Beweis gestellt
und ist die weittragende Bedeutung dieses neuartigen Lichtes
im fortschreitenden Zeitalter der Technik nicht abzusehen.
Ganz besonders bei der Ausleuchtung von Autobahnen und dergl-
wird durch die hohe Wirtschaftlichkeit der Natriumdampflampen
die ausgiebige und einwandfreie Sicht gewährleistet. Die im Bilde
zu sehenden Lampen sind in Abständen von 25-Meter und in einer
Höhe von 10 Metern angeordnet und lassen auf weite Sicht jedes
Fahrzeug erkennen. Ing. FritzH.W. Loewe
Bericht über das sechste Wintersemester 1933/34
der Deutschen Kraftfahrzeug-Mechaniker-Schule in Altona
Das Wintersemester 1933/34 wurde mit 15 Schülern durchgeführt
und dauerte vom 17. Oktober 1933 bis zum 17. März 1934. Von
den Besuchern stammten aus Schleswig-Holstein 11, aus Mecklen-
burg 1, aus Hannover 2 und aus Hamburg 1. Das Durchschnitts-
alter betrug 25 Jahre.
Der Lehrplan, der wissenschaftlichen Unterricht und Werkstatt-
arbeit umfaßt, wurde programmgemäß durchgeführt. In der
Lehrwerkstatt wurden die Schüler im Bedienen von Werkzeug-
maschinen, sowie im Gas- und Elektroschweißen unterwiesen.
Hieran schlossen sich Arbeiten der Wagenreparatur. Zur Er-
weiterung der Kenntnisse wurden im Laufe des Semesters eine
Reihe von Werksbesichtigungen unternommen, z. B. wurden
die Werkzeugmaschinenfabrik Heidenreich & Harbeck, die
Tempo-Werke, die Ilo-Werke, der Boschdienst und das Motor-
schiff „Monte Sarmiento“ der Hamburg-Südamerikanischen
Dampfschiffahrtsgesellschaft besichtigt. Leider war es wegen
der bereits festgelegten Abschlußprüfungen nicht möglich,
Sind Fahrradscheinwerfer
die Automobil-Ausstellung in Berlin zu besichtigen. Einige
Schüler, die nach Beendigung ihrer Lehrzeit keine Gesellen-
prüfung abgelegt hatten, holten diese während des Schulbesuches
nach. Vier Besucher machten im Anschluß an die Abschlußprü-
fung ihre Meisterprüfung, davon bestanden einer „mit Aus-
zeichnung‘ und drei mit „Gut“.
Das Zeugnis über den erfolgreichen Besuch des Lehrganges
konnte allen Teilnehmern zuerkannt werden; vier Schüler er-
hielten im Zeugnis den Vermerk „Gut bestanden“, einer bestand
mit „Sehr gut‘‘. Besonders erfreulich ist die Tatsache, daß fast
alle Absolventen sofort wieder in ihrem praktischen Beruf Be-
schäftigung fanden. j
Für das Winterhalbjahr 1934/35 wird die Deutsche Kraftfahr-
zeug-Mechaniker-Schule Altona bei genügender Teilnehmerzahl
ihr siebentes Semester durchführen. Programme können kostenlos
von der Geschäftsstelle Altona, Goetheallee 3, angefordert werden.
mit Dynamobeleuchtung zulässig?
Der Verband deutscher Fahrradlaternen-Fabrikanten e. V.,
Berlin W 9, übersandte uns die nachstehende Notiz mit der Bitte
um Veröffentlichung:
„Das Vorgehen einzelner Polizei-Verwaltungen hat zu einer
gewissen Verwirrung Anlaß gegeben, weil in einigen Fällen
elektrische Dynamobeleuchtungen beschlagnahmt worden sind,
die den Strom nur von einer Dynamomaschine erhalten, somit
also nicht aufleuchten, wenn das Fahrrad zum Stillstand gebracht
wird. Ausdrücklich sei daher nochmals darauf hingewiesen, daß
der Herr Reichsverkehrsminister in einem Erlaß vom 10. 2, 34
an die Länderregierungen sich gegen diese Maßnahmen gewandt
hat, Er hat dabei ausgeführt, daß auch in Zukunft Fahrradschein-
werfer mit Dynamobeleuchtung ohne weiteres zulässig sein
werden, so daß derartige Eingriffe keinesfalls berechtigt sind.
Ein Grund zur Beunruhigung ist hierdurch nicht gegeben. Firmen,
die in dieser Beziehung etwa noch Schwierigkeiten haben sollten,
verweisen zweckmäßig die in Betracht kommenden Behörde auf
‘den Erlaß des Herrn Reichsverkehrsministers vom 10, 2. 34 an
die Länderregierungen.“
RADMARKT UND REICHSMECHANIKER
Nr. 2238, Seite 15
Nr. Landesverband Geschäftsstelle Nr. Landesverband Geschäftsstelle |
1 Ostpreußen Braunsberg i. Ostpr., Markt 4 8 Rheinland Bonn a. Rhein, Stiftsplatz 5.
2 Schlesien Breslau 2, Claaßenstr. 3 9 Hessen Bad Homburg v. d. Höhe
3 Brandenburg Berlin W 8, Wilhelmstr. 46 10 Mitteldeutschland
4 Pommern Stettin, Falkenwalder Str. 199 a) Magdeburg Magdeburg, Katharinen-
5 Nordmark Rostock, Koßfelder Str. 17 straße 2—3
6 Niedersachsen Bremen, Birkenstr. 11 b) Thüringen Apolda i. Th., Fleischergasse 12
7 Westfalen 11 Sachsen Dresden-A., Struvestr. 8
a) Westfalen Ibbenbüren i. Westf. 12 Bayern Nürnberg-A., Maxtormauer 50
b) Industrie Dortmund, Hansastr. 101-103 | 13 Süd-Westdeutschland | Stuttgart-O., Urbanstr. 36 I.
ve FEEREERRITE
Ausstellung: „Deutsches
Der Reichshandwerksführer hat an die Obermeister aller deut-
schen Innungen folgendes Schreiben gerichtet:
„Vom 21. April bis 3. Juni ds. Js. findet in Berlin die Ausstellung
„Deutsches Volk — Deutsche Arbeit“
statt, in deren Rahmen das deutsche Handwerk durch eine große
Schau handwerklicher Wertarbeit in der „Halle des Handwerks“
einen umfassenden Ueberblick für seine Bedeutung im neuen
Staat geben will.
Ich erwarte von Ihnen, daß Sie bei der nächsten sich bietenden
Gelegenheit auf diese Handwerkerschau hinweisen. Ein ein-
maliger Hinweis genügt nicht, es müssen innerhalb Ihrer Innung
Propagandazellen gebildet werden, die jede nur denkbare Ge-
legenheit benutzen, für die Schau des deutschen Handwerks zu
werben. Ebenso sind die Gesellen und Lehrlinge auf diese große
Schau des Handwerks hinzuweisen, auf der sie die Meisterwerke
ihres Handwerks sehen und vielfach Anregungen für ihre Weiter-
bildung erhalten.
Ich würde es sehr begrüßen, wenn — gerade im Hinblick auf .
die bevorstehenden Gesellenprüfungen — Prämien ausgesetzt
werden, die die besten Leistungen mit einer Freifahrt zum Besuch
der „Halle des Handwerks‘ mit dem betreffenden Sonderzug
belohnen.
Zur Unterstützung Ihrer Werbeaktion erhalten Sie das heutige
Merkblatt, welches für weitere Werbezwecke in beschränkter
Zahl bei dem Reichsstand des deutschen Handwerks, Ausstel-
lungsleitung, angefordert werden kann. Ich verweise ferner aus-
drücklich auf die am Schlusse des Merkblattes enthaltenen Nach-
richten über den gemeinschaftlichen Besuch der Ausstellung
durch die Innungen:
Ich erwarte die strengste Disziplin und Pflichterfüllung aller
derer, die Sie zur Werbung heranziehen, damit das deutsche
Handwerk erneut den Beweis erbringt, daß es sich seiner Auf-
gabe im nationalsozialistischen Staat bewußt ist, in treuer Ge-
folgschaft gegenüber unserem Führer Adolf Hitler!
Treue dem Handwerk!
HeilHitler!
W. G. Schmidt
Reichshandwerksführer.
Der RDM wird sich an der Ausstellung in hervorragendem
Maße beteiligen. Näheres über den Ausbau des RDM-
Standes wird in der nächsten Ausgabe der Verbandszeit-
schrift veröffentlicht.
Volk — Deutsche Arbeit“
Sonderzug zur Ausstellung „Deutsches Volk — Deutsche
Arbeit“ i
Der Reichsstand des deutschen Handwerks teilt mit, daß die
Sonderzüge bei genügender Beteiligung durchweg mit einer
Fahrpreis-Ermäßigung von 60%, gefahren werden, wonach der
ungefähre Fahrpreis zu errechnen ist. Eintritt in die Ausstellung,
Handwerkeralbum und Abzeichen kosten zusammen RM. 1.50.
Für die übrigen Veranstaltungen, Uebernachtung usw. können
nach Belieben preiswerte Zusatzkarten gelöst werden. Es wird
auch versucht werden, für die weniger bemittelten Teilnehmer
Frei-Quartiere zu beschaffen.
Termine und weitere Einzelheiten werden sobald wie möglich
bekanntgegeben.
Wir bitten schon jetzt durch die Innungen unverbindliche
Voranmeldungen für die Teilnahme an den Sonderzügen
zu sammeln und uns das Ergebnis — nach Städten geord-
net — über die Handwerkskammern mitzuteilen.
Ausstellungs-Tombola
Der Reichsstand des deutschen Handwerks teilt mit:
„Im Rahmen der Ausstellung „Deutsches Volk — Deutsche
Arbeit‘ wollen wir eine Tombola einrichten, um aus den Erträg-
nissen die ziemlich hohen Kosten dieser Ausstellung zum Teil
wieder zu decken. Wir bitten Sie nun, an alle Ihnen angeschlosse-
nen Mitglieder in einem Rundschreiben darauf hinzuweisen, daß
wir es sehr freudig und dankbar begrüßen würden, wenn man
uns Tombolagewinne zur Verfügung stellen würde, jedoch müssen
an diese ganz besonders strenge Maßstäbe gelegt werden. Es
muß sich bei diesen Spenden um eindeutige klar handwerkliche
Arbeit handeln, die künstlerisches Niveau haben, mag es sich
nun um eine Aschenschale oder um einen größeren Gegenstand,
Leuchter usw. handeln. Billige Fabrikerzeugnisse, Bodenkram
und nicht verwertbarer Hausrat sind nicht erwünscht. Ebenso
würden wir bitten, von der Uebermittlung von Büchern abzu-
sehen. Vielleicht sammeln Sie die Gegenstände und lassen uns
diese dann in einer Sammelsendung nach Abruf zugehen.
Heil Hitler!
Reichsstand des deutschen Handwerks
gez. Schmidt gez. Dr. Schild
Reichshandwerksführer Generalsekretär.“
Wir bitten, evtl. Stiftungen für die Tom-
bolaallerschnellstens der Hauptgeschäfts-
stelle einzusenden,
RDM.
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Seite 16, Nr. 2238
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Nr. 2238, Seite 17
Fahrräder auf Ehestandsbedarfsdeckungsscheine
Wir verweisen auf unsere Veröffentlichung in Nr. 2236,
Seite 33. Aus verschiedenen Beschwerden geht hervor, daß
einzelne Finanzämter den Erlaß des Reichsministers der
Finanzen vom 13. März 1934 nicht kennen. Sollte den Kolle-
gen bei ihren Anträgen irgendwelche Schwierigkeiten
bereitet werden, so verweise man die Behörde auf folgendes
Schreiben des Reichswirtschaftsministers der Finanzen:
Berlin W 8, den 13. 3. 1934
Wilhelmsplatz 1/2
Der Reichsminister
der Finanzen
An den
Verein Deutscher Fahrradindustrieller e. V.,
Berlin W9.
Nähmaschinen-Industrie
Betrifft: Ehestandsdarlehen,
Auf die Eingaben vom 17. Februar 1934
18 854/34 und 10. März 1934 28 914/34.
Ich erkläre mich damit einverstanden, daß die Be-
darfsdeckungsscheine der Ehestandsdarlehen zum
Erwerb von Fahrrädern (nicht Krafträdern) verwendet
werden. -
Die Gemeindebehörden werden angewiesen werden,
künftig auch Fahrradgeschäfte als Verkaufsstellen
zuzulassen.
Im Auftrage
gez. Blume.
Beglaubigt:
gez. Unterschrift
Ministerialkanzleiobersekretär.
und Nähmaschinen -RDM-Fachhandel
Nach sehr scharfen schriftlichen Auseinandersetzungen wurde
Verbandsvorsitzer Kollege Puschke vom Verein Deutscher Näh-
maschinen-Fabrikanten zur Teilnahme an einer Aussprache
gelegentlich der Generalversammlung des genannten Verbandes
am Donnerstag, 22. 3. 1934, nachmittags 6 Uhr, nach Nürnberg,
Grand-Hotel, eingeladen.
Ueber den Verlauf der Aussprache, an der auch Vertreter des
Hamburger Nähmaschinenhändler-Verbandes teilnahmen, be-
richtet folgender Auszug aus einem von Syndikus Bergmann vom
Landesverband Bayern aufgenommenen Stenogramm:
Etwa um 7 Uhr abends wurden Koll. Puschke und Syndikus Berg-
mann zur Verhandlung zugelassen.
Es war überraschend festzustellen, daß die Vertreter des Ham-
burger Nähmaschinenhändler-Verbandes an der Versammlung
bereits teilnahmen.
Anwesend waren etwa 15 Herren der deutschen Nähmaschinen-
Industrie außer den Vertretern des Hamburger Verbandes und
des RDM.
Die Verhandlungen erstreckten sich auf:
1. Abzahlungsgeschäfte — Festsetzung auf Mindestdauer.
2. Unbedingte Durchführung des Revers-Systems;
3. Beseitigung der Filialen;
4. Brutto-Preise (Lückenloses Reverssystem).
Koll. Puschke verlangte mit allem Nachdruck, daß bei Abzah-
lungsgeschäften, die Mindestdauer auf ein entsprechendes Maß
herabzusetzen sei und daß die Durchführung des Reverssystems
unbedingt beschlossen werden müsse. Herr Modersohn jr. unter-
stützte das Verlangen des Koll. Puschke, während sich alle son-
stigen Redner mehr oder minder dagegen aussprachen. Koll.
Puschke erklärte, wenn das Reverssystem jetzt nicht Platz greife,
dann käme es mit dem Nähmaschinenhandel genau so weit,
wie es mit dem Fahrradhandel schon gekommen sei. Heute sei
man nicht zusammengekommen, um sich lediglich schöne Worte
zu sagen, sondern er habe die Belange seiner Verbandsmitglieder
zu vertreten und in deren Auftrag zu handeln. Verwerflich sei
es, daß durch die Industrie Möbel- und Schuhhändler usw. mit
Nähmaschinen beliefert werden. Mit den Preisunterbietungen
im Nähmaschinenhandel müsse Schluß gemacht werden und
dieses könne nur durch Einführung des Reverssystems erreicht
werden. Was in Auto- und Reifenhandel möglich gewesen sei,
würde auch im Nähmaschinenhandel möglich sein, wenn hierzu
seitens der Fabriken nicht der gute Wille fehle. Der Kampf müsse
daher mit allen Mitteln gegen alle ‚diejenigen Fabrikanten ein-
setzen, welche sich einer Gesundung des Nähmaschinenhandels
entgegensetzen. Der RDM sei bereit, gemein-
schaftlich mitzuarbeiten, sofern seine Mit-
glieder gegenüber den Mitgliedern des
Nähmaschinen - Händler - Verbandes als
gleichberechtigt behandelt werden. Die Näh-
maschinen seien im Preise viel zu hoch, was auch zum Teil auf
die Agenten-Provisionen und das Filialsystem zurückzuführen
sei.
Hierauf fielen kurze Bemerkungen des Koll. Puschke wegen
evtl. gesonderter Fabrikation von Schreibmaschinen und Näh-
maschinen für Mitglieder des RDM, wenn derselbe kein Gehör
findet. e
Dir. Gebhard (Haid & Neu) erwiderte, ihm sei bekannt, daß
gerade die Händler des RDM diejenigen seien, welche die Preise
nicht halten.
Koll. Puschke wies diesen Vorwurf zurück mit dem Bemerken,
daß hierfür Beweise erbracht werden müßten.
Ein Versammlungsteilnehmer (vermutlich Mitglied des Händler-
Verbandes) stellte die Anfrage, ob sich die übrigen Herren schon
einmal überlegt haben, was dann eigentlich sei, wenn Singer-
Filialen aufgelöst werden und die dort noch vorhandenen Singer-
fabrikate alsdann von den ortsansässigen Nähmaschinenhänd-
lern übernommen und weitergeführt werden. Koll. Puschke
stellte hierauf die Frage, ob der Vorredner wohl damit sagen
wolle, daß solche Händler, welche Singer-Fabrikate aufnehmen,
dann nur Mitglieder des RDM seien? Gleichzeitig fügte er hinzu,
man spreche immer von Nähmaschinenhändlern im RDM, welche
vielleicht nur im Winter einige Maschinen verkaufen und im
Sommer Fahrräder, solche Personen könne man aber/nicht als
Händler bezeichnen. Nicht aber könne er zugeben,
daß Mitglieder des Reichsverbandes des
Mechanikergewerbes nicht als vollwertige
Nähmaschinenhändler anerkannt werden,
denner persönlich seistolzdarauf, Mecha-
niker und daneben auch Kaufmann zu sein
Der Vorredner blieb dem Koll. Puschke die Antwort schuldig.
An Koll. Puschke stellte man die Anfrage, welche Bruttopreise
er jetzt für angebracht halte. Die Antwort von Koll. Puschke
lautet etwa wie folgt:
Wenn die hohe Agenten-Provision fortfällt, könne man im Zuge
der Volksgemeinschaft die Konsumentenpreise herabsetzen.
Ein Händlerverdienst von 33 ‚,% vom Bruttopreis sei unbedingt
angemessen, da berücksichtigt werden müsse, daß der Mecha-
niker auch die Garantie-Arbeiten überwachen müsse.
Auch dem Ansinnen einiger Fabrikanten,
dem Kleinhändler auf dem Lande zu ge-
statten, die Nähmaschinen billiger zu ver-
kaufen als in der Stadt, trat Koll. Puschke
energisch entgegen.
Koll. Puschke forderte weiter, daß künftig der Nähmaschinen-
- händlerverband zur Herausgabe seiner Zeitung nicht mehr durch
die Nähmaschinen-Industrie unterstützt werde, nachdem dadurch
eine Preiserhöhung für Nähmaschinen im allgemeinen eintrete,
was sich auch für die Mitglieder des RDM auswirke.
Herr Lüth vom Nähmaschinenhändler-Verband äußerte, die
Einrichtungen, z. B. auch die Literar. Büros, an welchen sich
auch die Nähmaschinen-Industrie beteilige, welche der - Näh-
maschinen-Händlerverband geschaffen habe, stehen auch den
Mitgliedern des RDM zur Verfügung.
So habe beispielsweise der Nähmaschinenhändler-Verband
schon sehr vielen Nähmaschinenhändlern, gleichviel ob diese
dem Nähmaschinenhändler-Verband oder dem RDM als Mit-
glieder angehören, Rat erteilt.
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Verbandsmitglieder ee een
und stellte die Forderung, daß eine Mir
glieder vom Nähmaschinenfach nicht ar
Aue a lie Ar zweiter Klasse behandelt wer-
en.
Man versuchte, den Vorwurf des Koll. P: ä
} e - Puschke zu entkräften,
I ne auf Grund der früheren an.
N n heutigen A: i i
dieses feststellen zu missen re ke en
en wurde von der Industrie zugesagt, di ü
e ‚ die Wü
itestgehend zu berücksichtigen, 3 VE
Wir sind gespannt!
Die Hauptgeschäftsstelle.
‚ ersten Erfolg — wie wir ihn uns d — zei
folgender Brief: s denken konnten — zeigt
Ver deutscher Nähmaschinen-Fabrikanten
Berlin W 9, den 26. März 1934
An
den Reichsverband des Mechanikergewerbes e. V.
Charlottenburg, Hardenbergstr. 13
Verband deutscher Nähmaschinenhändler,
Hamburg 36, Neuer Wall 41
Ed
Bezugnahme auf die mit Ihren Herren in Nürnberg ge-
nen Verhandlungen benachrichtigen wir Sie in Ausführung
schlüsse unserer Mitgliederversammlung ergebenst dahin,
‚on unserem Verein die Einführung von
toverkaufspreisen grundsätzlich für
’endig erachtet wird. Die meisten unserer Mit-
geben bereits Bruttopreislisten heraus, die den Händlern
rfügung gestellt werden und daher den ersten Schritt zur
neinen Einführung von Bruttoverkaufspreisen bedeuten.
Dd
vaau
ana >
1 Ihnen darüber hinaus gewünschte allgemein verbindliche
"ung von Bruttoverkaufspreisen unter gleichzeitiger
licher Sicherung erschien indessen den Mitgliedern aus
its in Gegenwart Ihrer Herren vorgetragenen Gründen
durchführbar. Es wurde vielmehr für richtig erachtet,
isse Uebergangszeit abzuwarten, um Unzuträglichkeiten
meiden. Wir sind überzeugt, daß Sie den von uns vorge-
en Ausführungen vollstes Verständnis entgegenbringen
:mpfehlen uns
sone3aA;moQ
mit deutschem Gruß
und Heil Hitler
Verein deutscher Nähmaschinen-Fabrikanten
Der Geschäftsführer:
gez. Dr. Timpe
Wi: werden jetzt allein weiterkämpfen.
sin selbständiges Vorgehen ein-
zeiner Partei- und Dienststellen in
irtschafts- und finanzpolitischen
Fragen
Der Reichsstand des Deutschen Handwerks, Berlin NW 7, teilt
mit:
„Der Führer hatte kürzlich die Reichsstatthalter zu sich berufen.
In der Sitzung tra der Führer den Reichsstatthaltern auf, dafür
zu sorgen, daß ein selbständiges Vorgehen einzelner By
Dienststellen in wirtschafts- und finanzpolitischen Dingen ü er
all unterbunden wird, da für die Wirtschafts- und Finanzpoli-
tiker einzig und allein der Reichswirtschaftsminister u Ei
Reichsfinanzminister und für die Geld- und u ar
Reichsbankpräsident zuständig seien. Ehe lokale ö er | Beten
stellen oder Dienststellen in der Partei und den ren
sationen wirtschaftliche oder finanzielle Anordnungen tre Pr
müsse in jedem Falle eine vorherige Klärung mit der zentralen
Reichsbehörde stattgefunden re ;
i i bschiedete in sei >
a Verkehr mit industriellen Rohstoffen
i der Industrie
und Halbfabrikaten, durch das die Versorgung Er EN
mit den lebenswichtigen Rohstoffen I enird Zu diesem Zweck
lichst günstigen Verteilung sichergeste
ner Sitzung vom 22-
Nr. 2238, Seite 19
werden Ueberwachungsstellen für bestimmte Warenarten er-
richtet.
Mit Rücksicht auf die Bedeutung der beiden Fragen für das Hand-
werk machen wir die angeschlossenen Mitgliedskörperschaften
ausdrücklich hierauf aufmerksam.‘ RDM.
Fahrradhändler
können Vereinsvorsitzende sein
Der Verband „Deutscher Radfahrer“ — VDR — teilt mit:
„Es herrscht vielfach die irrige Ansicht, daß Fahrradhändler
nicht Vorsitzende eines Radfahrer-Vereins sein können. Es
besteht seitens des Verbandes lediglich die Bestimmung, daß ein
Fahrradhändler nicht Führer eines Gaues oder Bezirkes sein
darf. Er kann aber dem Stabe eines Gaues odes Bezirks sowie
den Führerringen der Bezirke angehören; und ebenso gut kann
ein Fahrradhändler Vorsitzender oder Vorstandsmitglied eines
Vereins sein.“ ;
RDM.
Strafen für Verstöße gegen
den Kraftwagenluftreifen - Vertrag
Das Schiedsgericht der Reifenwirtschaft hat in seiner letzten
Sitzung die Firma Holert, Hamburg, wegen Verstoßes gegen die
Bestimmungen des Kraftwagenluftreifenvertrages zu einer
Strafe von RM. 200.— und der Tragung der Kosten verurteilt.
Persönliches
Am 28. Märzfeierte unser KollegeGeorg Stiller,Speyer
a. Rhein sein 30 jähriges Geschäftsjubiläum. Seit dem Jahre
1896 war er bereits in den noch heute weltbekannten Werken
von Schubert & Salzer Akt.-Ges., Chemnitz in deren Fahrrad-
abteilung tätig und übersiedelte 1901 nach Speyer, war hier alsGe-
schäftsführer bis 1904 im Fabriklager der Salzer-Fahrradwerke
beschäftigt und gründete dann sein eigenes Geschäft. Durch
gute Branchekenntnisse hat er die Entwicklung und Blütezeit
des Fahrradhandels für sein Geschäft sich zunutze gemacht.
Rastlose Arbeit, unermüdlicher Fleiß und Lieferung von Quali-
tätswaren sicherten ihm in den langen Jahren einen großen
Kundenstamm. Kollege Stiller gehört dem RDM seit Gründung
des Gaues Pfalz an und betraute längere Jahre für den Gau den
Kassiererposten.
Landesverbands-Nachrichten
Landesverband Schlesien
Quartal-Versammlung der Innung Liegnitz
Koll. Obermeister Knoll eröffnete die Sitzung um
11 Uhr 'und begrüßte die anwesenden Kollegen, insbesondere
Herrn Gewerbe-Oberlehrer Goos, den Pressevertreter, die Ge-
sellenschaft und die Eltern von den freiwerdenden Lehrlingen.
1.Lossprechung der Ostern freiwerdenden
Lehrlinge und Aufnahme in die Gesellen-
schaft.
Nach einem Musikstück richtete der Obermeister folgende
Worte an die vor ihm angetretenen Lehrlinge:
In einem autoritären Staat mit einer autoritären Regierung, in
dem ein Führer wie Adolf Hitler ein gigantisches Werk voll-
bringt und tatkräftig dabei ist, auch den letzten Volksgenossen
zu produktiver Arbeit zu erziehen, fällt ein sehr wichtiger Le-
bensabschnitt für euch. Von der Geburt bis zum Tage, da ihr
euch zu einem vollwertigen Glied der menschlichen Gesellschaft
entwickelt haben sollt, sorgte das erwachsene Geschlecht,
eure Eltern, Lehrer und Meister für euch. Nun sollt ihr fest auf
euren Füßen stehen und dem Leben mit harten Augen ins Gesicht
sehen können; denn draußen geht es strenger zu. Das Leben
wird oftmals ein strengerer Meister sein als eure bisherigen
Lehrmeister es waren. Ihr habt in der am 20. März stattgefun-
denen Prüfung gezeigt, daß ihr die notwendigen Voraussetzungen
unseres Faches beherrscht, aber auch gemerkt, daß dies nur
ein Bruchteil von dem ist, was man von euch fordern wird, wenn
Seite 20, Nr. 2238
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ihr vorwärts kommen wollt. Es ist daher eure Pflicht, weiter zu
lernen und weiter zu arbeiten an euch. Aber auch sonst seid hart
gegen euch selbst, hütet euch vor schlechter Gesellschaft, denn
ein altes Sprichwort sagt: Sage mir, mit wem du umgehst und
ich sage dir, wer du bist! So wie der Mechaniker alle Fertig-
keiten der verwandten Berufe beherrschen muß, so soll er auch
in bezug auf Moral und gutes Benehmen überall vorbildlich sein.
Macht euch die Tugenden des Nationalsozialismus zum Grund-
satz, der Ehre und Treue von jedem deutschen Volksgenossen
verlangt. Strebt immer zum Ganzen und könnt ihr das Ganze
selbst nicht erringen, als dienendes Glied schließt euch an ein
Ganzes an!
Nach altem Handwerksbrauch sprach der Obermeister alle 23
Prüflinge frei und erklärte sie zu rechtmäßigen Mechanikern.
Durch Handschlag versicherten nach Empfang der Lehrbriefe
die jungen Gesellen dem Obermeister und dem Altgesellen,
immer treu zum Handwerk zu halten und sich der hohen Auf-
gabe eingedenkfzu sein, Angehörige des deutschen Handwerk-
standes genannt zu werden. Nach einem weiteren Musikstück
und forschem Vortragen von zwei Gelöbnis-Gedichten wurde
die feierliche Lossprechung mit dem Deutschlandlied und dem
Horst-Wessel-Lied beendet.
2. Vortrag des Fach-Ing. Wilcke-Waldenburg
über die Frage: Wie fahre ich wirtschaftlich bei Vermeidung
von Motorstörungen. Dieser außerordentlich interessante Vor-
trag wurde von den Innungskollegen mit großem Beifall aufge-
nommen und dankte der Obermeister im Namen der Innung.
3. Verlesen der letzten Niederschrift. Dieselbe wurde vom
1. Schriftführer Koll. Pälchen verlesen und von der Versammlung
in Wort und Inhalt einstimmig von der Versammlung genehmigt.
4. Wichtige Ein- und Ausgänge. Koll. Obermeister Knoll gab den
Schriftverkehr bekannt von denen waren die wichtigsten:
1. den Schriftverkehr mit der Handels-, Handwerkskammer,
NSHago; (betr. der Schleuderpreise Hübel, Lotze, Hellwig und
Lübeck, sämtlich in Liegnitz); 2. das Verbot des Volontärwesens;
3. die Beteiligung zum Berufswettkampf; 4. Bekanntgabe des
RDM. (betr. Zeitungsgeld wird von der Post eingezogen); 5. ver-
las der Obermeister einen Artikel aus der Tageszeitung, (betr.
Nr. 2238, Seite 21
Bestrafung eines Lieferanten wegen Preisschleuderei); 6. das
Schreiben (betr. bei Neueinstellungen vor allen Dingen alte
Kämpfer der Partei zu berücksichtigen); 7. das Schreiben von
der Handwerkskammer (betr. Aufstellung einer Statistik über
Neueinstellungen vom 1. 10. 33—31. 3. 34); 8. Bekanntgabe,
daß die Innungsbücher und Akten der Aufsichtsbehörde zur
Kontrolle vorgelegen haben; 9. verlas der Obermeister noch-
mals das von der Innung herausgegebene und von der Hand-
werkskammer mit unterzeichnete Merkblatt und ermahnte
die Kollegen zur strengen Innehaltung der 8 Punkte, ferner gab
der Obermeister bekannt, daß am 1. 4. 34 der Händlervertrag
in Kraft tritt.
5. Anträge sind nicht eingegangen.
6. Innungsangelegenheiten. Zu diesem Punkt gab der Obermei-
ster bekannt, daß am 30. März 1934 die Lehrlingsausstellung
stattfindet und wurden dafür die Kollegen Sosinski und Nitz
zur Betreuung bestellt.
7. Vortrag des Kreisbeauftragten H. Gerlich-Liegnitz über:
„Der Deutsche Radfahrer-Verband“. Unter anderem forderte
der Redner die Kollegen auf, doch für den Verband zu werben.
Koll. Obermeister Knoll dankte dem Vortragenden für seine
Ausführungen.
8. Einziehen der Beiträge. Diese Arbeit wurde von unserem
Koll., Kassierer Geisler, bewältigt.
9. Fachgruppenangelegenheiten. Anschließend an die Ver-
sammlung fand eine Auto-Fachgruppensitzung statt. Dieselbe
wurde vom Koll. R. Seibt geleitet. Die Sitzung ergab, daß sich
doch die Kollegen durch gegenseitige Aussprache näher ge-
kommen sind.
Da nichts mehr vorlag, schloß der Obermeister die Sitzung um
131, Uhr und forderte die Kollegen auf, auch unseres großen
Führers zu gedenken und mit ihm in ein dreifaches „Sieg Heil“
einzustimmen.
Anwesend waren It. Anwesenheitsliste 175 Kollegen.
Knoll M. Pälchen
Obermeister 1. Schriftführer.
Reichsmechanikertag 1934 Nürnberg
Vom 5. bis 9. Juli 1934 findet in Nürnbergs Mauern die Reichs-
mechaniker-Tagung statt. Nürnberg, die Stadt der Kongresse
und Tagungen, ist bekannt dafür, seine Gäste auf das herzlichste
zu bewillkommnen und auf das beste aufzunehmen.
Nürnberg bietet — wie selten eine Stadt — nach Schluß der
Tagung Gelegenheit zu Ausflügen in die landschaftlich herrliche
und an Kulturdenkmälern sehr reiche Umgebung.
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Landesverband Brandenburg
Sitzung der Landesfachschaft Brandenburg Büro-
maschinen im RDM.
Einführung der „DM“-Schreibmaschinen
Im Anschluß an die Versammlung der Mechaniker-Zwangs-
innung, Fachgruppe Büromaschinen, fand die Versammlung der
Landesfachschaft Büromaschinen statt und waren mit aus-
wärtigen Kollegen und Gästen 330 Büromaschinen-Mechaniker
und -Händler anwesend. Es war somit die größte Versammlung,
die in unserem Landesverbandsgebiet stattfand und war die
Stimmung in dieser von vornherein eine sehr interessierte.
Zuerst ergriff Kollege Obermeister Janicke das Wort und
führte folgendes aus:
Das Mechaniker-Handwerk könne ohne Handel nicht existieren.
Der von einigen Fabriken und Generalvertretern geplante
Kartellvertrag ist eine Existenzbedrohung der kleinen Händler
und alles andere als eine Tat nationalsozialistischer Gesinnung.
Der Nationalsozialismus wolle durch Gründung vieler kleiner,
selbständiger Existenzen einen gesunden Mittelstand schaffen,
wogegen die Industrie durch den Kartellvertrag das Gegenteil
erreichen würde. Wir machen da nicht mit und haben zur Selbst-
hilfe gegriffen, indem wir mit einer führenden Schreibmaschinen-
fabrik, der Europa A.-G. einen Vertrag auf Lieferung der dem
B.D.M. geschützten DM-Schreibmaschinen geschlossen haben.
Kollege Drescher gibt sodann die Gründe bekannt, die den
RDM, Fachgruppe Büromaschinen, zwangen, zur Selbsthilfe
zu schreiten und eine eigene Schreibmaschine, die nur durch
RDM-Mitglieder vertrieben wird, herauszubringen. Trotz
Warnung verschiedener Mitglieder habe man im vorigen Jahre
mit dem RDM eine Zusammenarbeit angestrebt, die auch
anfangs, als es sich um Reparaturfragen usw. handelte, ersprieß-
lich war. Jedoch später, bei Erörterung der Verkaufsfragen,
glaubte der R.D.B. sich nur für allein zuständig, obwohl ihm
bekannt sein dürfte, daß die RDM - Händler einen wesentlichen
Anteil am Maschinen-Verkaufsgeschäft haben. So wurde der
Kartellvertrag, der nur auf den Vorteil der Industrie und der
Generalvertreter bedacht ist, ohne Mitwirkung des RDM
geschaffen. Wir werden diesen Kartellvertrag, der eine Bedro-
hung unserer Existenz ist, bekämpfen, wo wir nur können. Ent-
sprechende Maßnahmen wurden getroffen und als weitere die
Schaffung einer eigenen Maschinen-Marke, die uns von der
Gnade oder Ungnade der Fabriken und Generalvertreter unab-
hängig macht. Die Rabattsätze der DM-Maschinen sind sowohl
für den kleinen als auch für den großen Abnehmer die gleichen
und betragen n!%, netto 60 Tage oder vier Wochen mit 3%
oder 14 Tage mit 4%, Kassa-Skonto. Wir mußten eine eigene
Maschine schaffen, um endlich auch einmal in den Nutzen unserer
Arbeit zu kommen. Die Rolle des Bedarfserweckers für die
Industrie und Generalvertreter ehrt uns sehr, macht uns aber
nicht satt. Vor Abschluß des Vertrages mit der Europa A.-G.
haben wir auch mit anderen Fabriken verhandelt, sind aber zu
der Ueberzeugung gekommen, daß die Europa A,-G. unseren
Wünschen und Interessen am nächsten steht. Die früheren Ver-
kaufsmethoden der gesamten Branche, nicht allein der Europa
A.-G., können jetzt nicht mehr Platz greifen, da das Rabatt-
gesetz einen sicheren Schutz bietet.
Das neue Modell 8 der DM-Maschine ist ganz hervorragend und
weist vorzügliche Verkaufsmomente auf. In nächster Zeit werden
auch Verkaufsschulungsabende eingerichtet, um dem kleinen
Händler und Mechaniker die nötige Verkaufsgrundlage zu geben.
Das Handwerk ist ohne Handel nicht denkbar. Wir übergeben
deshalb hiermit unseren Kollegen die DM-Schreibmaschine.
„DM“ die Maschine des deutschen Mechanikers
Kollege Weinitschke als Landesleiter im R.D.B.stellt sich natürlich
gegen die getroffenen Maßnahmen, erkennt aber an, daß der
RDM sehr gewachsen ist und jetzt eine Macht darstellt. Die
Verhandlungen über den Kartellvertrag seien aber schon früher
begonnen worden, wo dies noch nicht der Fall war. Der R.D.B.
Nr. 2238, Seite 23
sehe sich allein berufen, derartige Verträge aufzubauen und
mache einen Unterschied zwischen R.D.B.-Leuten, die Handel
und Werkstatt und RDM - Leuten, die eine Werkstatt und ledig-
lich zusätzlich Handel betreiben, woraus sich die alleinige Zu-
ständigkeit des R.D.B. für Handelsfragen ergebe! Man solle nicht
Fronten aufreißen, sondern zusammenarbeiten und aufs engste
zusammenhalten.
Kollege Drescher dankt für die Ausführungen und Feststellungen
des Kollegen Weinitschke. Eine Zusammenarbeit mit dem
R.D.B. wurde versucht, jedoch sei ja dem Kollegen Weinitschke
am besten bekannt, durch wessen Methoden im R.D.B. eine
ehrliche Zusammenarbeit nicht möglich sei. Aus Not-
wehr heraus mußten wir daher Schritte ergreifen, die dem
R.D.B. nicht genehm sein dürften. Kollege Drescher kam dann
auf den Artikel „Bruderkampf‘ in der Verbandszeitschrift des
R.D.B. zu sprechen, worin u. a. gesagt wird, daß die von uns
aufgestellten Behauptungen der Mitgliederwerbung nicht zu-
treffen sollten. Kollege Drescher verlas hierauf eine eidesstatt-
liche Versicherung folgenden Wortlauts, die der Behauptung
des R.D.B. entgegensteht:
„Hiermit gebe ich die eidesstattliche Erklärung, daß der
Geschäftsführer des R.D.B., Herr Romahn, bei seiner Werbung
von Mitgliedern unzweideutig erklärt hat, daß derjenige,
welcher nicht Mitglied des R.D.B. ist bzw. wird, in Zukunft
weder mit Maschinen noch mit Ersatzteilen beliefert wird.
Rostock, den 8. Februar 1934.
5 gez. Unterschrift.‘
Die Ausführungen des Kollegen Drescher wurden oft von Beifall
unterbrochen. Aus der Versammlung heraus, die einen sehr
lebhaften Verlauf nahm, wird dem Kollegen Weinitschke ent-
gegnet, daß der R.D.B. sein wahres Gesicht zeige und den kleinen
Händlern und Mechanikern lediglich die Rolle des Maschinen-
putzens überlassen wolle, während dieser die Geschäfte mache.
Von anderer Seite wurde laut, daß uns jedes Mittel zur Erhaltung
unserer Existenz recht sein müsse. Die Einführung der DM-
Maschine sei eine Kampfmaßnahme und zum Schutze der kleinen
Händler geschehen. Kollege Drescher kam auf die Richtpreise
für Büromaschinen-Reparaturen und Reinigung zu sprechen und
führte aus, daß die Richtpreise, die Mitte vorigen Jahres von der
Mechaniker-Zwangsinnung herausgegeben wurden, aufgehoben
sind, und jetzt die Richtpreise des Landesverbandes gelten,
welche in der Märznummer des „Deutschen Mechanikers‘“
bekanntgegeben wurden. Da in dieser Bekanntgabe gröbliche
Fehler unterlaufen waren, werden die Richtpreise in der April-
nummer nochmals berichtigt bekanntgegeben. Die aus der Ver-
sammlung gemachten Vorschläge zur Bildung einer Einkaufs-
vereinigung werden einer genauesten Prüfung unterworfen
werden. Die rege Anteilnahme aller Beteiligten ließ einen vollen
Erfolg erkennen. Jeder konnte die Gewißheit mit nach Hause
nehmen, daß für das Wohl der gesamten Mitglieder gearbeitet
werde und diese Arbeit auch schließlich den vollen Erfolg bringen
muß.
Ein dreifaches Heil auf den Führer schloß die Sitzung.
A. Kuppler.
Landesverband — Südwestdeutschland
Badischer Fahrrad-, Nähmaschinen- und Kraftfahrzeughändler-
Verband e. V., Gau Süd-Baden im RDM, Freiburg i. Br.
Einladung
zu der am Sonntag, dem 22. April cr. 10%, Uhr vormittags in der
Löwenbräuhalle Freiburg i. Br., Bertholdstraße 44 stattfindenden
außerordentlichen Generalversammlung.
Tagesordnung: Beschluß über Auflösung des Verbandes. Gemäß
$ 9 der Satzungen ist diese 2. Versammlung ohne Rücksicht auf
die Zahl der anwesenden Mitglieder beschlußfähig.
Adolf Ehlert
Gauvorsitzender
Westfälischer Händler- u. Mechanikertag
in Bielefeld am Montag, den 23. April 1934
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Nr. 2238, Seite 25
Stimmen aus dem Leserkreise
(Für Artikel unter dieser Rubrik übernehmen wir nur die preßgesetzliche Verantwortung)
Nochmals Leihgebühren für Stahlflaschen
Es war schon richtig, daß die Kollegen dieses heikle Kapitel an-
schnitten. Ja, es kann gar nicht gründlich genug ventiliert werden,
denn die Mißstände dabei schreien zum Himmel. Wir werden
vielleicht mit Hilfe der nationalen Regierung und durch die große
Menge Mitglieder unseres Verbandes etwas erreichen können:
bis heute war dies dem Einzelverbraucher nicht möglich. Ich
hatte schon vor Jahren einen kleinen Kampf mit dem Sauerstoff-
werk wegen der untragbaren Leihgebühren, die gerade den
kleinsten der Kleinen so schwer belasten. Der Große von uns
hat Abgang für den Sauerstoff, er hat auch keine Leihgebühr, aber
der Kleine, der das Schweißgerät nur selten braucht, es aber
trotzdem nicht entbehren kann, wird von den Gebühren untrag-
bar belastet. Wie oft mögen die einzelnen Flaschen schon aus
der Leihgebühr heraus bezahlt sein? Ist es nicht ein ganz blenden-
des Geschäft, das Flaschenverleihen? Aber ist es nicht auch ein
Mißbrauch des Monopols, daß sich die Sauerstoffirma da einge-
richtet hat? Wo ist die starke Hand, die hier einmal nach dem
Rechten sieht??
Auf eine Bitte, mir doch die Leihgebühren nicht so scharf zu be-
rechnen, da es mir einfach nicht möglich sei, die Flasche in 1 Monat
leer zu machen, und ich nur des Kundendienstes halber Schweiß-
gerät im Betrieb halte, sagt das Lieferwerk mir, daß das nicht
angehe und so weiter, wie bekannt. Die Abwimmelungsbriefe
sind schematisiert und interessieren schon nicht mehr. Aber man
legte mir auch einen Auszug aus der Zeitschrift „Deutsche
Schmiedezeitung‘‘ vom 25. August 1932, Nr. 34, bei, der sehr
interessant ist. Es ist nicht möglich ihn ganz abzudrucken. Eins
interessiert uns gewaltig: die Schmiede finden es ganz in der
Ordnung, daß die Leihgebühr in der bekannten Höhe erhoben
wird. Nur eins ist mir in dem Artikel unklar, was mag man damit
sagen wollen?? Der Wert einer 6 cbm Flasche beträgt zurzeit
rund RM. 60.—, übertrifft den Inhaltswert also um ein Vielfaches.
Zugegeben, daß das so ist, aber wie oft ist diese eine Flasche schon
durch die Leihgebühr bezahlt worden, so daß sie längst abge-
schrieben ist. Oder hält man eine Verzinsung dieser RM. 60.—
mit beispielsweise 365 minus 30 = 335 Tage 4 10 Pfennig = 33,50,
also über 50 %, Zinsen heute noch für zeitgemäß?
Es ist deshalb unbedingt notwendig, daß sich Reichsverband und
alle Landesverbände sofort an die Arbeit machen um diesen
Mißstand zu beseitigen, der gerade den kleinsten unserer Kleinen
ganz enorm belastet, und zwar untragbar belastet zu Gunsten
einer Gesellschaft, die sich ein Monopol schuf, das geradezu ein
Kräutchen ‚„Rühr mich nicht an“ ist.
Einem jeden von uns, der Sauerstoff braucht, lebensnotwendig
braucht im Interesse seiner Kunden, geht es mit diesem Unding,'
wie dem Affen mit der Zwiebel: Er weint dabei, aber frißt sie
es. Jos. Hellebrandt, Geilenkirchen.
Miete für Sauerstofflaschen
Ich nehme Bezug auf den Artikel A. H. Breslau 10 vom 24. ds. Mts.
an möchte zu dem Brief der I. G. Farben einige Erläuterungen
geben.
Die Verkaufsstelle der I. G. Farben in-Bremen bietet „wenig ge-
brauchte neuhergerichtete Sauerstofflaschen‘‘ zum, Preise von
45.— RM. für ca. 6 cbm. Inhalt an. Die neue Flasche kostet
56.— RM. Warum verkaufen die I. G. Farben Flaschen, wenn sie
selbst, wie sie in ihrem Brief schreiben, Mangel an Flaschen leiden,
und daher so eine hohe Miete verlangen müssen? Die Flaschen
werden von dem Vertreter der I. G. Farben, Herrn Walter,
Bremen, unter der Hand angeboten. Ich selbst habe auf Grund
eines solchen Angebotes eine Flasche erworben. Die wenig ge-
brauchte Flasche ist 8 Jahre alt und schon 3mal geprüft. Gleich
nach der Lieferung beanstandete ich das hohe Alter und den zu
hohen Preis für eine solche Flasche. Meine Einsprüche wurden
zurückgewiesen mit dem Bemerken, daß die I. G. Farben unter
„wenig gebrauchte Flaschen“ auch solche rechnen wie die meine.
Als ich für die mir aufgezwungene minderwertige Flasche nicht
den vollen Preis zahlen wollte, sondern anbot, die Flasche gegen
eine neue bei entsprechender Zuzahlung zu vertauschen, ver-
standen es die I. G. Farben, mich durch Versäumnisurteil am Amts-
gericht Frankfurt a. Main zur Zahlung von ca. 60.— RM. zu
zwingen. Ich wollte die Flasche nur kaufen, um die dauernde
Miete zu sparen. Ich finde es unerhört, daß die I. G. Farben ihre
Monopolstellung auch dazu ausnutzt, ihre alten Ladenhüter unter
den Deckmantel „sehr wenig gebraucht‘‘ abzusetzen und dazu
noch zu einem Preise, für den sie selbst bestimmt eine neue
Flasche erhält. Die Äußerung im I. G. Farben-Briefe, daß sie
keine Flasche entbehren könne und deshalb den hohen Mietepreis
verlangen müßte, trifft nach den mir gemachten Angaben nicht
zu, das möchte ich noch einmal betonen, denn mir wurde gesagt,
die Flaschen würden nur verkauft, weil ein Überfluß an Flaschen
vorhanden sei.
Es ist bestimmt nicht im Sinne des heute führenden Gedankens,
wenn eine Firma, wie die reiche I.G. Farben, dem überdies nicht
rosig gebetteten Handwerker durch ihre Vormachtstellung in
jeder Beziehung Preise aufdiktieren darf, und es wäre zu wün-
schen, wenn die zuständigen Organisationen diesem Geschäfts-
gebahren ihr Augenmerk zuwenden würden.
H. A., Oldenburg.
Weg mit allen
Schädlingen aus dem Nähmaschinenfache
Es mögen harte Worte sein, aber sie müssen einmal gesprochen
werden, weil sie bitter notwendig sind. Wer von all den Berufs-
kollegen mit ganzer Kraft und Freude an seinem Beruf hängt, und
mit innerster Hingabe in diesem seine Befriedigung findet, wird
selbst Sauberkeit und engste Kameradschaft in unseren Reihen
wünschen. Blicken wir doch zurück auf jene materialistisch-
marxistische Zeitenspanne, so muß es uns heute noch mit Ekel
überkommen, jene skrupellosen Materialisten bei ihrem Geschäfte-
machen zu sehen. Fremd in unserer Branche, ohne jede Fach-
kenntnis, stürzten sie sich wohl in der traurigsten Zeit, der
Inflation, nur des Mammons willen auf dieses Geschäft. Während
man den ehrlich um seine Existenz kämpfenden Fachmann und
Händler an die Wand drückte und ihm seine Ersparnisse aus der
Tasche stahl, trieben andere mit diesem gestohlenen Gelde das
größte Verbrechen. Sie finanzierten Verkaufssysteme, welche
nicht nur dem selbständigen Händler seine Selbständigkeit nah-
men, sondern ihn zum Handlanger jener Elemente machten. Ein
furchtbares Erbe hat uns diese Zeit noch hinterlassen, und dieses
Erbe soll und muß an jene zurückgegeben werden, welche es mit
diesen so gut meinten. Mußte man nicht oft blutenden Herzens
zusehen, wie dem kleinen Mann in seiner armseligen Behausung
durch verantwortungslose Vertreter und Agenten der Strick um
den Hals gelegt wurde. Brachten doch jene gewissenlosen Schma-
rotzer es immer wieder fertig, ihm die oft durch eine kleine
Reparatur instand zu setzende Maschine abzuschwätzen, und
an deren Stelle eine neue zu setzen. Der Zweck war erreicht, der
Provisionshamsterer hatte seinen Mammon, und der kleine Mann
seine Sorgen. Durch unzählige Gerichtsverhandlungen könnte
man die erschütterndsten Bilder schildern, doch genug der kleine
Mann verlor nicht nur seine eigene Maschine und sein sauer ver-
dientes Geld, sondern auch die neue, und das weit wichtigere
noch, den Glauben an eine reelle Geschäftsgebahrung im Näh-
maschinenhandel überhaupt. Trugen nicht die Nähmaschinen-
fabrikanten einen großen Teil an Schuld bei dieser Erscheinung?
Sie waren es doch, die jenen den Weg geebnet haben, während
man den von der Pike auf gedienten Mechaniker an die Stelle
des Handlangers verwies. Was wollte der Einzelne tun, wenn er
seine Existenz erhalten wollte, wo sich bereits ein Teil von guten
Händlern diesen Schmarotzern anschloß. Heute, nachdem unser
großer Führer und Volkskanzler Adolf Hitler mit all seinen
Getreuen ein großes Erwachen schuf in unserem Deutschland,
beginnt auch der Händler und Mechaniker, der seit langem
geschlafen hat, aus seiner Letargie zu erwachen. Was war doch
der Mechaniker und Reparateur für ein unscheinbares Wesen
gegenüber den großen? Er konnte ruhig verkümmern in seiner
Werkstatt, wer fragte nach ihm. Haben aber nicht alle anderen,
heute wohl ansehnlichen Firmen auf die gleiche Weise ihre Exi-
stenz begonnen oder sind sie schon mit dem Scheckbuch unter dem
Arm auf die Welt gekommen? Wenn aber jene Herren glauben,
daß sie auch heute noch zu fein dazu sind, um in einer dem Volks-
ganzen zu dienenden Weise an dem Tisch Platz zu nehmen, an
dem der Mechaniker und Reparateur mit seinen etwas un-
gepflegten Fingernägeln sitzt, so werden sie eines Tages vor einer
undurchdringlichen Mauer stehen. Sind jene Herren imstande,
einen Nachwuchs zu erziehen, der allen Anforderungen unseres
Faches gerecht wird, wenn sie selbst nicht viel davon verstehen?
Wir wollen keine Universalkünstler züchten, von denen es eine
ganze Menge zu geben scheint. Setzt man jenen eine in raffi-
nierter Konstruktion vollendete Spezial-Nähmaschine vor, so
wissen sie bestimmt nichts damit anzufangen. Wir wollen Spezial-
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müssen wir uns zur festen und unverbrüchlichen Gemeinschaft
die Hände reichen, heute geht man klare Wege. Auf diesem Weg,
den uns Adolf Hitler gezeigt hat, wollen wir weitergehen, und
für das Große, Ganze arbeiten. Wir tragen das Werkzeug in
Händen, uns den Platz zu sichern. der uns gebührt, und dieses
Werkzeug, unsere Kenntnisse, soll restlos gebraucht werden,
uns als gleichberechtigt einzugliedern, in diese Reihen der Händ-
ler, die bis jetzt glaubten, das Geschäft und den Verdienst allein
in Anspruch nehmen zu dürfen. Der Fabrikant wird wissen, daß
der Mechaniker es ist, der über seine Erzeugnisse wacht, der die
Wünsche der Kundschaft und die Anforderungen genau kennt, die
heute an seine Maschinen gestellt werden. In ungezählten Fällen
kann der Nachweis geführt werden, daß der Mechaniker immer
erst dann eingesetzt wurde, wenn die Kenntnisse eines fach-
unkundigen Händlers versagten, den Kunden mit seiner Maschine
so vertraut zu machen, daß Falschurteile über eine Näh- oder
Spezialmaschine sich ins Gegenteil verwandelten. Hier und dort
gilt es noch Ansichten zu zerstreuen, damit der Aufbau unseres
Mechaniker- und Fachhandels ungestört erfolgen kann. Nicht
wissenschaftlich trocken zusammengesetzte Theorien vermögen
uns das zu geben, was wir brauchen, sondern einzig und allein
Erfahrungen aus der Praxis, die für die Praxis wirken können.
Nicht Schlagworte eines in vielen Jahren versimpelten Reklame-
chefs verschafft unseren deutschen Maschinen Weltruf, sondern
einzig und allein die deutsche Gründlichkeit, zu der gerade wir
Mechaniker einen großen Anteil liefern. Wir deutschen Me-
chaniker sind bereit, den Kampf zu führen, um das deutsche
Heim, die deutsche Handwerksstube und die deutsche stoff- und
lederverarbeitende Industrie für die deutsche Nähmaschine zu
gewinnen. Können wir bei diesem Kampf Schädlinge gebrauchen?
Nein, weg mit ihnen, wenn sie sich nicht beugen wollen, es gilt
nicht uns allein, sondern dem ganzen großen Deutschland, dem
deutschen Mechaniker und Händler, der Schule, dem Betrieb,
den Anstalten und Werkstätten der staatlichen Betriebe. Und du
Berufskollege und Kamerad hilf mit, daß wir dies erreichen,
denn der selbst erkämpfte Sieg ist der schönste.
Heil Hitler!
Hans Schötz.
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Für Veröffentlichungen unter dieser Rubrik tragen die Einsender die Verantwortung
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Nr. 1901. Wer ist Hersteller der „Batavia“ oder ',Bavaria“
(oder ähnlich) Nabe? Wer fabriziert Laschen zum
Befestigen des Beiwagens om Motorrad?
Nr. 1902. Fahrradschloß „Liga“. Wer ist Hersteller? Dieses
Schloß soll am Torpedohebel befestigt werden.
Nr. 1904. Wer fabriziert Schwenkgabeln, Felgen und Gummi-
reifen für Dreiradkarren, Krankenwagen usw.
Nr. 1905. Wer fabriziert durchgehende Achsen für Fahrrad-
anhänger mit Naben auf Kugellagern für 36-Loch-
Felgen, Länge 80-90 cm, 1— 1%, Zentner}Tragkraft
Einfache Konstruktion.?
Nr. 1906. Wie prüft man Anker von Auto- und Motorradlicht-
maschinen am einfachsten und billigsten?
Nr. 1907. Wie prüft man die Feldspulen am einfachsten?
Nr. 1908. Wie geht die Prüfung mit hochperiodischem Wechsel-
strom und Kopfhörer vor sich? (Summerton.)
Nr. 1909. Wer ist Hersteller und Lieferant der Fotozelle und des
optischen Hausschutzes?
Antworten:
Nr. 1888. Hilfsmotoren für Fahrräder fabriziert „Herma“, Inh.
Hermann Mayr, München, Arnulfstr. 20.
Nr. 1890. Spannrahmen für Autowimpel fabrizieren Walter
Simon, Dresden A 1, Altmarkt 6,&und Fritz Thulke,
Braunschweig, Kohlmarkt 5.
Nr. 1898. Weiße Gummilösung wird hergestellt von Chemische
Fabrik Asperg G. m. b. H., Stuttgart-Feuerbach, Wil-
helm-Mutt-Str. 38, Thermesol-Gummifabrik, Rade-
beul-Dresden, Dresdner Straße 75, Stöcker & Kamolz,
Hannover-O, Fernroder Straße 19.
Nr. 1899. K. & R.-Fahrradlenker fabriziert Kortenbach & Rauh,
Solingen-Weyer.
Nr. 1900. Die gesuchten Auber-Gepäckträger werden her-
gestellt von Aug. Berrischen, Buer i. W.
Nr. 1903. Hersteller der Fahrradglocken mit dem Zeichen einer
Eichel mit Laub ist die Firma Franz Reuß, Zella-Mehlis
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