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|| Biätter una Blüten.
eu
Zur Feier
der
Fertigstellung
des
100000“ Fahre
der
: Adler Fahrradwerke vom. Heinrich Kleyer |
Frankfurt am Main.
men —
2 Maızus 292. Jun 1898:
Y Guter Arbeit
\ N v zu Eh ven.
21. Mai 1898: (Ss
WW - Ts =
Prolog
der Arbeiterſchaft.
Gefprochen von R. Weidardt.
Es war Auguſt, der erſte, im vorvergang'nen Jahr,
Uls wir vereint wie heute und aller Sorgen bar,
Nach ernſter Arbeit ruhten aus, die Arbeit auch zu ehren !
Ein Triplet war's, das dazumal ein frohes Feſt uns brachte ;
Gewohnt an Urbeit gut und ſchön, wie's Keiner uns gleich machte,
Konnt es dies Rad allein nicht ſein, was uns ließ dort raſten.
Fünfzigtauſend war g'rad die Zahl, die jenes Triplet trug.
Die Zahl \{loß ein, die „Adler“ all’, wonach die Kundſchaft frug,
Sie alle fabrizierten wir, wollt’ Jeder doch fchon radeln.
Zufrieden war der Chef mit uns: „Halt! ein! Nun ruht euch aus!
„Laßt feiern uns ein frohes Feſt, eh? kommt dies Rad hinaus,
„Üach ernſter Arbeit laßt uns ruh’n, die Arbeit auch zu ehren!
So ſagt’ der Chef uns dazumal — und gab uns jenes Feſt,
Un dem wir, wie ihr all" noh wißt, vergnügten uns auf's beſt’!
Wir hielten feſt und treu zuſammen, kann es doch ſo nur geh'n.
Wir ſagten: „Wann in nächſter Zeit, wir hunderttauſend ſchreiben,
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„Dann auch der Tag, der dies Rad gebar, mög’ in Erinn'rung bleiben;
„Wir alle wollten treten mit, wenn manchmal wir auch ſchwitzen.“
Und unſer Chef -- er denkt und ſpricht: „Uuch dieſes ſollt ihr haben
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‚Doh müffen’s ihrer „Sechfe” ſein, die dieſes Rad dann fahren.“
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Er weiß, daß viel zu ſchaffen iſt, da alle radeln wollen.
Mag's unſer Fleiß, die Ordnung ſein, die wir erlernet haben,
Mag's der Verſtand, die Aufſicht ſein, wie wir nach Schäßen graben,
But’ Arbeit fordert auh Geſ<hi> — und ihr muß Lob auch werden.
So fanden wir gar bald heraus, daß in der Brüderſchaft
Der „Sech ſe“, die das Rad dann fahren, liegt die hehre Kraft,
Die Segen bringt allüberall, wo ſie erwe>t wird werden.
Hunderttauſend iſt die Zahl, die ſo erreicht wir haben,
Auf einem „Adler“ Sextuplet haben wir dies eingegraben,
Doch denkend dabei ſtets an das, was uns ward dort verhießen.
Die Direktion -- ſie hielt ihr Wort in hergebrachter Weiſe,
So ſind wir heut' verſammelt hier =- in großem Freundeskreiſe
Und ruhen aus und freuen uns, ob dem vollbrachten Werke.
Doch auch der Zukunft denken wir, was ſie uns wohl wird bringen,
Wenn heute oder morgen wir, hier fertig find — mit Singen;
Nah frohem Feſte folgt die Zeit, wo wir in Arbeit ſtehen.
Nicht bangen ſoll's uns doh davor, wir ſummen ruhig weiter,
Es blüht die Urbeit, ſie gedeiht, wenn dabei wir ſind heiter ;
Nicht Grillen, Murren ſollen uns — die Arbeit erſt verbittern.
Freud'und Arb eit ſind doch Gaben, die ein Genius dem Menſch verlieh, |
Beides iſt uns auch gegeben und wir woll'n ſie miſſen nie;
Freud? und Arbeit bringet Heil ſo dem Einen, wie dem Andern. 4
Darum Brüder, hebt die Gläſer, ſtoßet mit uns kräftig an, |
Ein „All Heil“ dem Arbeitgeber ! Ein „Ull Heil“ dem Arbeitsmann ! |
Schürzen laßt uns fo den Knoten und das Band zerreigen nie! y
Ja, das Band, das uns jo bindet, ſoll ein kräſtig Band uns ſein,
Und der Knoten, der es ſchürzet, ſoll auch von uns gefnüpfet ſein ;
Hebt die Gläſer, Brüder trinket, rufen laßt uns zu „Au Heil!“
me HA
Deutſcher Radfahrer-Bundesgeſang.
Text u. Muſik von G. Kunoth.
Caßt tönen laut den frohen Sang, hinaus in alle Welt,
Verkündet es mit hellem Klang, was uns zuſammenhält.
Wir wollen eines Geiſtes ſein, geh'n treulich Hand in Hand,
:: Es ſchließt ſich feſt um unſre Reih'n der Einheit ſtarkes Band. :/:
Es ſoll Begeiſt'rung uns entflammen! All Heil, Hurrah !
All Heil, Hurrah!
Wir halten feſt und treu zuſammen! Al Heil, Hurrah!
All Heil, Hurrah! All Heil!
Wir zieh'n dahin dur; Wald und Flur, beſeelt von froher Luſt,
Im vollen Zauber der Natur hebt höher ſich die Bruſt.
Ob Regen oder Sonnenſchein, wir ſtürmen friſh hinaus,
.; Wer will ein echter Radler ſein, hockt nicht im engen Haus. :,:
Es foll Begeift’rung uns entflammen 2c. |
Ja, deutſche Sitte, deutſche Urt, ſoll'n niemals untergeh'n,
Wd ihre Macht ſich offenbart, kann Miemand widerſteh'n.
Wohin uns auch das Schickſal bringt auf dieſem Erdenrund,
So weit die deutſche Zunge klingt, ſoll gelten unſer Bund. ;;: |
&s foll Begeift’rung uns entflammen 2c. |
“
In Oſt und Weſt, in Süd und Nord vom ſchönen Vaterland,
Verbindet uns der edle Sport, iſt unſer Sinn verwandt.
Ob Preuße, Bayer, Sachſe, Shwab', wir denken alle gleich :
:: Wir ſteh'n vereint bis über's Grab zu Kaiſer und zu Reh! :;
Es ſoll Begeift’rung uns entflammen ac.
Berechtigte Frage. Iſt denn heut' Korſo?“ = „Nein! Das iſt ja der Metzgermeiſter
Radberger mit ſeinen ſiebzehn Kindern !“ a Ne x
Aus dem ‚„Radfahr-Humor.
„Adler“ hunderttauſend!
Mel.: Die Lindenwirtin,
Freunde ſtimmet froh mit ein,
Heute woll'n wir luſtig ſein,
Singend, trinkend, ſchmauſend ;
Denn zu feiern gilt es heut’,
Wie bekannt iſt weit und breit
:,; „Adler“ hunderttauſend ! :,:
Mit vereinter ganzer Kraft
Wurde fleißig gern geſchafft,
Um das Ziel zu finden;
Und gar bald der Ruf erſcholl,
Daß die hunderttauſend voll,
:,: Laut konnt’ man’s verkünden. :,:
Und weil dies ein ſeltner Fall
Sind wir hier in ganzer Hahl,
Freuen uns der Feier ;
Wünſchen der Fabrik Gedeih'n,
Immer ſollen oben ſein
:,; Ndlerwerke Kleyer. :,:
Auf der Zeil konnt' jüngſt man ſeh'n,
Welch? ein Anblid prächtig ſchön :
Huſch ! vorüberſauſend ! =-
Sehs Mann, die mit leichtem Schwung
Fahren voll Begeiſterung =
,; „Adler“ hunderttauſend ! :,:
Verraten. Sduſterjunge: „Sie Madaneken, drehen Sie [ſich mal um, Jhr Oller tritt nicht!
Aus dem „Radfahr-Humor““.
Ja, wer hätte das gedacht,
Daß man es ſo weit gebracht,
Staunend ſieht's der Radler :
Käthchen Paulus hat's gewagt,
Sie fährt ſtolz und unverzagt
Cuftballon auf „Adler“. :,:
Darum ftimmet froh mit ein,
Alle, alle, groß und klein,
ARuft’s zum Himmel braufend:
Daß die Adlerwerf’ fürwahr
Bauen noh recht viele Jahr’
:,: Mandes hunderttauſend ! :,:
Carl Denfel.
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Die deutſche Mutter.
Als auf die Völker ſtanden Jm Jubel junger Seelen
Und luſtig klang das Erz Begrüßen ſie die Schlacht
Da ſprach zu den drei Söhnen Und brechen mit den Brüdern
Ein deutſche3 Mutterherz : Jn die Tyrannenmacht.
Empfanget treue Knaben Doch wie ergings den Knaben ?
Den Segen meiner Hand, Der eine blieb 1m Feld,
Und folgt der Fretheit Fahne Der and’re ſtarb in Ketten,
Und kämpft für's Vaterland.“ Der dritt’ in fremder Welt.
Und die dret Knaben zogen Und ihre deutſche Mutter
Bon ihres Vaters Haus. Die trägt ein ſ<warz Gewand,
Der Sturm wiſcht bald die Thränen Sie weint nicht um die Söhne,
yn ihren Augen aus. Sie weint ums Vaterland.
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Der Katalog der Adler Fahrradwerke.
(Muſikaliſches Rad-Gemälde in ſehs Verſen.)
Mel,: Wer will unter die Soldaten —
Willſt ein Fahrrad Dein eigen nennen,
Mußt den Katalog Du Dir anfeh'n,
Dir die Mummern all’ befeh’n,
Denn gar wichtig iſt zu kennen
Das Fabrikat -- ſolid und ſchön:
Rahmen — Dorder- — Hinterrad,
Steuer — 5iß — Bremsapparat,
Antrieb — Kurbeln — Babeljdloß,
Sungiert Alles tadellos |
Willſt ein Fahrrad Dein eigen nennen,
Mußt den Katalog Du Dir anſehn!
Hör’, was der Katalog Dir ſaget
Blickt genau Du Dir ihn an,
Was beim Kauf nur nüßen kann,
Siehſt gar viel =- was Dir behaget
Und das Radlerherz regt an:
Uls Patient thätſt Du mir leid,
D’rum das Kur-Dreirad bei Seit,
Transport-Dreirad mit der Pritſche
J\ nur was zum arge Schwibe,
Auch fährſt meiſtens Du allein,
D'rum braudy’s fein Sertett zu fein!
Fangen wir an zu ſtudieren
Fällt zweiundvierzig uns erſt auf,
Schön — elegant und leicht im Lauf,
Mit Kugellagern zu juſtieren,
Und Tourenſattel d'rauf;
Dreiundvierzig folgt dann gleich
Auch famos — an Yorzug reich —
Koſtet mehr an dreißig Mark,
Iſt aber auch ſolid und ſtark.
Und für Militaria conſtruiert
Iſt das weit're Rad aptiert!
Bahn: und Straßen: Renner —
Für Juſtierung vorgericht',
Mit enormen Leichtgewicht,
Siehſt Du, — denen’s am Erfolge
Niemals bei der Race gebricht !
Vierundvierzig — ſiebenunddreißig,
Fünfundvierzig achtunddreißig,
Siebenundvierzig und jo fort
Näheres ſiehe — Marke dort,
Schuf doch mancher ſih auf ihnen
Leichten Siegs den beſten Record!
Auch für Knaben — und für Damen
Sind die Räder ausgeftellt
Elegantefte der Welt
Mit gefhweift — ftabilem Rahmen.
Wohl dem — der kein’ Frau ſich hält!
Modèle de Luxe ift hochmodern,
Koſtbar — chic für Dam?’ und Herrn,
Denn es iſt fein emailliert
Und Zar reich geäßt verziert,
Und troß Luxe -- Aetzung — Emails 4
„Sorgfältigfte Arbeit in allen Details!”*)
Noch viel könnt? ih Dir beſchreiben, |
Was für Dich — 0 Radler paßt Y
Und der Katalog umfaßt ;
Ah, gar fchaudernd faßt Dich’s an
Siehſt Du vom Code Telegraphe**) den Plan:
Das ſind ja die reinen Morde,
Solche ſchöne — fchwere Worte:
Zea — Poa — Frixo — Bila,
Begerraco — Graiet — Vila,
Prikx -- Xeoli — Clip =. Osuf — |
's iſt zu arg — d’rum hör’ ich uff! Dr. p.
*) Wörtlich.
#9) Siehe Katalog: letzte Seite,
„„Un's Vaterland, an's teure, ſchließ" dich an.“
Uus dem „Radfahr-Humor.“
Flaggenlied.
Nach der Melodie : „Deutſches Slaggenlied”.
Ullüberall, wo auf dem Meer empor ein Maſt ſich reckt,
Da ſteht die deutſche Flagge ſehr in Uchtung und Reſpekt,
Und deutſche Urt und deutſches Wort und deutſche Arbeitsfraft
Sie haben in der ganzen Welt ſich guten Klang verſchafft.
:,; Die deutſche Thatkraft brach ſich Bahn, ſie ſcheute keine Müh'
Und heut' marſchiert ſie oben an, die deutſche Induſtrie ! :,:
Nach deutſcher Urt ſind wir daher geſellig hier vereint,
Nach“ harter Tagesarbeit jezt des Frohſinns Sonne ſcheint,
Nach deutſcher Urt erſchallet laut manch? froher Chorgeſang,
Nach deutſcher Urt erfriſcht uns auch ein echter deutſcher Trank.
;: Drum haltet hoh, wo es auc ſei, ſei's an dem fernſten Ort,
Das deutſche Lied, die deutſche Urt und auch das deutſche Wort. :,:
Und ſtolz ſind wir auf den Erfolg, den deutſche Arbeit ſchuf ;
Und in der Fahrrad-Jnduſtrie iſt ehrenvoll der Ruf,
Den ſich das „Udler“- Rad errang; weit über Deutſchlands Strand
Iſt's heute überall beliebt und überall bekannt;
:,; Auf deutſchem Schiffe zieht's hinaus bis in den fernſten Ort,
Und unter ſchwarz-weiß-roter Flagg' kommt's ſicher in den Port. :,:
Drum ſollen deutſcher Fleiß und Sinn und deutſche Redlichkeit
Und echte, rechte deutſche Treu, beſtehen alle Zeit.
Und wo vom Vaterland getrennt, Dich grüßt ein deutſcher Mann,
Und bietet Dir ſein gaſtlich Haus und gaſtlich Lager an,
:,: Freund, da iſt deutſche Gaſtfreundſchaft, da hat es keine Not,
Dort ſchlafe ruhig, denn dort weht die Flagge ſchwarz-weiß-=rot. :,:
Carl Dentfel.
Hymnus: An ſeine Radlerin.
Mel
Y Tannenbaum, o Tannenbaum
O Radlerin — 0 Radlerin,
Wie ſtrampelſt Du ſo ſchöne
In echtem, rechtem Sportesſinn
Trittſt feſch Du mit die Beene.
O könnt' ich Deine Lenkſtang! ſein,
Daß Deine Händ' mich ſchlöſſen ein,
O Radlerin — o Radlerin
Aufi „Adler“ Wummero vierzig.
O Radlerin — könnt’ ih mit Dir
Dem Käthchen Paulus gleichen
Und unter dem „ALL Heil“-Panier
Die Hinmelspfort’” erreichen ; +
Auf der Milchſtraß' oben eine Tour,
Dabei zu machen auch die Cour,
Das wär’ jo was — das wär’ ſo was 4
ür meinen „Udler“-Renner! —
A
O Radlermaid 0 Radlermaid,
Sieh? nur den Spurt im Herzen,
Es flopft und hämmert jede Zeit
Und macht mir große Schmerzen ;
Könnt Deine Füßchen allzumal
I< tragen wie ſtets das Pedal!
O Radlermaid — 0 Radlermaid —
All Heil — Dir herz’gen Schönen!
Der Schwerenöter Aus dent „Radfahr-Humor.”’
© Adler-Rad -- 0 Adler: Rad,
Wie neidet Dich mein Sinnen,
Dich läßt allein fie in der That
Sich tragen flugs von binnen;
© Fönnt’ ich Deine Marke fein
Sie auf mir racend ganz allein,
err jemine — Herr jemine,
ecorde wollt’ ih Schaffen!
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R
O Radlermaid — 0 Radlermaid,
So ſchlank und ſo gewürzig ;
Du Schönſte aller weit und breit
Auf „Adler“ Kummer vierzig.
Bald leg’ Kefebre-Bremf’ ih an,
Damit ’s Herz Tempo regeln kann.
Ob Innenstadt — ob Außenſtadt,
Mein Herz ſchlägt immer ſchneller !
© Radlerin — Dir gleichet nir
Auf weitem Erdenkloſe —
Geſchaffen als Modèle de Luxe
Zumal mit der Pumphoſe !
Bin ich dereinſt mit Erd’ bedeckt,
Auf ſtaubſicherem Lager hingeſtre>t,
Dann ſeufz’ ih no< — dann ſeufz ih noch :
SOCIA „Au Heil“ „mein Mädchen!”
Dr. p.
Deutſches Radlerlied.
Mel.: „‚Strömt herbei, ihr Dölferfcharen
Hebet an mit Yubelfchalle
Unfres Sportes Hochgefang,
Stimmet ein ihr Fahrer alle,
Klingt darein mit Gläſerklang !
Wer die Fluren je durchflogen
Auf dem Rad in froher Luſt,
:,;: Wer den Radlern wohl gewogen,
Singe mit aus voller Bruſt. :,:
Was von Drais erſtrebt vor Jahren,
Zeigt ſich uns vollendet heut';
Darum laßt uns ihm bewahren
Unfern Danf für alle Zeit.
So lang unfer Sport beftehet 7
In dem deutſchen Vaterland,
:,; So lang no ein Rad ſich drehet,
Werd’ fein Name fortgenannt. :,: 7
I j
Mag der Reiter auch beſchwingen
Mit dem Sporn des Renners Huf,
immer wird er Sieg erringen
Ueber’s Roß, das Drais erſchuf.
Darum preiſen unſ’re Lieder
Unſern edlen Radfahrſport ;
:,: Denn er ſtärkt des Mannes Glieder,
Bringt uns ſchnell von Ort zu Ort,
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Kommt dereinſt der große Schnitter,
Sagt: -„Wohlan, jeßt iſt's gethan,
Folge mir, 0 Stahlroßritter !“
Fleh' ih ihn noh einmal an:
„Soll ih denn von hinnen ſcheiden,
Sei zu einer Gunſt bereit:
:,: Laß auf einem Tandem reiten
Mich mit dir zur Ewigkeit." :,:
Ludwig Gelbert,
Lob des Härings.
Mel.: Ih bin der Dr, Eifenbart etc.
Der Häring iſt ein ſalzig Tier !
Er kommt an vielen Orten für.
Wer Kopf und Schwanz kriegt, hat kein Glück,
Um beſten iſt das Mittelſtück.
Es gibt auch eine ſaure Art;
In Eſſig wird ſie aufbewahrt,
Geräuchert iſt er jederzeit
Ein Tier von großer Höflichkeit.
Wer niemals einen Häring aß,
Wer nie durch ihn von Qual genaß,
Wenn er mit Höllenpein erwacht,
Der kennt nicht feine Zaubermacht !
Drum preiſet ihn zu jeder Seit,
Der uns von Katerqual befreit !
Der auf der Menſchheit Wohl bedacht,
Dem Häring ſei ein Hoch gebracht !
—ecC——
Sie geſtatten. Nus dem „Radfahr:- Humor
Das beſte Rad.
Preiſend mit viel ſchönen Reden ihrer Räder Wert und Zahl,
Saßen viele Fabrikanten jüngſt zu Halle an der Saal'.
„Herrlich,“ ſprach der Naumann-Sachſen, „fährt ſich die „Germania“ ;
„Silberhell iſt die Vernilung, ſchönres Nad no< niemand ſah.“
Seht mein Rad mit leicht'ſtem Laufe,“ ſprach der Opel von dem Main,
„Beſſ’res wird wohl nicht gebauet hier und in dem Ausland drei.‘
„Große Kugeln, enge Lager,“ Ottenſtein von Bayern ſprach,
„Schaffen, daß mein Rad den euren wohl nicht ſteht im Werte nach.“
Kleyer'5-Adler-Fabrikanten aus der Kaiſerſtadt am Main
Sprachen: „Ei, gewiß ihr Herren, euer Räder all ſind fein.
, Doch ein Kleinod iſt der „Adler“, der auf Bergen immerdar,
Wie im Thale trägt den Radler blitesſhnell und ohn' Gefahr!“
Und es rief der Herr von Sachſen, der von Bayern, dex vom Main:
Adlerräder ſind die beſten, „Adler“ ja ſind Edelſtein !
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Czar und Zimmermann.
Sonſt ſpielt' ich nit Krone und Stern
rt > ach, 1< ſ<wang es ſo gern. +
Geipieler r bedrohte mein Blick
Froh fel { m © f es Vat urücd
Und liebfofend jprad Lieb’ Knabe biſt mein
O ſelig jelig ein Kind noh zu ſein. :,: <4
Nun ſ<mü>t mi< die Krone, nun trag ich den Ste1
Das Volk, meine Ruſſen beglit> ich ſo gern
I< führ' ſie zur Größ bh führ' Sie zum Licht,
Wein väterlich eben erfennen fie nicht
Umhüllet von Purpur nu jteh’ ıch allein
O ſelig, o ſelig ein Kind noch zu ſein.
Und endet dies Streben und endet die Pein,
So ſeßt man dem Kaiſer ein Denkmal von Stein
Ein Denkmal im Verzen erwirbt er lich faum
Denn irdiſche Größe erliſcht wie ein Traum.
Doch rufſt du, Allgüt’ger: in Frieden geh’ ein!
Dann werd’ ich bejeligt dein Kind wieder fein. :,;
Der beftrafte Schnellfahrer. „„Radfahr-Hunior.““
Radler-Wanderlied.
Mel. „Wohlauf, Kameraden, auf's Pferd.“
All Heil! Euch Jhr Radler | Uuf's Rad, auf's Rad!
Durch die Fluren und Wälder geradelt !
Dem öden Philiſter ein Pereat,
Der unſeren Radſport uns tadelt !
Wie ſtrafft er die Sehnen, wie fchwellt er die Bruſt !
O Radeln, 0 Radeln, Du köſtliche Luſt !
Wir huſchen von dannen in blizendem Zug
Zum Ziele, das froh wir erſtreben,
Wir neiden dem Vogel niht länger den Flug,
Seit uns Flügel das Rad hat gegeben !
Bald eilend, bald langſam, ſo wie's uns gefällt,
Durchſtreifen wir freudig die grünende Welt!
Dem Staube der Großſtadt, der dumpfigen Luft
Und dem lärmenden Straßengewühle
Entfliegen wir hurtig, und harziger Duft
Umfängt uns und waldige Kühle,
Bis herrlicher Seen blauleuchtende Pracht
Durch buſchige Ufer entgegen uns lacht.
Und raſten wir ſorglos, ſo haben wir Zeit,
Wenn And’re die Abfahrt verſäumen,
Wo Funfen das Dampfroß, das qualmende, fpeit, —
Wir zehen und ſcherzen und träumen !
Uns ſcheucht ſelbſt die nahende Wacht nicht nach Haus,
Wir kennen in Mondſchein und Sternlicht uns aus!
Sei weit auh der Weg, mag durch Hügel und Thal,
Mag längs bogigen Fluſſes er führen, —
Uns kümmert es wenig: Das Rößlein von Stahl
Wird ſo leicht keine Müdigkeit ſpüren.
Leiſ' ſurret die Kette am wirbelnden Rad,
Da winken bald nahe die Lichter der Stadt.
ı Dorderen
Radfahr-Humor
O, wonniges Fliegen zur Mutter Natur,
Wie könnten wir fürder Dich meiden ? !
Einſt fühiten in dunkeler Sehnſucht wir nur
Uns fehlte die reinſte der Freuden !
Jetzt jauchzet und klingt es aus jubelnder Bruſt :
O Radeln, 0 Radeln, Du köſtliche Luſt !
Uus der „Rad-Welt.“
Lindenbaum.
Beim Lindenbaum vor einem Jahr
Da qab ſie mir die Hand,
Traum Beim Lindenbaum vor eimem Jahr
e Liebe uns verband.
Unter dem
?
Da ruhte ſie an meiner Bruſt
Be] on allem Harm,
Voll heißer ſel'ger Liebesluſt
Umſchlang ſie feſt mein Arm. :,:
jezt ruht unterm Lindenbaum
Sie, die jo ſchön, ſo jung
Mir blieb von n Viebestraum
Nichts als Erinnerung
Ein Vöglein ja1 n Lindenbaum
Jn lauer acht A
Somme
Den Tönen lauſchend wie im Traum
: Hab’ ıh an füt gedacht. :,:
Auf einer Adler-Badler-Tonr,
I< ſah dich nie ermüden,
Geht's auch durch öden Sand,
Jn Nord und Weſt, im Süden,
Wirſt du mit Stolz genannt.
Juchhe, hurrah, mein „Adler
Wie fliegſt du doch ſo flott,
Da fühlt ſich jeder Radler
So ſelig wie ein Gott.
Wie regſt du doch die Flügel,
Mein wack'rer Kamerad,
Du fliegſt hier über Hügel,
Als wie auf ebnem Pfad.
Nuchhe, Hurvah, mein „Adler“,
Wer kommt im Flug dir gleich?
Du findeſt keine Tadler,
Ringsum im ganzen Reich.
Frig Gindler.
Sur Erinnerung ;
an die akademiſche /Feier
gelegentlich der Uebergabe der 100,000ſten Maſchine
an die Direktion
von ſeiten der Arbeiterſchaft der Adler Fahrradwerke
am 21. Mai 1898.
Hunderttauſend Fahrmaſchinen, die den Namen „Adler“ tragen,
Die es aller Welt verkünden und es aller Orten ſagen,
Daß die Adler Fahrradwerke von vormalig Heinrich Kleyer,
Heut’ mit rechtem Stolz begehen, eine ganz beſondere Feier.
Denn gefertigt wurde heute ein Fahrrad eig'ner Art,
Dem die Nummer „Hunderttauſend“ feierlichſt gegeben ward.
Dieſes Fahrrad ſoll uns künden von dem Fleiße nicht allein,
Von dem regen, ernſten Eifer, der hier herrſcht bei Groß und Klein,
Von der techniſch beſten Bauart und dem ungeahnten Schwung,
Den der Radfahrſport genommen überall bei Alt und Jung ;
Es ſoll uns auh ferner zeigen, wie die Adlerwerke blühen,
Welchen Umfang ſie genommen und wie prächtig ſie gediehen.
Einem ſtarken Baum vergleichbar, der aus kleinem Reiſe ſprießt,
Der bei guter Pfleg' und Boden aufwärts in die Höhe ſchießt
Und der ſeine Zweig' und Aeſte weithin breitet übers Feld —
Alſo ſind die Adlerwerke heut' bekannt in aller Welt.
Klein der Anfang war vor Jahren, aber gleich ging's friſch bergauf
Und die Adlerräder haben ſich im ſchnellen Siegeslauf
Bald den Continent erobert; heut’ gehn weit ſie übers Meer;
Ueberall, wo „Adler“ laufen, nennet man ſie nur mit Ehr.
Und fragt Jhr, wie iſt's gekommen, daß die „Adler“ ſo beliebt,
Daß man ſie ſo viel begehrte? Sich von ſelbſt als Antwort giebt:
Prima Material zum Erſten, dafür ſorgt die Direktion, 4
Und zum Zweiten, gute Arbeit findet immer guten Lohn,
Und nur Gutes dürfen bringen aus der Werkſtatt wir heraus,
Darum hat ſo ſchnell begründet, ſich der Nuf von dieſem Haus: 4
Denn mit Energie und Fleiße iſ man ſtets darauf bedacht,
Daß, was Qualität belanget nur das Beſte wird gemacht.
Und um dieſes recht geeignet und ſymboliſch auszudrücken,
Ließ ein Sextuplet zum Zeichen man das Licht dex Welt erblicken :
Schmud und prächtig, formvollendet, grad als wie aus einem Guß,
Sah'n wir fertig die Maſchine, ihr galt unſer erſter Gruß!
Würdig kann ſie ſich zur Seite ihren vielen Schweſtern ſtellen,
Und aus der Fabrikgeſchichte, thut ſie Folgendes erzählen:
Sechs Mann können mit mir fahren, doch ſie müſſen ſicher ſein,
Und ihr Handwerk gut verſtehen, ſonſt laß ich mich nicht d'rauf ein,
Unglaublich, Ein Radfahrer:Derein auf einen Ausfluge am Sonntag Nachmittag — und
der arme Wadel, Nus dem „Radfahr-Humor““.
Die ſechs Sitze ſtellen nämlich die ſechs Wochentage dar
Wo mit Emſigkeit und Fleiße, gearbeit't wird das ganze Jahr
Und weil's immer ſo geweſen in den Adlerwerken, Brauch,
Daß man nicht nur in der Werkſtatt Fleiß verlanget, ſondern auch
Jn dem ganzen großen Werke ſei's an welchem Platz es ſei,
Darum wurd' dies Ziel erreichet; und wir alle ſind dabei!
Gilt's wie heute dann zu feiern, guter Arbeit =- ſchönen Lohn,
Den, wenn redlich er verdienet, gerne giebt die Direktion,
Stimmen all? wir zu dem Wunſche, daß erreicht nach kurzer Weil'
Werd’ das zweite Hunderttauſend ; hierauf rufen wir „All' Heil !“.
Carl Denfel,
Der Kampf um's beſte Rad.
Da ſtreiten ſich die Leut herum oft um den Wert vom Rad;
Der eine heißt den andern dumm, iſt's ſelber in der That.
Da hat das allerleichtſte Rad dem andern viel zu G'wicht.
Doch auf der Straße bei der Fahrt zeigt's ſich, wenn's zuſammenbricht.
Der eine lobt Germania, der andere Herkules;
In Bielefeld die Diana, in Mannheim preiſt man Heß,
Ein Weltruf hat die Styria, ſo ſagt in Graz man drein;
Doch anderwärts ſoll Attila und Anker 's beſte ſein.
„Ach was“, ſchreit einer, „mir gefällt am beſten Brennabor !“
Ein andrer gleich ins Wort ihm fällt, „ich ſchäße nur Kondor!“
Ein Dämchen zart gebaut und ſchlank preiſt leiſe die Venit5,
Ein Herr aus Bayern aber ſchwärmt nur für die Sirius.
Ein Jüngling no< mit zartem Flaum ruft drein in Haſt und Eil:
„gobt mir nur keine Räder ſonſt, wie Falke und den Pfeil!“
So ſpricht man noch von Wanderer, von Opel andre mehr,
Von Mars, Merkur, vom Welten-Rad, doch viel nicht mehr von Lehr.
Ein Fahrer ſtillen Lächelns ſieht herab zu dieſer Wahl,
Dann ruft er, daß es weithin dringt: „Wie irrt ihr allzumal!
Von allen Rädern in der Welt kommt keins dem „Adler“ gleich;
Das „Adler-Rad“ ein Symbol iſts vom ganzen deutſchen Reih!“ _a
wie die Quetſchfalte entſtand
Die Folgen waren ganz ergötzlich ;
Der aufc geboge ne Hut ward pl lötlich
| Modern; auch trugen Jung’ u. Alte
Das Kleid mit der gequetſchten Falte
|
1 =
Durch Bicycliften, die fchlecht fehen, | So fuhr ein Radler einft — o Schred
|
Iſt manches Unglü> ſchon geſchehen. | Blind über eine Dame weg
l
Uus „Der deutſche Radfahrer.
Liebesbrief eines wahnſinnig gewordenen Radlexs.
Geliebter Schat!
Du* Kugellager meines_Herzens!
Seit ih Dich kenne und Dein Herz im Renntempo erobert habe,
biſt Du die Uhſe aller meiner Gedanken und die Lenkſtange meiner
Richtung, die mir den Weg zu Dir weiſt. Du biſt das Rad meiner
Zeit; du erfcheinft mir als die Sl als das Licht meines Zieles ;
der Hauch Deiner Seele bläht mir den Pneumatik, und gleich einer
Oelfkanne förderſt du meine Geſchwindigkeit, mit der ich zu Dir eile;
denn Du biſt das Triebrad meiner Gefühle und die Kurbel meiner
Bewegungen.
Deine Gegenwart vernickelt mir meine Seele, während Deine
Abweſenheit ſie mit laden Email der Farbe der Trauer
überzieht. Bin ich aber bei Dir, fo biſt Du die unzerreißbare Kette
meines Daſeins und die ſicher wirkende Bremſe meines Weggehens.
In Dir erkenne ich den ſtabilen Rahmenbau meiner Zukunft, die Baſis
meiner Beſtrebungen; deshalb will ich Dich gleich einem Patentſchrauben
fchlüffel umflammern und Dir ein breites Schußb blech gegen alle Gefahren
des Sebens ſein: denn unſere Liebe iſt der Gummikitt, der auf ewig
mit Dir verbindet
Deinen getreuen
Strampler.
Radlerplauderei.
Von Dr. Ruland.
Die Welt ſteht im Zeichen des Rades. ch verfrieche mic aus der
Großſtadt, wo thatſächlich Alles radelt, in's Hochgebirge und glaube, dort
von meinem Stahlroß keinen Gebrauch machen zu können. Arge Selbſt-
täuſhung! Wo nur ein meterbreiter Saum iſt zwiſchen Berg und
Waſſer, wo nur ein ſchmaler Pfad in Wald und auf der Haide, da ſehe
ich beide Geſchlechter vorbeiſauſen. Juſt fällt mix ein franzöſiſches Journal
in die Hand, worin ein transpogeiticher Sportsmann über deutſche Rad-
fahrer recht anmutig plaudert. Er findet, daß das Radfahren nicht nur
in Frankreich blühe und das glaubt ihm Jeder gern. Er hat am
Rhein bemerkt, daß deſſen Ufer von Rädern überſchwemmt ſind wie nur
irgend ein Teil Frankreichs, daß dort die Fußreiſenden täglich ſeltener
werden, während die radfahrenden Touriſten ſich wie der Sand am
Meere nah einem Monat Trockenheit häufen. Dex Correſpondent des
„Journal des Débats“ iſt den deutſchen Cycle women weniger begegnet,
beſonders am Sonntag, der, wie er richtig calculiert, der Ruhetag für die
Radfahrerinnen zu ſein ſcheint. Den Grund wird Mr. Petit gewiß finden.
Jn dem wichtigſten Punkte hat der franzöſiſche Sportsmann den
Deutſchen jedoch großes Unrecht angethan. Er that bemerkt, daß die
Bicycles der deutſchen Radfahrer größtenteils ausländiſchen Urſprungs
ſeien. Gewiſſe franzöſiſhe Marken ſeien dort ebenſo berühmt wie in
Paris. Wenn er hinzufügt, daß dieſe Thatſache bei der wunderbaren
Entwicklung der deutſchen Induſtrie ſehr ſchnell vorübergehend jet, jo
zeigt der Franzoſe, daß ihm jede Gehäſſigkeit fernlag ; an der Falſchheit
ſeiner Behauptung ändert dies nichts. Schließt man die öſterreichiſchen
Tabrifate, die namentlich durch die Meteor - Räder in Deutſchland ver-
treten ſind, aus, ſo bleiben noc< immer ſtatiſtiſch nachweisSbar neun
Zehntel aller von deutſchen Radfahrern benüßten Räder in Deutſchland
fabrizierte Maſchinen. Hätte der Correſpondent des „Journal des Débats“
auf ſeiner Rhein-Radtour in dem alten Frankfurt a. M. Halt gemacht,
ſo würde er gleich auf die bedeutendſte aller deutſchen Fahrradfabriken
geſtoßen ſein, die venommierten „Adler Fahrradwerke“, die im
Auguſt 1896 das Feſt der Fertigſtellung des 50 000 ſten Fahrrades
feierten, die heuer die Fertigſtellung ihrer 100000 ſten Maſchine feſtlich
begehen und die Produktion des laufenden Jahres auf mehr als 30 000
Fahrräder erhöhten. Zahlen ſind die beſten Waſfen im Kampfe der
Concurrenz. Obwohl Amerika gegenwärtig mit ſeinen Rädern allen
anderen Ländern vorangeht, erwarben die Fabrikate der genannten Firma
mit der höchſten Auszeichnung das Urteil der Chicagoer Weltausſtellungs-
Jury: „First class in every respect! The workmanship and ma-
terial are of the finest and the finish leaves nothing to be desired.“
Das preußiſche Kriegsminiſterium, das die „Adler“ - Fahrräder in Ge-
brauch hat, lobt ſie in einer offiziellen Beurteilung als „aus vorzüglichem
Material hergeſtellt“. Das berühmte Made in Germany wird in ab-
iehbarer Zeit auch auf dem bedeutung3vollen Gebiete des Bicycles ein
Saar
Ehrenwort für deutſhe Jnduſtrie werden, die im Auslande als billig und
gut ſo renommiert wurde. Bis jeßt iſ ja leider der Preis eines guten
Rades noch lange nicht glei) dem einer guten Nähmaſchine. Allerhand
obſcure Firmen preiſen zwar in letzter Zeit in den Zeitungen Räder zu
„volkstümlichen“ Preiſen an : fl. 100, ein mäßiger Preis, auf den troß-
dem nur die hereinfallen, die niht alle werden. Ein kundiger Radler
weiß ſicherer wie ein anderer Sterblicher, daß hier das Teuerſte das
Billigſte iſt und umgekehrt.
Allerdings iſt der durchſchnittlihe Preis für ein gutes Rad nicht
eben wohlfeil. E53 iſt de3halb ſehr anerkennenswert, daß unter den renom-
mierten deutſchen und öſterreichiſchen Firmen die größte und leiſtungs-
fähigſte, nämlich die Frankfurter Adler Fahrradwerke mit der Maſſen-
herſtellung eines ſoliden, leihtlaufenden Tourenrades — das Ziel ſo vieler
Wünſche — begonnen haben und ihre mit neueſtem Comfort verſehenen
Herold“-Fahrräder in ihren ſämmtlichen Vertretungen im Jn- und
Auslande zu einem wirklich volksmäßigen Preiſe verkaufen. Ein ſolches
Entgegenkommen einem vielſeitigen Bedürfniſſe und allſeitigem Wunſche
verdient ebenſo warme Empfehlung wie irgend ein anderes Gute — und
es fragt ſich, ob manchem Leſer nicht der Hinweis auf ein billiges, gutes
Rad willkommener iſ als der auf eine Novität des Büchermarktes.
Aus ‚Der Salon’’ (Defterreich. Adelsblatt
Fahxrad-Mechanik.
Leicht verſtändliche Erklärung. Profeſſor der Mechanik (vortragend):
‚Meine Herrn, das Welocipedieren ift ein mechaniih imaginärer Prozeß, bei dem die
eflatante Kombination eines konſtanten Quantums koexiſtent divergierenden Rotationen
und qualifizierter Transmiſſionen und die impulſive, niht analyſable Motion phyſio
logiſcher Kompreſſion und Kontraktion zum konſtitutiv eſſentiellen Effekt ein abſolutes
Produkt hat, das durc< die exorbitante Acceleration aller Partien deklariert wird.“
Der poetiſche Radfahrer.
Anfangs hab’ ich's auch getadelt Und mein Rad, da3 ruinierte,
Und ich ſ{<wur, ich führe nie Trug die Eiſenbahn an's Ziel,
Und nun hab’ ıc) Doch geradelt Und der NRadarzt liquidierte
Aber fragt mich nur nicht =- wie? Aber fragt mich nicht wieviel ?
Als ich neulich pfeilgeichwinde Daß ich ausglitt, wenn's geregnet
Steil bergab gefahren bin Leute anfuhr, unverhofft,
Flog mein Zweirad gleich dem Winde Jſt mir gleichfalls ſc<on begegnet,
Aber fragt mich nicht wohin ? Aber fragt mich nicht = wie oft?
Ach, da gab es großen Schrecken Angſtvoll leſ! ich in den Sternen:
Und mein Körper ſchmerzt mich jo Ob ich jemals fahren kann ?
Von den vielen blauen Flecken Ja, gewiß! J< werd? es lernen,
Aber fragt mich nur nicht wo ? Aber fragt mich nur nicht wann?
„Jugend.“
7%
5
5 « =
X
Aufbruch zum Picknick.
Goldig aus Morgennebel hervor brach die ſtrahlende Sonne,
Wohlige Wärme verheißend und warmen Auguſttag,
Als in dem Städtchen, das freundlih im Thale gelegen,
Aufbrach der Radfahrerclub zum Picknick und Waldfeſt.
Draußen auf ſchwellendem Moos, von ſchattigen Bäumen umgeben,
Läßt es ſich wohl fein und fröhlicher als im Clubheim.
Kundig führte der Fahrwart, als Leiter gar trefflich bewähret,
Heut die Getreuen, und gerne folgte ihm jeder.
Wußte man doch, daß im Grünen die gaſtliche Tafel
Teſtlich gedeckt und trinkbaren Stoffes manch! Fäßlein
Durſtiger Kehlen dort harrte, im kühlenden Erdreich geborgen. —
Ritter vom Rade! Genießt, was das Leben Euch bietet,
Heute die Freuden des Feſtes, morgen die Wonnen des Sports,
Doch wenn der Becher erklingt und ſangbare Weiſen ertönen,
Denket auch allezeit deſſen, der einſt das Fahrrad erſann.
„„Stahlrad.
Nicht ſpröde. Herr (ſchüchtern zur Dame, die vor ihm auf dem Tandem
ſit): „Wenn ich Ihnen nun auf dem Rad einen Kuß geben würde, Fräulein Emilie?”
Dame: „Um Gotteswillen, wie leicht könnte da das Rad zu Fall kommen, laſſen Sie
uns lieber abſteigen!“
Unter Freundinnen. „Ach, mit dem Referendar mußt du mal zuſammen
Tandem fahren!" „Fährt er denn ſo gut?“ „Reizend; wir haben dreimal zujammen im
Chauſſeegraben gelegen!“
Immer gleid), „Herr Profeſſo1 ganz allein auf dem Tandem?“ „Donner-
wetter, da hab ich nteine Frau drüben in Dippelsdorf im Wirtshaus ſien laſſen.“
Unterfciedlid,. Fräulein A: „Wie iſt dex Name deines Fahrrads ?"
Fräulein B: „Ja, meinſt du den Namen, den der ¡Fabrikant ihm gegeben hat, oder
wie mein Papa es nennt, wenn er abends darüber ſtolpert ?“
a! Schon wieder das Gebimmel,
nur jeßt ſhon unerträglich,
mich ärgert ganz unſäglich.
Möchte endlich doch der Himmel
Alle, die auf Räder fiken,
Niederdonnern =- niederblißen !
Möchte klaffend ſich die Erde
Spalten, daß ein Ende werde
Mit dem läſterlichen Sport!
Mögen von dem Boden fort
Blaſen heft'ge Wirbelſtürme
Dieſes radelnde Gewürme,
Da3 in zügelloſer Eile
Durch der Gaſſen lange Zeile
Raſt auf flüchtigen Pedalen,
Und den biedren Bürger Qualen
Unerhörten Art bereitet,
Das geräuſchlos weitergleitet
Auf den dicken Gummiſchläuchen,
Die des Himmels Bögel ſcheuchen,
Die die Greiſe und die Kinder
Auf dem Lande und auch in der
Stadt in Schreden und Entießen
Und in große Angſt verſeßen,
Die der lieben Polizei
Machen ſo viel Schererei
Nückſichtslos.
Atemlos
Naſt der Nadler auf dem Rade
Auf dem ſtreng verbot'nen Pfade,
Denn für Straßen, die mit Schotter
Schön belegt ſind, hat nur Spott er,
Weil der Steine ſcharfe Spißen
Leicht die Kautſchuckwürſte rigen
Und ſodann die Luft entflieht,
Die er ohne höh'ren Ortes
Sid) Erlaubnis einzuholen,
Aus dem Weltall frech geſtohlen,
Die zum Zwecke ſeines Sportes
Allen Menſchen er entzieht.
Weh! Nun kann man auch ſchon Frauen
Nadeln ſehn durch grünen Auen !
Mädchen im den Backfiſchjahren,
Die der Schule kaum entwachſen,
Sprechen von Pedal und Achſen
H
99
Der Radlerfeind.
Alle wollen Radelfahren.
Statt =- wie es gehört ſich — züchtig
Strümpfe ſtopfen, was doch wichtig,
Oder kochend zu hantieren,
Streiten ſie mit ihren Schneidern, )
Ob man ſtatt in langen Kleidern |
Nicht ſoll in den namenloſen
Jnexpreſſiblesbeinkleidhoſen
Durch die Straßen pedalieren.
Jn die Zukunft ſieht mein Blick,
Sieht die künftigen Geſchlechter
Mütter, Söhne, Väter, Töchter,
Tanten, Neffen, Onkeln, Enkeln
Strampeln durch die Welt mitSchenkeln
Wie ein Eimerfaß ſo dick.
Und direkt an ihren Wadeln,
Die natürlich auch abnorm
Dem Billardfuß gleich an Form,
Seh ich feſt feſtgewachſen Radeln.
Mit dem krummen Fragezeichen
st ihr Rückgrat zu vergleichen,
Drunter man anſtatt der Lunge
Altehrwürd'gem Apparat
Einen Gummiluftſchlauch hat.
Ebenſo wird auh die Zunge
Samt des Kehlkopfs Stimmenbändern
Raſch zum Läutwerk ſich verändern.
Schauerlich !
Lang' kann ih
Nicht mehr dieſes Elend ſchauen,
Und mich packt ein kaltes Grauen.
Jn den Urwald will ich fliehen,
Lieber leben unter Negern,
Elefanten, Löwenjägern,
Lieber mit Gorrillas raufen, A
Und bloß Kongowaſſer ſaufen, 4
Lieber am Aequator wohnen,
Als zu ſeh'n der Cpigonen
Unausbleiblichen Ruin.
Doch mir jagt’3 ein dunkles Ahnen,
Dort giebt's keine Eiſenbahnen,
Keine Droſchke fährt den Pfad
Und bevor ich geh' per pedes
Kaufe ich mir jedes
Falls ein Nad!
Uus dem „Radfahr-Humor“,
LX
Schattenſeiten des Rades für Ehemänner. I
Aus den „Velo-Sport.
D + re ;
Radfahrer:-Symphonie.
Allegretto — Adagio — Scherzando — Finale. Op. 10.
Don A. K.
I. Allegretto.
Sie ſauſen dahin — über die glatten Wege — vorüber an jprofjenden Bäumen
und grünleuchtenden Wieſen.
Der Wind bläſt ihr in das roſig glühende Geſichthen und zauſt an ihrem Blond-
haar, er fängt ſich in den weiten Pluderhoſen ihres Begleiters und zerrt ihm verwegen
die Müße tiefer ins lachende Antlitz. 5
„Wie hübſch das iſt!“ preßt ſie fröhlich hervor.
KSO recht hübſch,“ beſtätigt er, aber er ſieht ihr dabei ganz eigentümlich in
die Augen und lenkt ſein edles Stahlroß dicht an das ihrige.
„Geben Sie acht“ ein leichter Schrei ertönt = „wie leicht paſſiert etwas . . .“
Er lacht es iſt Frivolität in ſeinem Lachen.
„Sie fürchten ſich doch nicht, Claire ?
„Nein nein“, verſichert ſie zaghaft.
„Wenn ich bei Jhnen bin oder gerade Deshalb A
Er drängt ſich jekt dicht an ſie -- ſeine ſiegesgewiſſen Augen umfaſſen die zier-
liche Geſtalt vom fleinen gelbbeſhuhten Fuß an bis zum roſigen Antliß und dem
Sportshut auf dem wehenden Blondhaar
„Sind Sie müde, Claire ?“
Sein heißer Atem ſtreift ihre Wangen haſtig wendet ſie das Köpfchen.
„Nein,“ ſtammelt ſie, „aber es iſt doch beſſer =, wir kehren jeßt zu den anderen
zurück man wird uns vermiſſen
„Pah!“ Er lacht laut auf. „Drängt es Sie ſchon jeßt jenes alberne Gerede
wieder zu hören jene banalen, nichtsfagenden Phraſen und Complimente jene,
den Damen leider ſo unentbehrlichen Süßigkeiten! Gut, Fräulein Claire, fo kehren
wir um! Fliehen wix dieſen poetiſchen Aufenthalt dieſe beſeeligende Einſamkeit zu
zweien
Es klingt ein wenig geſchraubt wie er das ſagt aber er verzieht fein keckes
Geſicht in tragiſche Falten und bemüht ſich, möglichſt niedergeſchmettert auszuſehen.
Sie ſieht ihn an und lächelt ihm unſicher zu.
„Nun denn vorwärts All Heil 11
Seltſam eine zitternde Bangigkeit kommt über ſie vor ihren Augen beginnt
es zu flimmern unſicher treten die kleinen gelben S tiefel das Pedal
Rings umher kein Laut nur das leiſe Gleiten der Räder hier und da fliegt
ein erſchreckter Vogel \<wirrend vox ihnen auf und ſchwingt ſich empor in die Bäume.
Da ein Schrei
Die Maſchine neigt ſich zur Seite mitſamt der zierlichen Herrin
Aber da iſt ev auch ſhon abgeſprungen und fängt die Erſchrockene in ſeinen Armen
auf zitternd lehnt ſich ihr Kopf an ſeine Bruſt.
II.
Schattenſeiten des Rades für Ehemänner.
Uus dem „Velo-Sport. e.)
Die Maſchine iſt klixrend zu Boden gefallen ſchadenfroh blißt die Lenkſtange
im Sonnenlicht.
Er hat ſein Rad ſorgſam an einen Baumſtamm gelehnt. Eine geraume Zeit
ſpäter und no< immer liegt Claire an ſeiner Bruſt der Schreck hat ſie ſo an-
gegriffen -
Er fährt ihr liebkoſend mit den Händen über das Blondhaar, in welc<hes die Sonne
| goldene Lichter ſtreut. Erglühend neigt ſie das Köpfchen.
Sie ſieht nicht daß feine Augen triumphierend aufblißen.
II. Adagio.
„Sie können jetzt gehen, Steffen
„Bergelt es Gott tauſendmal Herr Director.
Der hagere Arbeiter im abgetragenen Ro> drückt dankbar die Hand ſeines
Brotherrn.
„Sh laß ihm gute Beſſerung wünſchen, dem Kleinen
Der Mann hört die Worte niht mehr, ſo haſtig eilt ex hinaus. Draußen fährt
er ſich tief atmend über die Stirn und ſtülpt ſeine ſ<häbige Müße aufs Haupt.
Er muß einen Augenbli die Augen ſchließen es jchwindelt ihm das helle
Grau des Himmels blendet
Dann verſchwindet er in dem dunklen W
räumen befindet.
Nach einigen Secunden ſchiebt ev ein altes, jchlecht conjtruiertes Fahrrad aus dem
1genſhuppen, der ſich neben den Fabrik
Schuppen nit rojtigen Rädern, ein hochbeiniges Ding.
Liebevoll haftet ſein Blick darauf ein Shwung und raſſelnd dur<fliegt ex
den gepflaſterten Hof der Fabrik.
Jetzt iſt er draußen ſeine Bruſt hebt ſich gierig ſaugt er die kalte, reine
Luft ein ah wie das gut thut nach der dumpfen Schwüle des Maſcinen=
raumes
An ihm vorbei fliegen die weißbereiften Stoppelfelder vorüber gleiten die kahlen
Büſche und Bäume immer ferner tönt der Lärm der Fabrik an ſein Ohr.
Er achtet nicht auf den Weg mechaniſch treten feine Füße jein Auge blickt
ſtarr gerade aus uns Veere
Wie ein Bliß durchfährt's ihn und legt ſich ihm bleiern auf die Bruſt y
Sein Junge ſein Peter
Er ſtöhnt auf
Ganz plößlich iſt's über ihn gekommen
Am Sonntag war er mit ihm drinnen, in der Stadt, am Weihnachtstag
Er jollte auc<h eine Freude haben 0
Wie er die bunten Herrlichkeiten der Läden anſtaunte, wie ſein rundes Geſicht
blühte und wie er die braunen Guckaugen aufriß
| Vater, Vater ut Das aber ſ<ön er hört noch die helle, jubelnde Stimme
| Des Kleinen das ſelige Stammeln eines jungen Derzens
Und wie ſie Dann abends auf dem Leiterwagen des Kronenmwirtes heimrafielten
der Wind pfiff ihnen eiſig um die Ohren wie ex ſeinen dünnen Sonntagsüberzieher
um den Kleinen wickelte, der fröhlich mit blauverfrorenen Bäck<hen auf ſeinem Schoß
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INN 1M
MAO 09) | (08 1!
Schattenſeiten des Rades für Ehemänner. III.
Aus dem ‚‚Delo:Sport.’”
ſaß — und nicht aufhören konnte zu plaudern . . . . Von dem großen Schaukelpferd
mit dem roten Lederjattel und den ſilbernen Glö>kchen an den Ohren — und don dem
ſtrahlenden Weihnachtsbaum mit den hundertfarbigen Lämpchen — und von der Feſtung
mit dem Graben rundum in dem richtiges Waſſer war
In der Nacht konnte Peter nicht ſchlafen = — mit weit offenen Augen und vot-
glühenden Bäckc<en lag er im Bett . . . Am anderen Morgen war er krank.
„Diphtheritis mit hohem Fieber” — ſagte der Armenarzt — „will ſehen, ob wir
das kleine Kerlchen durchbringen . .
Da hat der Vater fih an den Tiſch geklammert mit beiden Händen, wie mit
eiſernen Fäuſten hat's ihm die Kehle zugeſhnürt — vor den Augen iſt es ihm dunkel
geworden
Sein Junge — ſein Peter !
Das Einzige, was er no) hat auf dieſer Welt...
Nein — den fann ihm der Herrgott droben nicht nehmen wollen !
Jn der Ferne tauchen Gruppen von Häuſern auf — kleine ärmliche Häuschen, die
ſih wie ſ{<hußſuchend eins an das andere lehnen .—
Jhre bereiften Dächer glißern im fahlen Sonnenlicht.
Er iſt daheim. Kaum vermag er mehr vorwärts zu kommen, — es lähmt ſeine
Glieder, ſein Herz ſtockt und es nimmt ihm den Atem —
Wanfend tritt er durch die vordere Thüre.
Im Zimmer iſt es faſt dunkel.
Er taſtet ſich vorwärts -
„„Beter“, flüſtert er zitternd, „Peter“
Da legt ſich ihm eine Hand auf die Schulter — es iſt der Armenarzt.
„Seien Sie ſtark Steffen“, ſagt er — ſeine Stimme klingt mild und gedämpft.
Die Krankenſchweſter nimmt ſeine Hand und führt ihn ſanft an das kleine
Betthen . . .
Sein Junge fein Peter —
„Er iſt zu den Englein im Himmel gegangen,“ ſagt die Schweſter leiſe und faltet
die Hände.
Da bricht der Mann bewußtlos am Lager ſeines Kindes zuſammen. — —
III. Scherzando.
„Tag, Grete !““
„Tag, Lent !“
„Schönes Velowetter, was ?“
„Gottvoll = Du =“
Die zwei Backfiſ<chen fahren mit eleganter Wendung den Promenadeweg zus
ſammen zurück.
Es fieht hübſch aus die halblangen, flatternden Kleider und die friſchen, jungen
Geſichter unter den weißen Sportskappen.
Alle Wetter — Du — dort geht Kurt Brehm VENT 2
Leni ſchüttelt blaſiert die braunen Locken.
26
„Bah, ein Junge, der noch nicht einmal ein Adler- Fahrrad hat =“
„Du biſt zu ariſtokratiſh angelegt,“ ſpottete Grete und lacht vieljagend zu dem
grüßenden jungen Herrn hinüber.
„Und Du — biſt populär = kokett, find ich,“ ſagt Leni und verzieht hohmütig
den Mund.
„Uebrigens — Du — wie wars denn in der Tanzſtunde?“
„Greulih — wie ſo 'ne erſte Tanzſtunde immer iſt = die grünen Jungens auf
der einen Seite wir Mädels ſtumm auf der anderen natürlich beide Teile mit y
jittfam niedergejchlagenen Augen — und inmitten die ſcheltende Dame, die '3 uns bei=
j bringen foll ! Al3 ob ich no< nicht Walzer tanzen könnte! Und dann -- wenn
man ſhon von Lieutnants gegrüßt wird fann man do<h faum mehr mit — Unter-=
Secundanern verkehren 4 +
„Lent — dort unten naht unſ're engliſche Miß !“
„Gott ſtraf' mich — die kriegt drei Ohnmachten hintereinander, wenn ſie uns auf
den Velos ſieht — fliehen wir !“
„Ja, dreh'n wir ſchleunigſt =“
„Und ic) hab’ auch noch geſtern Mittag geſ<hwänzt es war fo himmliſches
Wetter zum Fahren
„Sauve qui peut,“ ruft jeßt Leni übermütig und beſchleunigt das Tempo in be-
denklicher Weiſe.
Sie hat in der Ferne einen Dragonerlieutenant erblickt am Ende iſt „er's“ !
Ach — wenn er ſie „ſo“ ſehen könnte !
„Himmel — fahr! do<h nicht jo raſend,“ hört ſie Grete hinter ſich keuchen — „ich
fomm’ ja kaum mit 7!
Finale.
j „All Heil !“
Sie klingt ihm no< in den Ohren, die weiche Stimme, die es ihm zugerufen hat
oben im Tannenwald.
Ihre helle, jugendliche Geſtalt ſteht noch vor ſeinen Augen mit lachendem Antlitz
und roſigen Wangen mit den roten Lippen hinter denen die Kleinen Zähne
ſ<himmerten und mit der kleinen, kecken Stumpfnaſe
„All Heil !“
Ein reizendes Mädel !
{ Er lächelt ſelbſtzufrieden in ſich hinein.
! Gewiß hat auc<h er ihr ein ganz klein wenig gefallen wie er da an ihr vorbei-
geſauſt iſt die Füße auf den Fußraſtern die eine Hand nachläſſig an der Lenk
ſtange und mit der anderen fröhli< die Müße vom blonden Haupte reißend
„All Heil!“
Wie hübſc< das klang aus dem friſchen, roten Munde !
Wie erſhre>t ſie aufſchaute
Der Roman, in dem ſie geleſen, entglitt ihren Händen und fiel ins Moos .
Hui! ſauſte er an ihr vorüber feine kecken Augen blißten ſie eine Sekunde
lang an die niedliche Kleine, die da auf der Bank am Wege ſpannende Liebe3ge
ſchichten verſchlang —
All Heil !“
Zur Rechten ſtarrten troßige Felſen empor, mächtige Tannen wuchſen dazwiſchen
ihre Wipfel rauſchten leiſe und in ihren Zweigen jubelten die Vögel. y
Ueber ihm wölbte ſich der lachende Himmel ſtrahlte goldenes Sonnenlicht
Und wieder zur anderen Seite unheimliche Tiefen, rauſchende Bergbäche unten
die ſich durc< grüne Wieſen ſchlängeln.
Seine Bruſt weitete ſich ſein Herz frohlockte
Das war Jugend !
Das war Seligkeit !
Entronnen zu ſein der dumpfen Hiße der Großſtadt frei atmen zu können
in der weiten herrlichen Gotteswelt nichts von Zwang
Und da hinunterzuſauſen, daß einem die Sinne ſchier vergingen
Freiheit Fretheit Herrlichkeit !!
Und ein paar roſige Lippen, die lachten
Das war's !
Wer das feſthalten könnte für die Ewigkeit . . . !
Uus der „Straßburger Poſt.“ 1897
27
Aus dem Büchermarft.
Quer durch Auſtralien auf einem Zweirade. Soeben hat
ſich ein Ereignis vollzogen, welches in der Geſchichte des auſtraliſchen
Fahrradiportes wohl für alle Zeiten die hervorragendſte Stellung ein-
nehmen wird. Ein Jrländer, Jerome J. Murif, hat es fertig gebracht,
Auſtralien von Süden nach Norden allein auf ſeinem Rade zu durc-
queren. Er verließ Adelaide am 10. März und langte in Port Darwig
am 22. Mai an, ſomit die 1975 engl. Meilen (3178 km) betragende
Stre>e in 73 Tagen zurücklegend. In Bezug auf Schnelligkeit iſt die
Leiſtung allerdings nicht von großer Bedeutung. Wenn man jedoch in
Betracht zieht, mit welc<h' ungeheuren Mühſeligkeiten, Strapazen und Lebens-
gefahren mannigfacher Art ein derartiges Unternehmen verknüpft iſt,
jo muß man zugeſtehen, daß zur glücklichen Durc<hfühung desſelben mehr
wie die gewöhnliche Portion Mut, Unerjchrodenheit und Ausdauer
erforderlich iſt. Von Adelaide nach Port Darwin geht eine Telegraphen-
Linie quer durch den Kontinent, an welcher ſich in Zwiſchenräumen von
ca. je 200 Meilen Stationen befinden. Murif wählte ſeine Route dieſer
Telegraphen-Linie entlang, wobei er ſeinen Lebensmittel- und Waſſer-Vor-
rat auf den Telegraphenſtationen nah Bedarf ergänzte. Schon jahre-
lang trug ſich Murif mit dem Gedanken herum dieſe Fahrt zu unter-
nehmen. Urſprünglich beabſichtigte ex jedoch die Reiſe mit einem Gefährten
zuſammen zu machen, da er jedoch keinen Radfahrer auftreiben konnte,
der ſich dieſem tollkühnen Abenteuer anſchließen wollte, ſo unternahm er
es ſchließlich auf eigene Fauſt. Seine Vorbereitungen und ſeine Abfahrt
nach Adelaide vollzogen ſi< in aller Stille. Selbſt den Namen der
Maſchine, die Murif zu der Fahrt benußte, wollte er nicht in die Oeffent-
lichkeit dringen laſſen, da er nicht beabſichtigte ein Reklameobjekt für
irgend ein Fabrikat zu ſchaffen, ſondern der Zweck ſeiner gefährlichen Rad-
tour nach Murif's eigener Ausſage beſtand lediglich darin, Material zu
ſammeln, um ſpäter ein Buch über ſeine Erlebniſſe ſchreiben zu können.
Die Fabrikmarke von dem Rade entfernte er zu dieſem Zwecke, bekannte
indeſſen ſpäter in einem Telegramm von Alice Springs, daß ſeine Maſchine
eine „Adler“ ſei. Die ganze Ausrüſtung Murifs beſtand in einem
großen innerhalb des Rahmens angeſchnallten Waſſerſa>, einem kleinen
Kochgeſchirr, einer Wachstuchde>e, zum Zudecken des Nachts, und einem
Revolver, zum Schuße gegen die Eingeborenen. Glücklicherweiſe wurde
er von dieſen nicht beläſtigt, obwohl er das Gebiet einiger Stämme durch-
ziehen mußte, die durch ihre Wildheit und Verſchlagenheit berüchtigt ſind.
Dem Berichte Murif's zufolge legten die Schwarzen eine ungeheure Scheu
vor feinem Rade an den Tag und pflegten in der Regel ſich mit der
größten Eile unſichtbar zu machen. Die auf des Tages Hitze folgenden
kalten Nächte verurſachten Murif manch unangenehme Stunden, da die
Wachstuchdecke ſein einziger Schuß war, und er es ſich nicht riskierte ein
Teuer anzuzünden, aus Furcht etwa in der Nähe befindliche Wilde anzu-
locken. Einmal war ex beinahe zum Aufgeben ſeines Unternehmens ge-
zwungen, da ihm die maſſenhaft auftretenden Sandfliegen eine bösartige
Augenentzündung verurſachten. In dieſen unermeßlichen Einöden des
eo
Innern, die ſo ſelten von eines Weißen Fuß betreten werden, ſtellten
fich dem kühnen Radler die erſhre>endſten Hinderniſſe entgegen. Am
ihlimmften ift der Sand, an dem Auſtralien reicher iſt als irgend ein
anderer Erdteil und die damit verbundene Waſſerarmut. Schroffe unweg-
ſame Gebirgsketten und ſteinbeſäte Tafelländer waren ebenfalls nicht ge-
| wöhnliche Zugaben. Murif hat ſeine ſchwierige Aufgabe in glänzender
Weiſe gelöſt und es iſt ihm zu gönnen, daß ſein über die Durchquerung
erſcheinendes Buch einen bereitwilligen Abſatz findet.
D RBA
Nach berühmten Muſtern.
Sehr frei nah Bodenſtedt.
Der Weiſe ſpricht: „Soll's Fahren dir geſund ſein,
Darf's Radel ſelbſt in erſter Reih’ — kein Schund ſein.
Aus bejtem Stahl ſoll jeder Teil,
Die Sagerfugeln rund fein.
Der Sattel niht zu hoch hinauf,
Die Cenkſtang' nicht am Grund ſein.
Sonſt werden eh! drei Monat um
Das Rad und Du am Hund ſein.“
Aus dem „Radfahr-Humor
Im Duſel.
Frau (na<ts ihrem Mann die Hausthüre öffnend) : „Um Gotteswillen, wo
iſt denn dein Velociped ?“ Mann (ſtammelnd) : „Mein . . . mein VBelociped .. .
fie ich denn nicht d'rauf ?“
So geht's in der Welt zu, Beim einen per pedes,
Bald krumm und bald grad'; Beim andern per Rad.
O, dieſe Männer! Herr Beiſerl
in den Flitterwochen, und
und ſeine Frau auf einem Berg
=
ein Jahr nach der Hochzeit
Nus dem „Radfahr-Humor“
Das Lied vom Radeln.
Wohlthätig iſt das Radeln nur,
So lang von Rennen keine Spur,
Ind was man dann zurückgelegt,
Das dankt man ſeinem Rad bewegt.
Doch furchtbar wird der Nadler dort,
Wo er verführt wird zum Record,
Einherraſt auf der eigenen Spur
Wie eine überdrehte Uhr.
Wehe, wenn er losgelaſſen,
Jagend wie auf wilder Flucht,
Durch der Rennbahn lange Gaſſen
Raſet mit gewalt'ger Wucht ;
Wer Vernunft beſißt, muß haſſen
Den, der ſo das Weite ſucht.
Auf dem Rade fahret gerne
Jn die Ferne,
Auf dem Nade nimmermehr
Jagt zu ſehr.
Hört ihr den Trompetenſtoß?
Jetzt geht's los!
Wie Ocean
Hört man's brauſen,
Jeßo ſtürmt es ſhon heran.
Spürt ihr's ſauſen?
Hört, wie's kracht!
Platz gemacht!
Naſend wie von Angjt getrieben
Nah'n ſich jezt der Radler ſieben,
Keiner iſt zurückgeblieben.
Kochend wie aus Ofens Rachen
Glüh'n die Köpfe, Felgen krachen,
Schrauben fliegen, Speichen ſchwirren,
Reifen platen, Ketten Elivren,
Räder knackſen
An den Achſen ;
Alles rennet, jaget, trampelt,
Wie verrückt wird hier geſtrampelt.
Durch der Radler lange Kette
Um die Wette
Jagt jetzt einer; weit im Bogen
Kommen and're nachgezogen,
Jeder will der Erſte ſein.
Praſſelnd fällt ein jedes Bein
Jetzt mit Macht auf die Pedale,
Neu belebt mit einem Male;
Und als ſollt man in dex Stunde
Dreimal um die Erde Sein,
Mehren ji die Strampelei’n
Klingelt man zur lezten Runde.
Rieſengroß,
Hoffnungslos
Sieht der letzte die Diſtance
Sich vergrößern ohne Chance;
Ach, ex kommt ja viel zu ſpät.
Abgerannt
Jſt die Strecke,
Und gedient iſt nun dem Zwecke
Jſt das Fahrrad auch zerknickt
Jſt der Fahrer auch zerſchunden,
Schöner Troſt wird bald gefunden,
Denn um anderthalb Sekunden
Wurde der „Record gedrückt."
L. Bl.
Anno 1925.
Die „Volapük-Zeitung“ Nr. 1298 ſchreibt in ihrer Nachmitternachts-
Nummer vom 17. Juli 1925 unter „Gerichtsſaal“: Ein rührender
Fall beſchäftigte heute das Amtsgericht München I. Zur Verhandlung
fam der bisher unbeſcholtene, 62 jährige, ſtellenloſe Luftballonfiaker Ferd.
Maier wegen Vergehen des Raddiebſtahls. Der Angeklagte ent-
wendete am Abend des 17. Juni aus dem Radlager der Radiweiber-
Genoſſenſchaft a. V. ein der 74 jährigen Rettigverkäuferin Cenzi Plapperl
gehöriges nagelneues E Der Gensdarm Tretmaier der
I. Rad-Renn-Brigade holte ihn jedoch zwiſchen dem ſechſten und
ſiebenten Kilometerſtein vox München ein, nahdem der Dieb dem ſcharfen
Spurt des Sicherheitsbeamten unterlegen war. (Bei dieſer Gelegenheit
{lug Gensdarm Tretmaier laut Ausweis der am Rad befeſtigten Kontrol-
Uhr den bisherigen Renngensd armenlandjtraßenfilometerreford um 125
Sekunden, und ſtellte eine neue Zeit mit 59*/5 Sekunden feſt, welche von
dem ſpäter hinzugekommenen Wachtmeiſter Kurbelmüller von der III.
Rad- Touren-Brigade Beſtätigung fand.) Nachdem die Perſonalien
verleſen, wird zum Verhör des aus der 12 tägigen Unterſuchungshaft
vorgeführten Angeklagten geſchritten.
Vorſißender: „Sie ſollen alſo gemäß der Anklage am 17. Juni
ein Fahrrad — entwendet haben! Bekennen Sie ſih ſchuldig ?“
Angeklagter (unter Thränen): „Ja.“
Vorſißender: „Was haben Sie zu Jhrer Entſchuldigung vor-
zubringen ?“
Angeklagter: „Sd habe ſhon ſeit Jahren keinen Verdienſt, bin
faſt ohne Kleider, meine Frau und Kinder betteln, ich hung're ſeit vier-
zehn Tagen (grade hinausſchluchzend) und nicht einmal ein Fahr-
rad nenne ich mein eigen.“ (Aufregung im Auditorium, man hört
weinen, die Herren am Gerichtstiſche ziehen die Taſchentücher.)
Angeklagter (fortfahrend) : „So kam ich hierher, begafft und
verſpottet als Fußgänger, da ſah ich im Hofraum eines Hauſes, in das
ich mich aus Scham geflüchtet, ein Rad. Der Not -- der zwingenden
Not gehorhend, nahm ich die Maſchine an mich, die Not machte mich
zum Dieb — ad, ah!” (Sc<merzübermannt ſinkt der Angeklagte in
die Arme des thränenden Auges neben ihm ſtehenden Gensdarmen. Jm
Zuhörerraum iſt kein Auge trocken, ſelbſt der Vorſißende findet vor
Rührung lange Zeit keine Worte.) Nach einer langen Viertelſtunde,
während welcher der mit Auſtern und Champagner gelabte Angeklagte
an zu ſich kommt, nimmt die Verhandlung ihren Fortgang.
er Amtsanwalt erhält das Wort und erklärt mit mehrmals vor
Thränen erſti>ter Stimme, daß ihm die Ausübung ſeines Berufs nie jo
ſchwer geworden, er beantragt ſchließlich, „weil es denn doch nicht anders
geht“, die geringſt zuläſſige Strafe für Not-Diebſtahl von 3 Tagen Haft.
Der Angeklagte verzichtet auf's Wort, dagegen verdienen die herrlichen
Worte ſeines a ld Dr. Meerſchaum hier wiedergegeben zu werden:
Hoher Gerichtshof! Laſſen Sie meine Thränen mit den Jhrigen ſich
vereinigen (weint), nur um meinen armen Klienten rein zu waſchen
Dale
don der Schuld, die ſcheinbar auf ihm laſtet. Der Herr Amtsanmwalt
mußte, dem ſtarren Buchſtaben des Geſees nachgebend, Strafantrag
ſtellen, als Menſch hätte ex am liebſten zu meinem Klienten geſagt:
Braver — wack'rer, ehrlicher Mann, kannſt du mir verzeihen, daß ich
dich in Anklagezuſtand verſezen mußte. Kannſt du Großmut üben, mir
gegenüber, kannſt du = =“ (die weiteren Worte ertrinken in einem
Thränenſtrom). Nach einer kleinen Pauſe fortfahrend: „Hoher Gerichts-
hof! Not bricht Eiſen, warum ſollte ſie nicht die ehernen Buchſtaben
des Geſees brechen? Mein Klient iſt unſchuldig, er handelte in
ſuggeſtivem Zuſtande, hypnotiſch beeinflußt durch die zwingende Not-
wendigkeit, ein Fahrrad beſißen zu müſſen. Geben Sie dem Manne, der
rein und integer vor Jhnen ſteht, ſeine Chre wieder, ſprechen Sie ihn
frei und billigen Sie ihm die für unſchuldig überſtandene Unterfuchungs:
haft vorgeſehene ſtaatliche Entſchädigung zu!" Allgemeines Bravo aus
dem Zuhörerraum folgt dieſen Worten und der erſichtlich tief bewegte
Vorſißende findet darüber kein Wort der Rüge. Der Gerichtshof zieht
ſich nunmehr zurück, um nach 20ſekündiger Beratung wieder zu erſcheinen.
Das Urteil lautete im Sinne der Verteidigung auf Freiſprechung
und 50 Mark Entſchädigung. Die Bekanntgabe wird mit Bravo-
rufen im Auditorium entgegengenommen und der Amtsanwalt klatſcht in
die Hände. Bevor ſich der Freigeſprochene entfernt, regt der Vorſißende
noch eine Sammlung an. Die Schöffen und der Amtsanwalt ſteuern
derart reichlich bei, daß dem Verteidiger eine Summe ausgehändigt werden
kann, die ihm ermöglicht, ſeinem Klienten ein Fahrrad zu kaufen.
Unter Dankesworten verabſchiedet ſich Ferd. Maier, um gleich darauf auf
einem vom Gericht geliehenen Tandem mit ſeinem Verteidiger in eine
Fahrradhandlung zu radeln, zwecks Ankauf einer Maſchine. Der Jm-
preſario eines Panoptikums ſoll dem Mann, der jahrelang kein Fahrrad
beſaß, bereits einen glänzenden Engagements-Antrag gemacht haben.
Aus dem ',, Radfahr-Humor’,
Sonſt und jeht.
Bis dato mußte man die Dicken
Zum Kurgebrauch nah Karl3bad ſchien,
Doch heut’ wär! ſolcher Rat zu tadeln ;
Ein rechter Arzt verordnet'!'s Radeln,
Spruch.
Der mit Geld im Knappen ſteht,
Meiſt auf Schuſters Rappen geht,
Doch wer ein wenig Bar hat,
Und klug iſt, kauft ein Fahrrad.
Radfahr-Humor
Des Radlexs Spruch.
Vergeſſen und verſunken
Das iſt des Sängers Fluch,
Gegeſſen und getrunken,
Das ſei des Radlers Spruch.
Deft, Radf.
Wahrer Sprudh.
Freund’ in dev Not,
Geht ein Dußend auf's Lot !
Doch wenn es beſoffen zum Heimweg geht,
Fallen’s im Dußend vom Velociped.
Folge.
Spielt Sie in Cis- und A-dur,
Macht ſchleunigſt er 'ne Radtour.
Variant Auf dem Lernrad.
ariante.
Anfangs wollt' ich faſt verzagen
Wer niemals Neifen flickend ſaß,
In einen Graben nie that gleiten,
Wer ſtückweis nie ſein Rad auflas,
Der kennt ſie nicht, die Radfahrer-Leiden.
Und ich glaubt', es trüg mich nie,
Endlich hat '8 mich doch getragen,
Aber fragt mich nur nicht, wie?
„Stahltad.
Aus dem ‚„Badfahr-Humer‘‘,
erkläre mir den Begriff eines Fuß:
Aus der Schule. Lehrer: „Schulz | :
Mann, der leicht von einen Radfahrer
Ze
Schüler: „Ein Fußgänger iſt ein
en werden kann, wenn ev nicht aufbaßt.
Gerinaſhäßig. ‚Warum haben Sie denn dem Ivambelhuber ihre Tochter
{ der fann do< gut eine Frau ernähren?“ Der ‘eine Frau ernähren ?
Der verdient nocd nicht ein das Del für ſein Rad.“
Auf der Promenade, Lieutenant (der eine Dame vom Rad fallen ſieht
Natürlich: man braucht ſi< ja nur draußen ſehen zu laſſen!“
Vorſchlag. Dichte Der Hel nes Stückes muß im zweiten Akt ver
lücden. I< weiß Ungl ih wählen foll. Herr: „Laſſen Sie
ja n werden
tler (Ih Lieber Herr, ſchenken Sie mir doh eine
lückliher Menſch, dex keinen Freund beſißt, und um
ſtern auch noch an meinem Rad die Vorder
c einen Namen gegeben?“
mit meiner Fraü nicht einigen Sie will den
1 em R 1) nad) dem meinigen.
Modern. Glüdlicher Vater: „Na, Herr Doktor, iſt es ein Junge oder
ſt es ein Mädchen Doktor: „Keins von beiden, lieber Freund, Sie werden wohl
in Tandem anſchaffen müſſen.
Wiſſenſchaftlih, Zwei <ten den Cyflometer. Der „Geſcheidte“
tebt auf die Fra n Î ſei S ummer Kerl, weißt nicht, da3 iſt
wf der man ſieht, wie einer in der Minute fährt.“
Gute Erklärung. Frau: „Du, was bedeutet denn der Ausdrud „Schritt
her“ bei den Nc vl tann Das iſt ſoviel wie der Souffleur bei den
Fahr
Modern,
teſten Vic
jeſtern ſpazieren gegangen und habe mir
B: Aber ich bitte Dich, für Sommer
A: „Aber wer ſpricht denn von Kleidern?
do<h Fahrräde1
„Rekrut Huber, was haben Sie für einen
3d hrer, Herr Sergeant.“ Sergeant: „Ad,
Vom Kaſernenhof.
Beruf ın Hıvıl Oul Sd
Quatſ> Berufsfahrer! Fuhrı
Bedenklidy A nem Sohn in der leßten Woche ein Fahrrad
jefauft! AR LOS ADLER 1 138 Fahren?" A: „Das3 kann ich nicht jo be
urteilen, augenblicklich geht 111} ücket
Mediziniſ<h. „Hab! Dich ſchon lange niht mehr fahren geſehen. Warſt Du
franf? sch nicht, aber mein Nad war drei Wochen in der Klinik. Es hatte
Ventil-Katarrh, eine unſtillbare Luftſhlau<-Diarrhoe und Anfälle
einen har
näctgen
von Delirium cugelarium. Außerdem fand man eine ausgebildete Axofracurat
schepperans, ein einjeitigd Rheuma pedalieum und ein heftiges Balance-We@hſel
ftebei Das genügte.
Ein Cdelmütiger, Richter: „Sie haben Jhrem Wohlthäter das Fahrrad
geſtohlen, weshalb denn? Angeklagter: „Na, Herr Richter, ex hatte in kurzer Zeit
zwei Rippen und das Naſenbein gebrochen, das konnte ich nicht länger mit anſehen!"
Der Pantoffelritter. Mann (wehmütig): „Aber Lisl, warum auc<h mußteſt
Du Dir nun gar noch ein Herrenrad kaufen! Du brauchteit Doch unjere häuslichen
Verhältniſſe nicht gar ſo öffentlich zur Schau treten zu laſſen.“
Abenteuer in Oſtindien. „Da hat mir mal am Ufer des Janges, während
it auf eenev Palme jchlummerte, een Krochodill meinen Hinterreifen anjeknappert, dat
alle Luft entwichen iſt. J> wußte mer momentan jar nich zu helfen, da ſchießt plöß-
lich eene jiftige Cobra aus'n Jebüſch und beißt voller Wut in den lädierten Reif. Dat
Wunder war jeſchehn. Der intenſiv jiftige Biß brachte den Reifen ſofort zum An-
ihwellen und ick konnte weiter fahren. Allerdings mußte i> in Benares das Hinterrad
abnehmen und die janze Maſchine desinfizieren laſſen.“
Schwierig. Parkaufſeher: „Sie, heda! Wenn Sie hier fahren wollen,
müſſen Sie abſteigen!“
Gin ganz Schneidiger. Fußgänger (zum vorbeiſauſenden Rennfahrer):
„Holla, obacht, der Zug kommt! Abfigen!” Rennfahrer: „Kann net! I<h muß
noch nüber und wenn i die ganz’ Lokomotiv über'n Haufen fahr!“
Höchſte Not, A: „Ihnen iſt's wohl ſchon ret ſchlecht gegangen im Leben?“
3: „Na, ich ſage Ihnen, eines Tage3 kann ich mich erinnern, da hatte ich nit... mal
el, um meine Maſchine zu ſc<hmieren!“
Ge
Gleiches Schi>ſal. A: „Wo ift das neue Velociped, das fie kürzlich Ihrem
Sohn gekauft haben?“ B: „Jn Reparatur!“ A: „Und ihr Herr Sohn?" B: „Auch!“
Stark aufgetragen. „Iſt der Pneumatik auch gut?" „Das glaub’ ich!
Mit dem können Sie über eine ganze Schuhnagelfabrik wegfahren.“
Reklamelüſtern. Herr (mitleidig zu einem Meiſterfahrer, der eben geſtürzt
iſt) : „Soll ich einen Doktor holen laſſen?“ Meiſterfahrer: „Nein, danke, aber einen
Berichterſtatter.“
Zweckmäßiger. Er: „Auf den Händen will ich Dich tragen !“ Sie: „Fahr!
mich lieber auf'm Tandem.“
Geredtfertigter Ausſpruch, Schuldner (zum Gläubiger): „Sonderbar!
Es iſt nun bereits das vierte Mal, daß Sie mich auf offener Straße ſtellen und mahnen.
Sie werden's no< ſo weit treiben, daß ich mir ein Fahrrad anſchaffe !“
Ein Sportskundiger. „Herr Müller, Ihr Sohn hat geſtern abend den
Rekord geſchlagen.“ „Der Kerl ruht nicht, bis er mit ſeinen Schlägereien einmal an
den Unrechten kommt.“
Zweierlei Geſichter. A: „Neulich hat jemand zu mir gejagt, e8 gäbe zwei
Arten von Fahrradgeſichtern.“ B: „So, welche?" A: „Das eine hat der, der Rad
fährt, und das andere hat der, der es ihm verkauft hat.“
Die kleinen Radfahrer. „Heute bin ich mit Nachbars Max um die Wette
gefahren, Papa!“ „So, wer hat denn geſiegt?" „Ich; Max hatte zwei Beulen am Kopf
und ich nur eine!“
Aha! Zuchthausgeiſtliher: „Was haben Sie denn angeſtellt?“ Stväj-
(ing: „Mit dem Rad bin ich auf einem verbotenen Weg ertappt worden!“ Zuchthaus
geiſtlicher: „Deshalb kommt man doch nicht ins Zuchthaus?“ Sträfling: „Ja...
das Rad hat nicht mir gehört!“
Theorie und Praxis, A: „Wer iſt denn der alte Herr da, der jo eifrig
radelt?" B.: „Das iſt der Dr. Nörgler, der vor ein paar Jahren eine Broſchüre über
die Schädlichkeit des Radfahrens geſchrieben hat.“
Stimmt. A: „Da3 Radfahren ſtärkt, es macht geſund, man lebt länger!“
B.: „Na, Sie müſſen do< zugeben, unſere Vorväter haben nicht geradelt und 4
A (unterbredend): „Und find jeßt alle tot!“
Im zwanzigſten Jahrhundert. „Haſt du gehört, der Geheimrat Schmidt
iſt geſtorben?“ „So, der alte Sonderling.“ „Sonderling? Wieſo?“ „Er war kein
Radfahrer.”
Begriffen. Hauptmann (während es laut donnert): „Jett fährt die
Artillerie über die Wolken.“ Söhnchen (während es leiſe nachdonnert) : „Und jeßt
die Radfahrer-Kompagnie, nicht wahr ?
Gin ſtarker Mann, Sagen Sie mal, alle Mitglieder Jhres Vereins
haben ſo merkwürdig gebogene Lenkſtangen an den Rädern ?“ „Ja, daran iſt unſer
neues Mitglied, der Jokelmann, ſchuld ; der macht immer ſolche Wiße, daß ſich ſelbſt
die Lenkſtangen biegen
Der Pantoffelheld. A (zu B): ,,. . . Sag’ einfach zu Deiner Frau, Du
machſt eine Radtour und kommſt in unſere Kneipe!“ B: „Da kennſt Du ſie ſchlecht,
die kontrolliert meinen Kilometermeſſer genau!“
Ländliche Wertſchäßung, Erſter. Bauer: „He, Sepp, haſt wieder fünf
Markel kriegt, hat gewiß der Radler a Gans überfahren ?“ Zweiter Bauer: „Na,
bloß drei Mark hab’ i< kriegt, er hat nur meine Alte überfahren !“
Fin de Siècle. Dame des Hauſes (deklamierend): „Raum iſt in dei
fleinſten Hütte für ein glücklich liebend Paar.“ Die kleine Elſa: „Aber, wo hat
denn da das Tandem Plat ?“
Entgegenkommend. Händler: „Bedaure, eine Laterne kann ich nicht zu
geben. Damit Sie aber ſehen, daß ich nicht ſo bin, will ich das Rad noch auf meine
Koſten aufpumpen und ölen laſſen.“
Radlerhunger, Jette: „Warum haſte denn deinen Friße von die Rad
fahrerabteilung uffjejeben?“ Lotte: „Nanu, der Menſch hat ſo viel jejeſſen, bat ick
mir an ſeiner Statt zwee Kavalleriſten halten kann.“
Ungerechtigkeit, Bauer (der wegen Roheit verurteilt worden): „Kruzinöſer
Element no< amal! Nöt amal an Radfahrer ſoll man heutzutag' verhauen dürfen!"
Welcher ift der Beneidenswertejte ?
Aus dem ‚‚Delo»Sport.
- Farbenſiun, Mutter (zürnend) : „Wie konnteſt du dir die Begleitung von
dem jungen Mann gefallen laſſen.“ Toter : „A<, Mama, ſein heller Anzug paßte
ſo gut zu meinem braun lackierten Rad."
Zurückſehung. In einer Geſellſchaft wird das Flötenfpiel eines Virtuoſen
beſprochen und derſelbe über die Maßen gelobt, was ſchließlich dem anweſenden Renn-
fahrer zu viel wird: „Na ja, er ſpielt ganz gut, aber ſeßen Sie ihn mal aufs Rad
dann kann er nix!“
Fachmänniſcher Beirat. Richter: „Sie haben bei dem Einbruch in das
Fahrradgeſchäft hilfreiche Hand geleiſtet ?“ Angeklagter: „Nein; ich habe nur
ein gutes Nad für meinen Freund ausgeſucht . . . Der verſteht nämlich nichts davon!“
Zukunftsbild. Onkel: „Gehſt du nicht mit mir ſpazieren?“ Student: „Nein,
ih fürchte die böſen Zungen.“ Onkel: „J< verſteh! dich nicht =“ Student: „Es
heißt dann gleich, ich hätte mein Rad verjekt.”
Weiter nichts. A: „Na, hat ſich bei dem heutigen Dauerrennen jemand
verleßt?“ B: „Ach, nein. Schmidt hat ſi<h das Naſenbein zerſchlagen, Lahrner die rechte
Hand verſtaucht, Spißmann ein paar Zähne ausgefallen und Huber die Finger gebrochen ;
aber verletzt hat ſich eigentlich keiner.“
Sparſam, Lehrer: „Warum biſt du geſtern nicht in die Schule gekommen?“
Frißl: „Mein Vater iſt im Korſo gefahren ; da hat er meine Hoſe gebraucht.“
Schmeidjelhaft. Gattin: „I< glaube, ihr Männer intereſſiert euch mehr fin
eure Fahrräder, als für eure Frauen!“ Gatte: „Das hat auch ſeinen Grund: bei den
Fahrrädern giebt's alle Augenbli> neue Modelle!“
Ein kluger Gefchäftsmann, „Warum fahren Sie eigentlich auf einem
Damenrad, Herr Dizzler?“" Dizzler (Gaſtwirt): „Ja, ſehen Sie, wenn ich nicht ausfahre,
ſtell? ich das Rad vor mein Lokal, und dann kehren die meiſten jungen Radfahrer bei
mir ein, wenn ſie das Damenrad ſo allein ſtehen ſeh'n.“
Bruderliebe, „Der Fahrradhändler X empfiehlt ja ſeinen Kunden immerzu
Zackenpedale, wie kommt denn das?“ „Ja, ſein Bruder hat doch ein großes Shuhwaaren=
geſchäft.“
Schrecklidy, A: „Geſtern habe ic< beim Zahnarzt eine fürchterliche Viertel-
ſtunde verlebt.“ B: „Wieſo denn?“ A: „Na, denken Sie ſich, er hat mir ſeine ver-
dammte Zange in den Mund geſteckt, ſo daß ich nicht ſprechen konnte und mir dann
erzählt, ſein Fahrrad ſei beſſer wie mein's.“
Ein ſchaxfer Flieger. Wirt: „Wieviel Kilometer ſind Sie denn heute ſchon
gefahren?“ Radfahrer: „Weiß niht. Kann nicht ſo ſchnell zählen.“
——— >
Alapphorn.
Zwei Mädchen fahren auf dem Rad Zwei Radfahrer fuhr'n auf Tandem hin
Sie f f ſie f Und nichts zu ſuchen war ihr Sinn,
mn ſtets Die eine Da fanden ſie ein Wirtshaus plößlich
— hatte keine. Auf einmal war ihr Durſt entſetzlich.
Oeſt. Radf Radfahr-Humor
vel git über Zwei Schwiegermütter fuhren Rad,
ie eine früh, die andere ſpat,
o< von den Schwiegerjühnen ſiehe !
Fuhr einer ſpat — der andere frühe
nämli<h lieber ;
T
argerte 2
nämlich)
Zwei Gecken fuhr'n auf Rädern 'rum
ex Dumme macht den Buckel krumm,
a dies gefiel dem Dümmern,
Macht’ er no< einen krümmern.
T
T
I
Gedanken-Splitter.
Wie leiht trägt Dich das Rad, und wie jchwer haft Du mandmal am Rabe
10e
Beim Regen ſchießen Pilze auf, beim Sonnenſchein die Nadfahrer.
r Verſtand iſt die Lenkſtange des Herzens
n künftigen Kriegen kann's vorkommen, daß einer wegen „Fahrradvorratverrat“
ſtandre<htli< erſchoſſen wird.
Leidenſchaften ſind Fahrräder ohne Lenkſtange.
Mancher Menſch gleiht dem Fahrrad, man muß ihn immer treten, wenn er das
Gleichgewicht behalten ſoll.
Beſſer man läßt ſein Rad laufen, als ſeine Zunge ſpazieren geh'n.
Die Preiswettfahrer unterſcheiden ſich in ſolche, die was haben wollen und in jolche,
die wa3 ſein wollen.
In langen Regenperioden find die Velocipediſten die Strohwittwer der Landſtraße.
Man ſoll nicht mit der Thür ins Haus, aber auch nicht mit dem Rad in die
Thür fallen.
Wie zufrieden lebte mancher Radler, wenn ev ſi< um fremde Räder ſo wenig
Himmerte, wie um fein eigenes !
Der Radfahrer ift der Stenograph unter den Paſſanten.
Börſenbericht.
Aktien der Adler Fahrradwerke am 25, Juni 1898: Stimmung an-
fängli< gedrückt, allmählih animierter und ſchließlich feſt. Bei ſtarker Zufuhr und
reichlicher Auswahl haben Conſumenten gute Deckung. Spirituoſen gefragt. Manche
thun ſich bedeutende Pöſtchen an. — Kater mit guter Tendenz, ohne Abnehmer zu
finden. Uebrigens liegt etwas in der Luft.
Allgemeine Nac<hbörſe: Sämtliche Werte ſtark ſc<hwankend. Mehrere ſonſt
als leiſtungsfähig bekannte Häuſer können ſich nicht mehr halten. Dr. P.
Wetterbericht.
Stark benebelt, — Neigung zu feuchten Niederſchlägen. Drop:
Polizeibericht.
Geſtohlen kann uns Jeder werden, der heute nicht mit uns fröhlich iſt.
Zugelaufen ſind viele Gäſte in's Velodrom.
Friſch an-geſtohen — wird — ſobald ein Faß zu Ende iſt.
Freigegeben für Radler iſt ſeit heute der Main vom rechten bis zum linken
Ufer, wird alſo vom Fahrverbot für Räder nicht betroffen.
In die Luft geflogen iſt vor Kurzem Fräulein Paulus mit einem Adlerrad.
Großfeuer! Wer ſolches heute Abend im Schädel ſpürt, ſoll aufhören zu
löſchen.
Auf-gehängt werden die Müßen und Hüte, die nicht auf dem Kopf belaſſen
werden.
Grober Unfug iſt es, wenn Jemand ſich eher drückt, als die heutige Feier zu
Ende iſt. Dr. P.
Aus dem „Radfahr-Humor“.
Gedanken eines einſam Dahinradelnden.
Merkwürdig, daß man niemals das Einölen vergißt, — wenn ein Wirt3haus
fommt.
Niemand iſt der Frauenbewegung freundlicher geſinnt, als -- der Fabrikant von
Damenrädern.
Leihe niemals einem Sanguiniker dein Geld, einem Melancholiker dein Ohr, einem
Phlegmatiker deinen Regenſchirm und einem Choleriker dein Rad.
Auch der Ichlehtite Radfahrer kann durch fortgeſeßtes Ueben zur Ausbildung, ſchneller
und leichter aber zur Einbildung gelangen.
Wer ſeine Freude am Radfahren hat, der kennt kein Jagen nach dem Glück, ſondern
nur ein glückliches Dahinjagen.
Wenn du auf deinen Fahrten an ein Wirtshaus kommſt, und du trinkſt ein Glas
— und du trinkſt no< ein Glas, — dann fahre nur fort!
Aus der Inftruktionsftunde, NRadelnder Rekrut: „Jh hab’ mir ge
dacht . .“ Unteroffizier: „Ad was! Ein Radfahrer hat nichts zu denken ! Bei
ihm iſt dex Kopf nur dazu da, um den Schwerpunkt des Körpers nach vorn zu verlegen.“
Im 20. Jahrhundert. Richter (zum Zeugen): „Ihr Name und Stand?“
Zeuge: „Johann Huber, Berufsfußgänger.“
Ein Drama.
Dicht und ſ<wer wirbelten die Rauchwolken in die Luft ; gierig züngelten die
roten Flammen an die Mauern empor. Ja, das Paus brannte !
Tapfer und unerſchro>en arbeitete die Feuerwehr, und alles ward gerettet, Männer,
Frauen und Kinder. E
Plößlich ſtürzte ein ſchönes junges Werb auf etnen der Feuerwehrleute zu und
umichlana ihn mit ihren weichen Armen. Ihr Haar wallte auf ihren Nacken hernieder,
ind ein tötliches Entſeßen malte ſi< in ihren ſchönen abgrundtiefen Augen.
Retten Sie es,“ rief ſie verzweifelt und deutete auf ein kleines Fenſter im zweiten
Stod. „Retten Sie es um Gotteswillen !“
Der Feuerwehrmann neigte fich zu ihr hernieder und ſagte :
„Sagen Sie mir, wo es iſt, und ich werde es retten, und ſollte es mir mein Leben
koſten.“
Der Himmel wird Sie belohnen
ſie. „Dort in jenem Zimmer habe ich es
1 ie es!
tterte der Feuerwehrmann die Leiter empor und
den Augen.
ragte eine teilnehmende Frau die ſchöne Unglückliche.
im es mein !“ ſ<luhzte die Gefragte. „O, Himmel,
gelaſſen. Dort muß es
Mit unerſhro>enem
u
Arme Frau“, ſagte der Feuerwehrmann traurig, „i< konnte kein Kind finden . . .
„Kind ?“ |>
der Feuerwehrmann.
„3a, was 1) e 1 [C
„Mein ne1 Fahrrad, Modell 98“, verſeßte ſie mit einem Auffchrei und fiel
in Ohnmacht.
Scherzfragen.
Warum wird das radfahrende Militär im Kriege mehr ausrichten als das fuß-
gehende ?
Uv] U9X4vU119319
(p1318 a1autun1 1399v saual ‘uapnauv quia uaq uaßoß anu sala14 11995 : 110al1U1
bare Thejen und Nadfahr-Anfänger ?
Bippling gun aqua :Framyurg
Worin gleichen ſic
Radler-Sprichwörter.
Glüd> und Pedal bricht manche38mal.
Was ein guter Radler werden will, gewöhnt ſi< bei Zeiten das Krümmen an.
Zu Fuß-Gang, iſt aller Laſter Anfang.
Läuten iſt Silber, Ausbie ;
Bremſe bei Zeit, jo ſtehſt in der Not.
Man foll die Laterne nicht vc Abend loben
Der Wurm krümmt ſich, wenn er getreten wird, mancher Radler, wenn er tritt.
Wirkung und Urſache. Au waih!
Dex Hund hungert
Die Magd lungert
Das Kind flennt, Die lebte jaure Gurke trag’ herbei !
Das E al Denn fürchterlich quältmich der Kagenjammer,
6 En HEE
Die Frau radelt. Acc)
Den ſauren Häring hole aus der Kammer,
Aus „Am deutſchen Herd.“ 1897.
Die ſchwarzen Reiter.
Die Welt wird ſchneller mit jedem Tag, O banne die Furcht, o ſcheue das Graun,
Wer weiß, wie das noch enden mag! = Wenn die ſchwarzen Geſellen Du näher wirſt ſhaun,
Soll loben man's oder tadeln? Dann lächelſt befreit Du und heiter.
Mit Dampf und mit Elektricität, Was herbei dort ſauſt wie der flüchtige Wind,
Hei, wie das ſchneller und ſchneller geht, Drei luſtige Rauchfangkehrer ſind
Und mit dem luſtigen Radeln! Als ſtrampelnde Stahlroßreiter!
Was ſauſt dort heran mit Sturmesmacht Nicht Unheil bringen ſie und Gefahr,
Und ſ<warz wie dunkle Gewitternacht? Es rufen „All Heil!“ Dir immerdar
Sind's Lüßzow's verwegene Streiter? Die reitenden ſ<warzen Geſellen!
Sind's Boten der hölliſchen Majeſtät, Mög' Alles, was düſter dräuend Dich ſchreckt,
Die ſchwarzen Drei, die das Auge erſpäht? Die Wolke, die ſchwarz den Himmel bedeckt,
Sind's die apokalyptiſchen Reiter? So freundlich ſih Dir erhellen!
Und weiter der Schwarzen Art Dich lehr':
Das Leben iſt kein Wandern mehr,
Heut geht's mit Peitſch' und Sporen!
Friſch drauf, daß man Dich nicht verkürzt,
Und biſt Du einmal auch geſtürzt,
Nicht den Humor verloren! n. W.
Frau
Frau Sorge geht auf Schritt und Tritt
Jm Leben uns zur Seite mit,
Doch hat fie jet oft ſchwere Stunden,
Seit man die Radlerei erfunden ;
Dieweil ſie ihre ernſte Pflicht
Uns Qual zu ſein — erfüllet nicht.
Viel tauſend Jahr iſt ſie ſhon alt,
Gebückt und ſ{<wä<hli< von Geſtalt,
Lernt fie das Radeln nimmermehr.
„Wann ſeid ihr Radler endlich
Dom Rad nicht mehr entzückt ?
Wann wird die „Zeit“ geſchaffen,
Die feiner wieder drückt?
Steht niht längſt auf der Liſte
Die „allerbeſte Zeit“,
Noch größ'res zu erreichen,
Scheint doh Unmöglichkeit ?“
„So lang mit vollen Backen
Bläſt noh der Gegenwind,
So lang noch junge „Fli
Am Start verſammelt ſind,
Und ſingend einſt
I “dl
eger
Zieht als der leb
Der lezte Menſ
5
orge.
Das aber kränkt die Alte ſehr.
Denn wenn ein Leichtfuß auf dem Rad
Vor ihr nur kleinen Vorſprung hat,
Bleibt ſie zurück und kann nicht weiter,
Das ſtimmt den Radler ſelig, heiter.
Er ſchaut ji um und lacht und tritt,
Die Alte fommt doch niemals nıit.
So führt er „ſorglos“ manche Meil!
Und ruft ihr ſpottend zu „All Heil!“
Uus dem „Radfahr-Humor“,
Der lebte Radler.
(Nach Unaſtaſius Grün.)
So lang nody Blätter grünen
Im Frühling auf der Flur,
So lang noh Mädchen lieben
Die Radlerherzen nur,
So lang in einem Laden
Noch ſteht ein Bicyclette,
So lang noch jede Woche
Ein neuer Club entſteht,
So lang herrſcht auf der Erde
Das Fahrrad unumſchränkt,
Weil es die ſchönſte Gabe,
Die uns ein Gott geſchenkt.
und jubelnd
Durchs alte Erdenhaus,
te Radler
< hinaus.“
Uus dem „Radfahr-Humor.““
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Adler, Festschrift 100 000. Fahrrad 1898
- Von
- 1898
- Seiten
- 44
- Art
- Firmenschrift
- Land
- Deutschland
- Marke
- Adler
- Quelle
- Heinz Fingerhut
- Hinzugefügt am
- 03.01.2021
- Schlagworte
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